Von Paul Weber

Stakeholder

Stakeholder beeinflussen strategische Entscheidungen von Unternehmen, indem ihre Interessen in den Entscheidungsprozess einbezogen werden. Stakeholder können den Erfolg eines Unternehmens und seine Aktivitäten direkt oder indirekt beeinflussen. Erfahre hier, was Stakeholder sind und welche Rolle sie in einem Unternehmen spielen.

Was sind Stakeholder?

Stakeholder sind Personen oder Gruppen, die direkt oder indirekt von den Aktivitäten eines Unternehmens betroffen sind oder diese beeinflussen können. Sie haben ein Interesse am Erfolg des Unternehmens und haben meist Einfluss auf Entscheidungen, Projekte und Entwicklungen. Die Stakeholder eines Unternehmens können sowohl intern als auch extern sein und tragen entscheidend zum Gesamterfolg bei.

Im geschäftlichen Kontext bezieht sich der Begriff Stakeholder auf alle relevanten Gruppen, die in die Prozesse eines Unternehmens eingebunden sind oder von diesen beeinflusst werden. Die Berücksichtigung der Interessen dieser Gruppen ist entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens.

Ein gutes Beispiel für den Einfluss von Stakeholdern auf den langfristigen Erfolg eines Unternehmens ist der US-amerikanische Einzelhandelsriese Walmart. Walmart hat in den letzten Jahren begonnen, seine Stakeholder-Strategien zu überdenken, insbesondere im Hinblick auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung. Dabei wurden nicht nur Kunden und Mitarbeiter, sondern auch Lieferanten, Gemeinschaften und Investoren stärker in die Unternehmensprozesse eingebunden.

Mit Blick auf die Interessen von Stakeholdern wie Umweltschutzorganisationen und Regulierungsbehörden hat Walmart umfassende Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasen und zur Förderung erneuerbarer Energien umgesetzt. Diese Veränderungen waren nicht nur positiv für das Unternehmensimage, sondern trugen auch dazu bei, langfristige Kosteneinsparungen zu realisieren und neue Märkte zu erschließen.

Arten von Stakeholdern

Stakeholder lassen sich in zwei Hauptkategorien einteilen: interne und externe Stakeholder. Diese beiden Gruppen haben jeweils unterschiedliche Rollen und Interessen:

  1. Interne Stakeholder:
    • Mitarbeiter: Sie beeinflussen das tägliche Geschäft direkt, indem sie zur Produktion des Unternehmens beitragen.
    • Management: Die Führungskräfte legen Strategien fest und spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidungsfindung.
    • Eigentümer und Anteilseigner: Sie profitieren vom Erfolg des Unternehmens, können aber auch direkt eingebunden sein, beispielsweise durch den Shareholder-Value-Ansatz. Auch Personengesellschaften stellen spezielle Anforderungen an das Stakeholder-Management, da sie oft enge persönliche Beziehungen zwischen den Gesellschaftern und dem Unternehmen beinhalten.
  2. Externe Stakeholder:
    • Kunden: Ihre Zufriedenheit bestimmt den Erfolg des Unternehmens.
    • Lieferanten: Sie tragen dazu bei, dass die Produkte des Unternehmens rechtzeitig und in hoher Qualität geliefert werden.
    • Gewerbetreibende: Sie sind ebenfalls relevante externe Stakeholder, wenn sie als Kunden oder Geschäftspartner auftreten und zur lokalen Wirtschaft beitragen.
    • Lokale Gemeinschaften: Sie können durch Arbeitsplätze und gesellschaftliches Engagement direkt oder indirekt von Unternehmen profitieren.

Beispiel:

Die Bedeutung von Stakeholdern kann beispielsweise anhand der Automobilindustrie verdeutlicht werden. Wenn ein Autohersteller beispielsweise ein neues Elektrofahrzeug entwickelt, sind dabei verschiedene Stakeholder direkt oder indirekt betroffen:

  • Interne Stakeholder: Die Mitarbeiter des Unternehmens, beispielsweise Ingenieure und Produktionsmitarbeiter, tragen zur Entwicklung und Herstellung des Fahrzeugs bei. Das Management trifft strategische Entscheidungen über die Produktionsstandorte und die Markteinführung. Auch die Anteilseigner haben ein großes Interesse am Erfolg des Projekts, da dieser sich auf den Wert ihrer Aktien auswirken kann.
  • Externe Stakeholder: Kunden interessieren sich zunehmend für umweltfreundliche Mobilitätslösungen und beeinflussen somit die Nachfrage nach dem neuen Fahrzeug. Lieferanten müssen sicherstellen, dass sie die notwendigen Bauteile (z. B. Batterien) rechtzeitig und in der richtigen Qualität liefern können. Investoren, die in nachhaltige Technologien investieren, wollen sicherstellen, dass das Unternehmen sich in die richtige Richtung weiterentwickelt. Außerdem könnten auch lokale Gemeinschaften betroffen sein, wenn neue Produktionsstätten eröffnet oder bestehende Werke modernisiert werden, was Arbeitsplätze und wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt.

Rolle und Einfluss von Stakeholdern

Stakeholder haben einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung eines Unternehmens. Ihre Erwartungen und Bedürfnisse können die strategische Ausrichtung maßgeblich beeinflussen. Hier sind einige Beispiele:

  • Mitarbeiter fordern oft faire Arbeitsbedingungen, was das Unternehmen dazu zwingt, seine internen Prozesse zu verbessern.
  • Investoren zu finden ist entscheidend für das Wachstum; ihre finanziellen Mittel ermöglichen es dem Unternehmen, seine Produkte weiterzuentwickeln.
  • Kunden beeinflussen Produktentwicklungen durch Feedback und Kaufverhalten, indem sie klar machen, welche Produkte für sie von Wert sind.

Die Interaktionen mit Stakeholdern haben unmittelbare Auswirkungen auf den Erfolg des Unternehmens. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass sie sowohl ihre internen als auch externen Stakeholder aktiv einbinden und deren Interessen berücksichtigen.

Beispiel:

Ein praktisches Beispiel für die Rolle und den Einfluss von Stakeholdern zeigt sich in der Technologiebranche, beispielsweise bei der Einführung eines neuen Smartphones.

  • Mitarbeiter: Mitarbeiter eines Unternehmens, wie Entwickler und Produktionsmitarbeiter, könnten bessere Arbeitsbedingungen oder Weiterbildungsmöglichkeiten fordern, die ihre Motivation und Effizienz steigern würden. Dies zwingt das Unternehmen, seine internen Prozesse zu überdenken, zum Beispiel durch die Einführung flexiblerer Arbeitszeiten oder zusätzliche Schulungen, um die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen.
  • Investoren: Investoren sind entscheidend für die Finanzierung des Projekts. Bei der Entwicklung eines neuen Smartphones müsste das Unternehmen große Investitionen tätigen, um innovative Technologien zu integrieren. Investoren zu finden, ist daher essentiell, da ihre finanziellen Mittel den notwendigen Spielraum bieten, um mit der Konkurrenz mithalten und die neueste Technologie auf den Markt bringen zu können.
  • Kunden: Kunden beeinflussen die Entwicklung des neuen Smartphones maßgeblich durch ihre Erwartungen und Rückmeldungen. Beispielsweise könnte das Feedback von Nutzern früherer Modelle dazu führen, dass das Unternehmen die Akkulaufzeit oder die Kameraqualität verbessert. Das Kaufverhalten der Kunden zeigt zudem, welche Funktionen besonders gefragt sind, was die Produktentwicklung weiter vorantreibt.

Stakeholder-Management

Das Stakeholder-Management ist entscheidend, um den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu sichern. Hier einige wichtige Strategien:

  • Identifikation und Analyse: Zu wissen, wer die relevanten Stakeholder sind und welchen Einfluss sie auf das Unternehmen haben, ist der erste Schritt im Management-Prozess.
  • Kommunikation: Die offene und regelmäßige Kommunikation mit Stakeholdern hilft dabei, Vertrauen aufzubauen und Missverständnisse zu vermeiden.
  • Einbindung: Stakeholder frühzeitig in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, kann wertvolle Erkenntnisse liefern und Konflikte minimieren.

Gutes Stakeholder-Management ermöglicht es einem Unternehmen, proaktiv auf deren Bedürfnisse und Erwartungen einzugehen, anstatt nur auf Probleme zu reagieren.

Stakeholder-Analyse

Um die Interessen der Stakeholder zu bewerten, ist eine systematische Stakeholder-Analyse notwendig. Zu den wichtigsten Stakeholder-Analysewerkzeugen gehören:

  • Stakeholder-Matrix: Dieses Instrument ermöglicht es, Stakeholder nach Einfluss und Interesse zu kategorisieren.
  • Interessenbewertung: Eine klare Bewertung der Bedürfnisse und Erwartungen hilft dabei, Prioritäten zu setzen und gezielt zu handeln.

Ein fundiertes Verständnis der Stakeholder ist die Grundlage für effektives Stakeholder-Engagement.

Beispiel:

Ein Beispiel für die Anwendung einer Stakeholder-Analyse findet sich bei großen Bauprojekten, beispielsweise dem Bau eines neuen Einkaufszentrums. Um die Interessen der Stakeholder zu bewerten und den Projekterfolg sicherzustellen, wird eine Stakeholder-Matrix erstellt, um die relevanten Akteure nach ihrem Einfluss und Interesse zu kategorisieren:

  • Hoher Einfluss, hohes Interesse: Die Stadtverwaltung hat großen Einfluss auf das Projekt, da sie Genehmigungen erteilen muss. Ihre Interessen liegen in der wirtschaftlichen Entwicklung der Region und dem reibungslosen Ablauf des Bauprozesses.
  • Hoher Einfluss, geringes Interesse: Die Investoren stellen die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung, haben aber kein direktes Interesse an den Details des Baus, solange die Budgetvorgaben und Fristen eingehalten werden.
  • Geringer Einfluss, hohes Interesse: Anwohner haben möglicherweise ein großes Interesse an der Lärmbelästigung und Verkehrssituation während des Baus, jedoch weniger Einfluss auf das Projekt.
  • Geringer Einfluss, geringes Interesse: Lieferanten, die Baumaterialien bereitstellen, sind in diesem Fall eher Stakeholder mit geringem Einfluss und Interesse an dem Projekt, solange alle vertraglichen Abmachungen eingehalten werden.

Bedeutung für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)

Kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stehen oft vor besonderen Herausforderungen, wenn es um das Management von Stakeholdern geht. Sie haben in der Regel weniger Ressourcen als große Unternehmen, was bedeutet, dass sie kreative Ansätze benötigen, um Stakeholder zu identifizieren und einzubinden. Trotzdem bietet das Stakeholder-Management in diesen Fällen auch Chancen:

  • Engere Beziehungen: KMU können oft persönlichere Beziehungen zu ihren Kunden und Lieferanten aufbauen.
  • Flexibilität: KMU sind in der Lage, schneller auf Feedback zu reagieren und Prozesse anzupassen, was einen Wettbewerbsvorteil darstellt.

Die Berücksichtigung der Stakeholder eines Unternehmens ist auch für KMU entscheidend, um langfristig erfolgreich zu sein.

Beispiel:

Ein kleines Modeunternehmen, das handgefertigte Kleidung herstellt, zeigt, wie KMU von einem gezielten Stakeholder-Management profitieren können. Das Unternehmen hat nur eine begrenzte Anzahl an Mitarbeitern und arbeitet eng mit lokalen Lieferanten zusammen. Um den wachsenden Wettbewerb im Markt zu überstehen, musste das Unternehmen seine Stakeholder-Strategie anpassen.

  1. Engere Beziehungen: Das Unternehmen pflegt enge Beziehungen zu seinen Stammkunden, indem es regelmäßiges Kundenfeedback einholt und maßgeschneiderte Produkte anbietet. Diese direkte Kommunikation führt zu einer hohen Kundenzufriedenheit und einer starken Kundenbindung, was wiederum für eine stabile Umsatzbasis sorgt.
  2. Flexibilität: Als einige Kunden Änderungen bei den Materialien wünschten, konnte das Unternehmen schnell reagieren und seine Lieferanten anpassen. Es verhandelte neue Lieferverträge für umweltfreundlichere Stoffe und konnte so auf aktuelle Markttrends reagieren, was den Absatz steigerte.
  3. Investoren finden: Für das weitere Wachstum und den Ausbau der Produktpalette musste das Unternehmen zusätzliche finanzielle Mittel einwerben. Durch eine gezielte Ansprache von Investoren, die Interesse an nachhaltiger Mode hatten, gelang es, einen neuen Investor zu gewinnen. Diese Finanzierung ermöglichte es dem Unternehmen, neue Produktionsanlagen zu kaufen und somit die Effizienz zu steigern.

Stakeholder spielen eine zentrale Rolle für den Erfolg eines Unternehmens, da sie seine geschäftlichen Aktivitäten direkt oder indirekt beeinflussen. Ob interne Akteure wie Mitarbeiter und Anteilseigner oder externe wie Kunden und Investoren – das Verständnis der Erwartungen und Interessen dieser Personen oder Gruppen ist entscheidend. Ein gutes Stakeholder-Management hilft dabei, langfristige Beziehungen aufzubauen, die zum Erfolg des Unternehmens beitragen.