Die optimale Bestellmenge verhindert das Risiko von Engpässen oder Überbeständen an Produkten. Sie steigert die Effizienz der Geschäftsprozesse und ist daher für Unternehmen von großer Bedeutung. Dieser Artikel richtet sich an Unternehmer und Verantwortliche in der Lagerhaltung, die ihre Bestellstrategien optimieren möchten.
Definition der optimalen Bestellmenge
Die optimale Bestellmenge ist die Menge an Waren, bei der das Unternehmen die minimalen Kosten für den Einkauf und die Lagerung hat. Dabei kann das Unternehmen die Nachfrage der Kunden stets befriedigen.
Sie ist keine feste Größe und kann schwanken. Dies liegt daran, dass externe Faktoren einen erheblichen Einfluss auf die Produktionsprozesse und Verkaufszahlen haben. Deshalb müssen Unternehmen die optimale Bestellmenge regelmäßig überprüfen.
Warum ist die optimale Bestellmenge wichtig?
Die optimale Bestellmenge ist für Unternehmen entscheidend, um eine hohe Kosteneffizienz zu erreichen. Sie hilft ihnen, die Ausgaben für die Bestellung und Lagerhaltung in Einklang zu bringen. So werden Überbestände und Fehlmengen vermieden.
Überbestände entstehen, wenn ein Unternehmen mehr Waren lagert als benötigt. Das führt zu hohen Lagerkosten und gebundenem Kapital. Fehlmengen treten auf, wenn die Bestellmenge zu niedrig ist und die Nachfrage nicht gedeckt werden kann. Dies führt zu Lieferengpässen und möglichen Umsatzeinbußen. Ungeplante Nachbestellungen erhöhen die Bestellkosten und stören die Effizienz der Lagerhaltung.
Die richtige Berechnung der optimalen Bestellmenge wirkt sich direkt auf die Liquidität des Unternehmens aus. Die Aufrechterhaltung eines optimalen Lagerbestands ermöglicht es, finanzielle Mittel freizusetzen, die sonst in überschüssigen Beständen gebunden wären.
Optimale Bestellmenge: Wichtige Faktoren, die zu berücksichtigen sind
Bei der Berechnung der optimalen Bestellmenge spielen verschiedene Faktoren eine entscheidende Rolle. Diese beeinflussen sowohl die Bestell- als auch die Lagerkosten und somit die Gesamtkosten des Unternehmens.
Folgende Tabelle bietet einen Überblick über die wesentlichen Faktoren und deren Bedeutung:
Faktor | Bedeutung |
Bestellkosten | Kosten, die bei jeder Bestellung anfallen, einschließlich Verwaltung, Transport und weitere Aufwendungen |
Lagerhaltungskosten | Kosten für die Lagerung von Waren, beispielsweise Miete, Versicherung und Personalaufwand |
Nachfrage | Der voraussichtliche Bedarf an Produkten beeinflusst die Menge, die bestellt werden sollte. |
Lieferzeit | Die Zeit, die benötigt wird, um die Bestellung zu erhalten, wirkt sich auf den Lagerbestand aus. |
Lagerkapazität | Der verfügbare Platz zur Lagerung der Waren bestimmt, wieviel bestellt werden kann. |
Saisonale Schwankungen | Anpassung der Bestellmenge an hohe oder geringe Nachfrage, um Fehlmengen oder Überbestände zu vermeiden. |
Optimale Bestellmenge Formeln
Für die präzise Bestimmung der optimalen Bestellmenge ist es wichtig, die relevanten Formeln zu kennen. Diese Formeln helfen dabei, die verschiedenen Kostenarten zu berechnen und die ideale Bestellmenge zu ermitteln, die sowohl die Bestellkosten als auch die Lagerkosten minimiert.
Im Folgenden werden die wesentlichen Formeln zur Berechnung der Bestellkosten, Lagerkosten und der minimalen Gesamtkosten erläutert.
Bestellkosten
Diese Formel berechnet die Gesamtkosten, die bei einer Bestellung anfallen:
Bestellkosten = Bestellkosten pro Auftrag х Anzahl der Bestellungen
Die Bestellkosten pro Auftrag umfassen Verwaltung, Transport und andere Ausgaben. Um die Gesamtkosten für alle Bestellungen im Jahr zu berechnen, multipliziert man die Bestellkosten pro Auftrag mit der Anzahl der Bestellungen, die erforderlich sind, um die benötigte Jahresmenge zu decken.
Lagerkosten
Diese Formel berechnet die jährlichen Kosten für die Lagerung, indem sie die Lagerkosten pro Artikel mit dem durchschnittlichen Lagerbestand multipliziert. Die physischen Lagerkosten beinhalten auch Platz- und Personalkosten:
Lagerkosten = Lagerkosten pro Stück х (Bestellmenge / 2)
Um die jährlichen Lagerkosten zu berechnen, nimmt man die Lagerkosten pro eingelagertem Artikel und multipliziert diese mit der durchschnittlichen Lagerbestandsmenge, die etwa der Hälfte der Bestellmenge entspricht. Dies ergibt die jährlichen Lagerkosten.
Minimum der Gesamtkosten
Diese Formel summiert die Bestell- und Lagerkosten, um die Gesamtkosten der Lagerhaltung und Bestellung zu berechnen. Das Ziel ist es, die Gesamtkosten zu minimieren, indem ein Gleichgewicht zwischen Bestellkosten und Lagerkosten gefunden wird:
Gesamtkosten = Bestellkosten + Lagerkosten
Die minimalen Gesamtkosten ergeben sich, wenn diese beiden Kostenarten optimal aufeinander abgestimmt sind. Hierbei kann auch die Vollkostenrechnung eine Rolle spielen, um die gesamten Kosten zu berücksichtigen und ein vollständiges Bild der finanziellen Auswirkungen zu erhalten.
Andlersche Formel
Die Andler-Formel ist ein bewährtes Werkzeug zur Berechnung der optimalen Bestellmenge, die die Gesamtkosten minimiert. Diese Formel bietet eine systematische Methode, um die bestmögliche Bestellmenge zu ermitteln, indem sie Bestell- und Lagerkosten in Betracht zieht.
Sie lautet:
Optimale Bestellmenge = √ ((2 х Bestellkosten х Nachfrage) / Lagerkosten pro Stück)
Vorteile der Andlerschen Formel:
- Einfachheit: Die Formel ist relativ einfach zu nutzen und zu verstehen. Sie verwendet grundlegende Werte wie Bestellkosten, Nachfrage und Lagerkosten.
- Effizienz: Durch die Anwendung der Andlerschen Formel können Unternehmen die optimale Bestellmenge schnell und präzise berechnen, was zu einer Reduzierung der Gesamtkosten, die bei der Bestellung fallen, führt.
Nachteile der Andlerschen Formel:
- Konstante Parameter: Die Formel geht davon aus, dass die Nachfrage und die Lagerkosten konstant bleiben, was in der Praxis oft nicht der Fall ist. Änderungen in der Nachfrage oder den Lagerkosten können die Genauigkeit der Berechnung beeinflussen.
- Keine Mengenrabatte: Die Formel berücksichtigt keine möglichen Mengenrabatte oder Preisnachlässe, die bei größeren Bestellmengen gewährt werden könnten. Sie berücksichtigt auch nicht die Auswirkungen auf das Working Capital, da größere Lagerbestände mehr gebundenes Kapital erfordern.
Insgesamt bietet die Andlersche Formel eine nützliche Grundlage zur Berechnung der optimalen Bestellmenge. Sie ist besonders für Unternehmen hilfreich, die unter stabilen Bedingungen arbeiten und eine effiziente Bestellstrategie anstreben.
Bei variablen Bedingungen oder zusätzlichen Rabatten sollten alternative Methoden oder Anpassungen in Betracht gezogen werden.
Optimale Bestellmenge - Berechnung
Folge einfach diesen Schritten, um die optimale Bestellmenge zu berechnen:
- Bestimme die jährliche Nachfrage: Finde heraus, wie viele Einheiten des Produkts Dein Unternehmen im Jahr benötigt. Diese Information ist entscheidend, um die Anzahl der benötigten Bestellungen zu ermitteln.
- Ermittle die Bestellkosten pro Auftrag: Berechne alle Kosten, die pro Bestellung anfallen. Dazu gehören Verwaltungskosten, Transportkosten und andere damit verbundene Aufwendungen.
- Berechne die Lagerkosten pro Stück: Bestimme die Kosten, die pro Jahr für die Lagerung eines einzelnen Artikel anfallen. Dies kann Miete, Versicherung und Lagerhaltungskosten umfassen. Diese Kosten sind wichtig, um die Lagerkosten korrekt zu berechnen.
- Setze die Werte in die Andlersche Formel ein: Verwende die Andlersche Formel, um die optimale Bestellmenge zu berechnen.
Durch diese Schritte erhältst Du eine präzise Berechnung der optimalen Bestellmenge, die dir hilft, die Gesamtkosten zu optimieren und deine Lagerhaltung effizient zu gestalten.
Beispielrechnungen
Beispiel 1: Ein Unternehmen hat eine jährliche Nachfrage von 10.000 Stück, Bestellkosten von 50 Euro pro Bestellung und Lagerkosten von 2 Euro pro Stück. Die Berechnung der optimalen Bestellmenge erfolgt daher folgendermaßen:
Optimale Bestellmenge = √ ((2 х 50 х 10.000) / 2) = √ 500.000 ≈ 707 Stück
Beispiel 2: Bei einer Nachfrage von 5.000 Stück, Bestellkosten von 100 Euro und Lagerkosten von 3 Euro pro Artikel ergibt sich folgende Rechnung:
Optimale Bestellmenge = √ ((2 х 100 х 5.000) / 3) ≈ 577 Stück
Alternative Berechnungsmethoden
Neben der Andlerschen Formel gibt es noch weitere Methoden, um die optimale Bestellmenge zu ermitteln. Dazu zählen das Bestellpunktverfahren und die grafische Lösung.
- Das Bestellpunktverfahren basiert auf einem definierten Lagerbestand, bei dessen Unterschreitung eine neue Bestellung ausgelöst wird.
- Die grafische Lösung visualisiert Bestell- und Lagerkosten, um die optimale Bestellmenge durch grafische Schnittpunkte zu finden.
Diese Methoden bieten unterschiedliche Ansätze und können je nach Unternehmensgröße und spezifischem Bedarf variieren.
Fazit
Die Ermittlung der optimalen Bestellmenge ist entscheidend für die Kostenkontrolle und Effizienzsteigerung in der Lagerwirtschaft. Eine präzise Berechnung hilft, die Bestell- und Lagerkosten zu minimieren, was die Rentabilität Deines Unternehmens erhöhen kann.
Nutze die Andlersche Formel oder andere bewährte Methoden, um Deine Bestellstrategien zu optimieren. Dadurch kannst Du die Lagerhaltung effizient gestalten und sicherstellen, dass Dein Unternehmen sowohl kosteneffektiv als auch wettbewerbsfähig bleibt.
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