Von Kevin Schmidt

Prokurist

Der Prokurist, eine wichtige Figur in vielen Unternehmen, spielt eine entscheidende Rolle in der Geschäftsführung. Diese Position trägt erhebliche Verantwortung und hat weitreichende Befugnisse. In diesem Artikel wird die Definition „Prokurist“ erläutert sowie die Bedeutung und seine Rolle in Unternehmen beleuchtet. Das Ziel ist es, Informationen über die Rechte und Pflichten eines Prokuristen bereitzustellen. Dabei werden die rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Anforderungen an diese Position eingehend betrachtet.

Was ist ein Prokurist?

Ein Prokurist ist ein Mitarbeiter, dem die Befugnis erteilt wird, ein Unternehmen in rechtlichen Angelegenheiten zu vertreten. Diese Position ist in der Regel mit einer hohen Stellung im Unternehmen eingehend. Sie ist mit erheblicher Verantwortung verbunden, da Prokuristen maßgeblich an der Gestaltung von Geschäftsentscheidungen beteiligt sind.

Erteilung der Prokura

Es gibt zwei Arten der Prokura:

  1. Einzelprokura: Bei der Einzelprokura ist eine Person allein befugt, das Unternehmen zu vertreten und Geschäfte im Namen des Unternehmens abzuschließen.
  2. Gesamtprokura: Bei der Gesamtprokura haben mehrere Personen gemeinsam die Befugnis, das Unternehmen zu vertreten und Geschäfte im Namen des Unternehmens abzuschließen. Die Zustimmung aller Prokuristen ist erforderlich, um gültige Geschäfte abzuschließen.

Der Umfang der Prokura wird in der Regel individuell festgelegt und kann je nach Vereinbarung variieren. Im Allgemeinen umfasst die Prokura die Befugnis, das Unternehmen zu vertreten und Geschäfte im Namen des Unternehmens abzuschließen.

Nur Kaufleute können eine Prokura erteilen, um Vertretungsmacht zu begründen. Kaufleute sind diejenigen, die im Betrieb eines Handelsgewerbes oder im Handelsregister eingetragen sind. Es gibt Ausnahmen für Land- oder Forstwirtschaftsbetriebe. Auch Handelsgesellschaften wie die offene Handelsgesellschaft können eine Prokura erteilen, da sie den Kaufleuten gleichgestellt sind.

Die Prokura muss ausdrücklich erteilt werden. Eine stille Erteilung oder Duldung eines Dritten als Prokurist (sog. Duldungsprokura) sind nicht ausreichend. Die Formulierung einer „handelsrechtlichen Vollmacht i. S. d. § 48 HGB“ genügt jedoch. Die Eintragung im Handelsregister ist obligatorisch. Allerdings ist das Handelsregister anzumelden keine Voraussetzung für die Wirksamkeit der Prokura.

Dennoch sollte die Eintragung schnell erfolgen, damit alle Beteiligten darauf vertrauen können. Die Prokura kann nur einer natürlichen Person erteilt werden. Juristische Personen, deren Organe, eine KG oder organschaftliche Vertreter wie ein vertretungsberechtigter Gesellschafter der OHG kommen nicht in Frage. Die Prokura ist an die Person gebunden, der sie erteilt wurde, und unübertragbar.

Die Aufgaben eines Prokuristen

Was macht ein Prokurist? Zunächst einmal ergeben sich die Verantwortlichkeiten eines Prokuristen aus den Befugnissen, die ihm durch seine Prokura gewährt werden. Es ist daher wesentlich für jeden Prokuristen, die Geschäfte und Rechtshandlungen in einem bestimmten Umfang zu leiten. Vor allem sollte er als Repräsentant seines Unternehmens fungieren.

Eine bedeutende Pflicht besteht darin, die Gesellschaft nach außen hin zu vertreten, was sowohl rechtliche Handlungen als auch repräsentative Funktionen einschließt. Darüber hinaus liegt oft die Verantwortung des Prokuristen im Schriftverkehr sowie in finanziellen Angelegenheiten wie der Überwachung größerer Zahlungen. Des weiteren umfassen die typischen Aufgaben:

  • Beantragung von Krediten und anderen Verbindlichkeiten
  • Zuweisung von Handlungsvollmachten
  • Leitung des Geschäftsverkehrs
  • Personalmanagement einschließlich Einstellung und Kündigung von Mitarbeitern
  • Unterzeichnung von Wechseln
  • Durchführung von gerichtlichen Auseinandersetzungen.

Zu den Befugnissen eines Prokuristen gehören in der Regel die sogenannten Standard-Rechtsgeschäfte. Diese umfassen alle rechtlich bindenden Transaktionen, die zum normalen Geschäftsbetrieb des jeweiligen Unternehmens gehören. Typische Befugnisse, die eine Prokura beinhaltet, können Folgende sein:

  • Abschluss von Verbindlichkeiten
  • Unterzeichnung von Wechseln
  • Vertretung vor Gericht
  • Abschluss von Arbeitsverträgen
  • Beendigung von Arbeitsverhältnissen
  • Aufnahme von Krediten
  • Gründung von Filialen

Auf der anderen Seite sind es die nicht üblichen Rechtsgeschäfte, die ausschließlich den Gesellschaftern oder der Geschäftsführung vorbehalten sind. Prokuristen dürfen beispielsweise keine Insolvenz beantragen, keine Eide leisten, anderen Mitarbeitern keine Prokura erteilen und auch keine Steuererklärung für das Unternehmen unterzeichnen.

Was darf ein Prokurist nicht?

Was darf Prokurist nicht? Gemäß § 49 Abs. 2 HGB ist es einem Prokuristen untersagt, Grundstücksgeschäfte abzuwickeln, die den Verkauf oder die Belastung eines Grundstücks betreffen. Diese Einschränkung betrifft sowohl vertragliche Verpflichtungen als auch die daraus resultierenden Transaktionen. Eine Ausnahme besteht lediglich, wenn dem Prokuristen explizit die Befugnis dazu erteilt wurde – die sogenannte Grundstücksklausel. Des Weiteren fallen Geschäfte, die den Kernbetrieb des Unternehmens betreffen, nicht unter die Prokura.

Der Prokurist hat keine Befugnis, die Firmenstruktur zu verändern, den Handelsbetrieb einzustellen oder ein Insolvenzverfahren zu initiieren. Neben anderen Beschränkungen der Prokura ist es ihm auch untersagt, persönliche Geschäfte zu tätigen. Er kann keine Prokura eigenständig erteilen und ist nicht berechtigt, in seinem eigenen Namen Verträge abzuschließen. 

Wenn das Privatvermögen des Kaufmanns von Unternehmensvermögen abgegrenzt werden kann, darf der stellvertretende Prokurist natürlich auch nicht über das Privatvermögen verfügen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Handlungen des Prokuristen für das Geschäfts- oder Privatvermögen des Kaufmanns wesentlich sind. Dies hat keinen Einfluss auf die Gültigkeit der Prokura.

Wer darf Prokurist sein?

Es ist festgelegt, dass ein Prokurist einer GmbH ausschließlich eine natürliche Person sein darf. Außerdem muss der Prokurist volljährig sein bzw. genauer gesagt voll geschäftsfähig sein. Es gibt jedoch Ausnahmen, bei denen volljährige Personen trotzdem nicht voll geschäftsfähig sind, zum Beispiel bei Personen unter Vormundschaft. Eine Prokura kann daher weder einer juristischen Person noch Minderjährigen erteilt werden. Ebenso ist es nicht möglich, dass sich der Geschäftsinhaber selbst eine Prokura erteilt. Andererseits besteht die Möglichkeit, den folgenden Personen, die nicht zu den regulären Mitarbeitern zählen, eine Gesamtprokura zu erteilen: Kommanditisten, stille Gesellschafter, persönlich haftende Gesellschafter, die von der Vertretung des Unternehmens ausgeschlossen sind.

Wie wird man Prokurist?

Was ist ein Prokurist in einer Firma? Es existieren keine festgelegten Schulungsanforderungen für die Position eines Prokuristen. Die Ernennung eines Prokuristen erfolgt durch ein Unternehmen, wenn es ihn für qualifiziert, vertrauenswürdig und verantwortungsbewusst hält. In der Regel erwarten Unternehmen von Prokuristen eine angemessene Berufserfahrung und fundierte Kenntnisse im jeweiligen Geschäftsbereich oder in der Branche. 

Ein tiefgehendes Verständnis für Geschäftsprozesse sowie rechtliche, steuerliche und betriebswirtschaftliche Rahmenbedingungen gehören oft zu den Anforderungen. Die genauen Anforderungen können jedoch von Unternehmen zu Unternehmen und von Branche zu Branche erheblich variieren. Ein Studium der Betriebswirtschaft, des Rechts oder einer anderen relevanten Disziplin kann von Vorteil sein.

Eine erfolgreich abgeschlossene kaufmännische Ausbildung bildet einen soliden Grundstein. Ergänzend dazu ist es ratsam, gezielte Schulungen oder Fortbildungen zu absolvieren. Nicht selten ist die Ernennung eines Prokuristen mit einem Karrieresprung verbunden. Zum Beispiel in Form einer Beförderung zum Filialleiter oder stellvertretenden Geschäftsführer.

Karriereweg und Entwicklungsmöglichkeiten für einen Prokuristen

Wie man den Weg zum Prokuristen erteilt, kann auf verschiedene Weise erfolgen. Viele Prokuristen beginnen ihre Karriere im Unternehmen und arbeiten sich durch verschiedene Abteilungen hoch. Eine solide Ausbildung, sei es im Bereich Betriebswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften oder einem anderen relevanten Fachgebiet, ist oft der Ausgangspunkt. Danach können sie durch kontinuierliche Weiterbildung und Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten sowie durch überzeugende Leistungen im Unternehmen aufsteigen.

Ein weiterer Weg ist der Quereinstieg, bei dem Spezialisten außerhalb des Unternehmens als Prokuristen eingestellt werden. Sie verfügen oft über langjährige Erfahrung in Führungspositionen. Diese Personen bringen neue Perspektiven und umfangreiche Erfahrungen aus anderen Unternehmen mit. Dies kann für das Unternehmen von großem Wert sein.

Entwicklungsmöglichkeiten für angehende Unterschriftsberechtigte können auch durch spezielle Aus- und Weiterbildungen gefördert werden. Dazu gehören Seminare zur Unternehmensführung, Managementkurse oder juristische Schulungen.

Haftung des Prokuristen gegenüber dem Unternehmen und Dritten

Ein recht komplexes Thema ist die Haftung von Prokuristen. Es hängt stark von den individuellen Umständen ab, ob und inwieweit ein bestimmter Prokurist auf der Grundlage seiner Vollmacht haftbar gemacht werden kann. Grundsätzlich gilt, dass die Prokura-Haftung nur während der Arbeitszeit relevant ist. Anders gesagt, ein Prokurist haftet natürlich nicht für Handlungen, die er in seiner Freizeit ausführt. Zudem muss bei der Prokurist- Haftung üblicherweise zwischen verschiedenen Graden von Fahrlässigkeit unterschieden werden:

  1. leichte Fahrlässigkeit
  2. mittlere Fahrlässigkeit
  3. grobe Fahrlässigkeit
  4. Vorsatz

Bei leichter Fahrlässigkeit ist es üblicherweise auch für Prokuristen so, dass sie nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Stattdessen wäre das Unternehmen, entweder mit seinem Firmenvermögen oder teilweise mit dem persönlichen Vermögen der Gesellschafter, für einen entstandenen Schaden verantwortlich. 

Bei mittlerer Fahrlässigkeit müssen Prokuristen oft in gewissem Maße haften, während sie bei grober Fahrlässigkeit nicht selten vollständig haften müssen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Prokurist absichtlich falsch gehandelt hat und somit einen Schaden verursacht hat. Es ist zu beachten, dass die Haftung der Prokuristen auch die Geschäftspartner des Unternehmens betrifft.

Trotz der üblichen Bestimmungen hängt es in der Regel vom konkreten Fall ab, ob Prokuristen haften und wenn ja, in welchem Ausmaß dies geschieht. Ebenso spielt es eine Rolle, ob der Prokurist tatsächlich die Geschäftsführung übernimmt. In diesem Fall spricht man von einer Haftungsfalle, die dazu führen kann, dass Prokuristen ähnlich wie Geschäftsführer in die Verantwortung gezogen werden. 

Es muss auch immer geklärt werden, ob für die betreffende Handlung eine ausreichende Prokurist- Vollmacht im Rahmen der Prokura vorlag oder nicht. Denn Prokuristen dürfen trotz ihrer Prokura nicht zum Nachteil des Unternehmens handeln, auch wenn sie möglicherweise rechtlich dazu befugt wären.

Prokurist im internationalen Kontext

Prokuristen spielen eine wesentliche Rolle im internationalen Geschäftsumfeld, doch die spezifischen Aufgaben und Befugnisse können je nach Land variieren. In Deutschland beispielsweise verfügen Prokuristen über weitreichende Vollmachten zur Vertretung des Unternehmens, während ihre Kollegen in anderen Ländern möglicherweise eingeschränktere Befugnisse haben. Trotz dieser Unterschiede haben Prokuristen auf der ganzen Welt ähnliche Aufgaben. So unterzeichnen sie beispielsweise Verträge, leiten das Tagesgeschäft und vertreten das Unternehmen gegenüber Dritten.

Globale Geschäftstrends haben die Rolle von Prokuristen ebenfalls beeinflusst. Mit zunehmender Digitalisierung und Globalisierung stehen sie vor neuen Herausforderungen und Möglichkeiten. Die Notwendigkeit einer effizienten Geschäftsverwaltung hat an Bedeutung gewonnen, was die Nachfrage nach Dienstleistungen wie Finom steigert.

Fazit

Insgesamt zeigt sich, dass die Rolle des Prokuristen eine bedeutende Position in einem Unternehmen darstellt. Durch die rechtliche Befugnis, das Unternehmen zu vertreten, trägt der Prokurist eine hohe Verantwortung. Seine vielfältigen Aufgaben erfordern ein hohes Maß an Fachwissen, Organisationstalent und Engagement. Die Zusammenarbeit zwischen dem Prokuristen und der Geschäftsführung ist entscheidend für den reibungslosen Ablauf von geschäftlichen Angelegenheiten und das Erreichen der Unternehmensziele.

FAQ

Welche Qualifikationen und Erfahrungen sind erforderlich, um Prokurist zu werden?

Qualifikationen und Erfahrungen umfassen typischerweise eine kaufmännische Ausbildung, Berufserfahrung im Management und rechtliches Verständnis.

Gibt es internationale Unterschiede in der Rolle eines Prokuristen?

Ja, es gibt Unterschiede in den rechtlichen Anforderungen und Befugnissen eines Prokuristen je nach Land.

Was ist genau die Rolle eines Prokuristen in einem Unternehmen?

Die Rolle eines Prokuristen beinhaltet die Vertretung des Unternehmens gegenüber Dritten, die Übernahme von Vollmachten und die Verantwortung für bestimmte Geschäftsbereiche gemäß den Unternehmenszielen.