Die degressive Abschreibung ist eine bekannte Methode, mit der Unternehmer, Selbstständige und Kleinunternehmer einen großen Teil ihrer Kosten absetzen können. In diesem Artikel erfährst Du, was die degressive Abschreibung ist, welche Vorteile sie bietet und wie Du sie steuerlich optimal nutzen kannst. Darüber hinaus werden die aktuell geltenden Regelungen für das Jahr 2024 behandelt, sodass Du immer auf dem neuesten Stand bist.
Was ist die degressive Abschreibung?
Die degressive Abschreibungsmethode ist eine Methode, bei der die Abschreibungsbeträge in den ersten Jahren am höchsten sind und im Laufe der Zeit abnehmen. Diese Methode wird oft auch als degressive AfA bezeichnet, wobei „AfA“ für „Absetzung für Abnutzung“ steht.
Sie hilft, die Steuerlast nach Anschaffungen zu senken, da hohe Anfangsinvestitionen schneller abgeschrieben werden können. Durch höhere Abschreibungen für die Anschaffung oder Herstellung von Produkten in den ersten Jahren profitierst Du als Unternehmer von einer höheren Liquidität zur Reinvestition.
Die degressive Abschreibung ist besonders bei größeren Investitionen in Maschinen, Fahrzeuge oder bewegliche Wirtschaftsgüter attraktiv.
Die Wiedereinführung der degressiven Abschreibung durch das Wachstumschancengesetz
Nach einigen Jahren wurde die degressive Abschreibungsmethode durch das Corona-Steuerhilfegesetz wieder eingeführt und später durch das Wachstumschancengesetz verlängert. Mit der Wiedereinführung der degressiven Abschreibung im Rahmen des Wachstumschancengesetzes kannst Du in den ersten Jahren nach der Anschaffung eines Wirtschaftsguts von höheren Abschreibungsbeträgen profitieren.
Die degressive Abschreibung wurde in der Vergangenheit vor allem aufgrund ihrer Liquiditätsvorteile geschätzt. Besonders in Krisenzeiten wie während der Corona-Pandemie half sie Unternehmen, ihre Steuerlast zu senken und zusätzliche finanzielle Spielräume zu schaffen.
Die Regelung galt ursprünglich bis März 2024, wurde jedoch durch das Wachstumschancengesetz bis Ende 2024 verlängert. Sie bietet insbesondere Unternehmen, die in Maschinen, Fahrzeuge oder IT-Ausstattung investieren, weiterhin erhebliche Vorteile.
Was ist der Unterschied zwischen linearer und degressiver Abschreibung?
Bei der degressiven Abschreibung handelt es sich um eine Methode, bei der die Abschreibungsbeträge zu Beginn höher sind und über die Jahre abnehmen. Dies kann insbesondere bei größeren Investitionen hilfreich sein und zu erheblichen Steuervorteilen führen.
Der Prozentsatz für die degressive Abschreibung kann variieren. Für 2024 beträgt er bei beweglichen Wirtschaftsgütern maximal 25%, wobei in bestimmten Fällen auch niedrigere Prozentsätze zur Anwendung kommen.
Bei der linearen Abschreibung werden die Anschaffungs- oder Herstellungskosten eines Wirtschaftsguts gleichmäßig über dessen gesamte Nutzungsdauer verteilt abgeschrieben. Somit bleibt der Abschreibungsbetrag jedes Jahr gleich.
Da die Beträge bei der linearen Abschreibung gleich bleiben, gilt sie als stabilere, aber auch weniger flexible Abschreibungsmethode. Ein Vorteil der linearen Methode ist jedoch die gleichmäßige Verteilung der Kosten.
Hier ein kurzer Vergleich der beiden Methoden:
- Lineare Abschreibung: Konstante Abschreibungsbeträge, einfache Berechnung, langfristig planbare Steuerentlastung
- Degressive Abschreibung: Höhere Abschreibung in den ersten Jahren, sinkende Jahresbeträge, größere Flexibilität in der Steuerplanung
Geometrisch-degressive und arithmetisch-degressive Abschreibung
Die geometrisch-degressive Abschreibung ist die gängigste Form der degressiven Abschreibung. Hierbei wird in jedem Jahr ein festgelegter Prozentsatz des jeweiligen Restwerts des Wirtschaftsguts abgeschrieben. Dies führt zu einer anfänglich hohen Abschreibung, die in den folgenden Jahren stetig abnimmt.
Nehmen wir an, Du hast ein Wirtschaftsgut mit Anschaffungskosten von 10.000 € und einem Abschreibungssatz von 20%:
- Jahr 1: 10.000 € × 20% = 2.000 € (Restwert: 8.000 €)
- Jahr 2: 8.000 € × 20% = 1.600 € (Restwert: 6.400 €)
- Jahr 3: 6.400 € × 20% = 1.280 € (Restwert: 5.120 €)
Hier sieht man, dass der Abschreibungsbetrag von Jahr zu Jahr sinkt. Diese Methode ermöglicht es Unternehmen, in den ersten Jahren nach ihren Investitionen besonders stark von Steuererleichterungen zu profitieren, was die Liquidität erhöht und weiteres Wachstum ermöglicht.
Ein weniger verbreitetes Modell ist die arithmetisch-degressive Abschreibung. Hier wird der Abschreibungsbetrag jedes Jahr um einen festen Betrag verringert, nicht um einen festen Prozentsatz wie bei der geometrisch-degressiven Methode.
Während die geometrische Methode im Alltag häufiger verwendet wird, bietet die arithmetische Methode den Vorteil, dass die Reduzierung der Abschreibungsbeträge gleichmäßiger erfolgt.
Angenommen, Du hast ein Wirtschaftsgut mit denselben Anschaffungskosten von 10.000 € gekauft und die gesamte Nutzungsdauer beträgt 5 Jahre. Der Abschreibungsbetrag reduziert sich jedes Jahr um einen festen Betrag von 500 €. Der Abschreibungsbetrag würde sich folgendermaßen entwickeln:
- Jahr 1: 3.000 €
- Jahr 2: 2.500 €
- Jahr 3: 2.000 €
- Jahr 4: 1.500 €
- Jahr 5: 1.000 €
So wird die Abschreibung jedes Jahr gleichmäßig reduziert.
Die Wechseloption: Von der degressiven zur linearen Abschreibung
Es ist möglich, im Laufe der Nutzungsdauer eines Wirtschaftsguts von der degressiven zur linearen AfA zu wechseln. Dies ist im deutschen Steuerrecht in § 7 Abs. 2 EStG festgehalten.
Ein solcher Wechsel kann strategisch sinnvoll sein, wenn Du in den ersten Jahren von den hohen Abschreibungsbeträgen der degressiven Methode profitieren möchtest, später aber stabilere jährliche Abschreibungsbeträge bevorzugst.
Der Wechsel zur linearen Abschreibung kann besonders dann vorteilhaft sein, wenn das Wirtschaftsgut eine lange Nutzungsdauer hat und Du langfristig planen möchtest. Durch den Wechsel lassen sich nicht nur die Abschreibungshöhe, sondern auch die langfristige Steuerlast besser kontrollieren.
So kannst Du zum Beispiel nach den ersten Jahren zu einer gleichmäßigen Belastung übergehen, wenn Dein Unternehmen stabilere Gewinne erwirtschaftet.
Rechtsgrundlagen: Wer darf degressiv abschreiben?
Die degressive Abschreibung kann nicht von jedem genutzt werden. Sie ist an bestimmte Rechtsformen und gesetzliche Vorgaben im Einkommensteuergesetz (EStG) gebunden. Unternehmen mit Rechtsformen wie GmbH, AG oder Einzelunternehmen können von der degressiven Abschreibung profitieren, sofern sie bestimmte Bedingungen erfüllen.
Die wichtigste Voraussetzung ist, dass es sich um bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens handelt, die angeschafft oder hergestellt wurden.
Privatpersonen können die degressive Abschreibung in der Regel nicht nutzen, es sei denn, sie erzielen Einkünfte aus einem Gewerbebetrieb oder Vermietung und Verpachtung. Zudem gilt die degressive Abschreibung nur für Wirtschaftsgüter, die nach dem 1. Januar 2020 angeschafft oder hergestellt wurden.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass bestimmte Güter von der degressiven Abschreibung gänzlich ausgeschlossen sind. Dazu zählen beispielsweise Gebäude, die nur linear abgeschrieben werden können. Auch gebrauchte Güter sind in der Regel von der degressiven Abschreibung ausgenommen, was die Anwendungsmöglichkeiten dieser Methode weiter einschränkt.
Degressive Abschreibung für Kleinunternehmer und Selbstständige
Besonders für Kleinunternehmer und Selbstständige bietet die degressive Abschreibung zahlreiche Vorteile. Kleinere Betriebe und Startups stehen oft vor der Herausforderung, in den ersten Jahren hohe Anfangsinvestitionen tätigen zu müssen, während die Einnahmen noch niedrig sind. Die schnelle Abschreibung dieser Investitionen kann entscheidend sein, um finanzielle Engpässe zu vermeiden und das notwendige Kapital für weiteres Wachstum freizusetzen.
Durch die degressive Abschreibung kannst Du hohe Grundkosten wie den Kauf von Maschinen, Fahrzeugen oder Computern schneller abschreiben und dadurch Deine Steuerlast in den Anfangsjahren senken. Dies trägt dazu bei, die finanzielle Stabilität zu sichern und gleichzeitig die Liquidität für zukünftige Ausgaben oder Investitionen zu verbessern.
Nach dem Wachstumschancengesetz ist die degressive Abschreibung für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens zulässig, die ab dem 1. Januar 2020 angeschafft oder hergestellt wurden. Die Regelung gilt weiterhin bis Ende 2024, wobei eventuelle Verlängerungen von zukünftigen Gesetzesänderungen abhängen werden.
Kleinunternehmer, deren Gewinn einen Betrag von 200.000 € nicht übersteigt, können zusätzlich zur regulären Abschreibung eine einmalige Sonderabschreibung von bis zu 40% auf abnutzbare bewegliche Wirtschaftsgüter vornehmen, sofern diese nach dem 31. Dezember 2023 angeschafft oder hergestellt wurden.
Auch für Selbstständige bietet die degressive Abschreibung einen erheblichen Liquiditätsvorteil. Besonders für bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens ist sie eine der besten Möglichkeiten, steuerliche Vorteile zu nutzen. Die Möglichkeit, von Anfang an größere Abschreibungen geltend zu machen, kann Dir helfen, Dein Geschäft finanziell zu stabilisieren.
Anwendungsbereiche der degressiven Abschreibung
Die degressive Abschreibung kann nur für bestimmte Wirtschaftsgüter angewendet werden. Im Wesentlichen betrifft dies bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens, beispielsweise Maschinen, Fahrzeuge, Büroausstattung oder Computer. Diese Güter müssen neu sein und in einem bestimmten Zeitraum angeschafft oder hergestellt worden sein.
Einige Wirtschaftsgüter sind von der degressiven Abschreibung ausgeschlossen. Dazu gehören in erster Linie Wohngebäude und gebrauchte Güter. Gebäude können nur linear abgeschrieben werden. Auch andere langlebige Güter wie immaterielle Wirtschaftsgüter fallen in der Regel nicht unter die degressive Abschreibung.
Wie bereits erwähnt, können auch die meisten gebrauchten Wirtschaftsgüter in der Regel nicht degressiv abgeschrieben werden. Bestimmte Ausnahmen bestehen, jedoch gelten diese nur für spezielle Fälle, die gesetzlich klar definiert sind. Geförderte Investitionsprogramme sind eine davon.
Degressiv abschreiben: Formel und Beispiel
Die Berechnung der degressiven Abschreibung erfolgt nach einem festen Prozentsatz. Dieser wird dabei auf die Anschaffungs- oder Herstellungskosten angewendet und führt somit zu fallenden Jahresbeträgen. Für 2024 beträgt der maximale AfA-Satz 25%, was bedeutet, dass Du im ersten Jahr 25% der Anschaffungskosten abschreiben kannst.
Formel:
Abschreibungsbetrag im ersten Jahr = Anschaffungskosten × Prozentsatz
Nehmen wir ein praktisches Beispiel mit Anschaffungskosten von 10.000 € und einem AfA-Satz von 25%:
Jahr | Berechnung | Abschreibungsbetrag | Verbleibender Wert |
1 | 10.000 € × 25 % | 2.500 € | 7.500 € |
2 | (10.000 € - 2.500 €) × 25% | 1.875 € | 5.625 € |
3 | (10.000 € - 2.500 € - 1.875 €) × 25% | 1.406,25 € | 4.218,75 € |
Zusätzlich zur degressiven Abschreibung gibt es auch die kalkulatorische Abschreibung. Diese wird intern zur Bestimmung der Kosten eines Wirtschaftsguts genutzt und spiegelt nicht immer die tatsächliche steuerliche Abschreibung wider.
Die kalkulatorische Abschreibung wird oft zur Berechnung der internen Wirtschaftlichkeit von Anlagen oder Maschinen herangezogen, da sie auf den Wiederbeschaffungskosten und nicht auf den historischen Anschaffungskosten basiert. Sie ist besonders in der Kostenrechnung von Unternehmen relevant, um zukünftige Investitionen besser planen zu können.
So wird die degressive Abschreibung in den folgenden Jahren weitergeführt. Dabei verringert sich der Abschreibungsbetrag mit jedem Jahr.
Steuerliche und finanzielle Auswirkungen für Unternehmen und Selbstständige
Die degressive Abschreibung bietet Unternehmen und Selbstständigen erhebliche steuerliche Vorteile, insbesondere in den ersten Jahren nach der Anschaffung eines Wirtschaftsguts.
Durch die in Anspruch genommene degressive Abschreibung kannst Du in diesen Jahren höhere Abschreibungsbeträge geltend machen, was zu einer sofortigen Reduzierung Deiner Steuerlast führt. Dies ist besonders vorteilhaft für Unternehmen, die in Wachstumsphasen investieren möchten.
Beispiel 1: Maschinenkauf
Nehmen wir an, Du bist Hersteller und kaufst eine Maschine für 100.000 €. Mit einem AfA-Satz von 25% kannst Du im ersten Jahr 25.000 € abschreiben. Im zweiten Jahr wären es 18.750 € und im dritten Jahr 14.062,50 €:
- Jahr 1: 100.000 € × 25% = 25.000 €
- Jahr 2: (100.000 € - 25.000 €) × 25% = 18.750 €
- Jahr 3: (100.000 € - 25.000 € - 18.750 €) × 25% = 14.062,50 €
Diese hohen anfänglichen Abschreibungsbeträge reduzieren Deine steuerliche Belastung erheblich und geben Dir mehr Spielraum für zukünftige Investitionen.
Beispiel 2: Fahrzeuge für ein Dienstleistungsunternehmen
Angenommen, Du betreibst ein Dienstleistungsunternehmen und investierst in zwei Fahrzeuge zu je 30.000 €. Auch hier gilt ein AfA-Satz von maximal 20%.
- Jahr 1 für jedes Fahrzeug: 30.000 € × 20% = 6.000 €
- Jahr 2 für jedes Fahrzeug: (30.000 € - 6.000 €) × 20% = 4.800 €
- Jahr 3 für jedes Fahrzeug: (30.000 € - 6.000 € - 4.800 €) × 20% = 3.840 €
Insgesamt hast Du durch die degressive Abschreibung in den ersten drei Jahren insgesamt 14.640 € pro Fahrzeug abgeschrieben. Dies verbessert Deine Liquidität und ermöglicht Dir weiteres Wachstum durch Investitionen.
Langfristige Auswirkungen
Die Möglichkeit, in den ersten Jahren höhere Abschreibungsbeträge geltend zu machen, hat nicht nur kurzfristige Vorteile. Langfristig wirkt sich die degressive Abschreibung positiv auf die Finanzplanung Deines Unternehmens aus. Du kannst diese zusätzlichen Mittel nutzen, um in neue Projekte, Schulungen oder Marketing zu investieren.
Die steuerliche Entlastung, die Du durch die degressive Abschreibung erhältst, kann entscheidend sein, um finanzielle Engpässe zu vermeiden und die Wettbewerbsfähigkeit Deines Unternehmens zu steigern.
Es lohnt sich, vor größeren Investitionen Deine Optionen abzuwägen und die steuerlichen Vorteile der degressiven Abschreibung zu nutzen. Beachte jedoch, dass Du die entsprechenden rechtlichen Vorgaben einhältst und die Nutzungsdauer des Wirtschaftsguts richtig ermittelst, um die bestmögliche steuerliche Entlastung zu erzielen.
FAQ
Was ist die degressive Abschreibung?
Die degressive Abschreibung ist eine Methode, bei der die Abschreibungsbeträge in den ersten Jahren höher sind und mit der Zeit abnehmen.
Für welche Wirtschaftsgüter gilt die degressive Abschreibung?
Die degressive Abschreibung gilt für neue bewegliche Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens wie Maschinen, Fahrzeuge oder Büroausstattung.
Wann endet die Möglichkeit zur degressiven Abschreibung?
Die Option der degressiven Abschreibung war ursprünglich bis März 2024 befristet, wurde jedoch durch das Wachstumschancengesetz bis Ende 2024 verlängert.
Das könnte Dich auch interessieren: