Das Arbeitsrecht definiert Regeln und Pflichten im Arbeitsverhältnis. Dieser Artikel richtet sich an Arbeitnehmer und Arbeitgeber, die ein besseres Verständnis ihrer Rechte und Pflichten erlangen möchten.

Inhalt

Was versteht man unter Arbeitsrecht?

Das Arbeitsrecht umfasst alle Gesetze und Verordnungen, die das Arbeitsverhältnis zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber regeln. Es teilt sich in zwei Bereiche: 

  • Individualarbeitsrecht
  • Kollektivarbeitsrecht

Das Individualarbeitsrecht bezieht sich auf die Rechte und Pflichten des einzelnen Arbeitnehmers, während das Kollektivarbeitsrecht die Beziehungen zwischen Arbeitnehmergruppen und Arbeitgebern regelt. Beide Bereiche enthalten essentielle Regelungen hinsichtlich fairer und ausgewogener Arbeitsverhältnisse.

AspektIndividualarbeitsrechtKollektivarbeitsrecht
FokusRechte und Pflichten des einzelnen ArbeitnehmersBeziehungen zwischen Arbeitnehmergruppen und Arbeitgebern
BeispieleArbeitsvertrag, Lohnfortzahlung, KündigungsschutzTarifverhandlungen, Betriebsrat, Mitbestimmung
ZielSicherstellung fairer Arbeitsbedingungen für den EinzelnenRegelung der kollektiven Interessen und Rechte von Arbeitnehmergruppen
BedeutungGewährleistet individuelle Rechte und Schutz der ArbeitnehmerFördert die Zusammenarbeit und faire Bedingungen auf betrieblicher Ebene
Rechtliche GrundlagenArbeitsrechtliche Gesetze, z.B. BUrlG, KSchG, EntgeltfortzahlungsgesetzBetriebsverfassungsgesetz (BetrVG)Tarifvertragsgesetz (TVG)

Arbeitsrecht in Bezug auf Krankheit

Bei Krankheit wird Arbeitnehmern weiterhin ihr Lohn gezahlt, in der Regel für sechs Wochen. Diese Regelung ist im Entgeltfortzahlungsgesetz verankert und soll sicherstellen, dass Arbeitnehmer bei Krankheit nicht in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Pflichten

Arbeitnehmer müssen sich unverzüglich krankmelden und ein ärztliches Attest vorlegen. Dies dient dazu, den Arbeitgeber rechtzeitig über die Arbeitsunfähigkeit zu informieren und Missbrauch der Regelung vorzubeugen.

Rechte des Arbeitgebers

Der Arbeitgeber hat das Recht auf zeitnahe Information über die Krankheit und deren voraussichtliche Dauer. Bei Verdacht auf Missbrauch kann er eine betriebsärztliche Untersuchung verlangen. 

Darauf aufbauend regelt das SGB IX die Rechte und Pflichten im Zusammenhang mit der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen im Arbeitsleben und schreibt in entsprechenden Fällen zusätzliche Schutzmaßnahmen und Unterstützungsangebote vor. Diese Regelungen sind jedoch oft näher zu bestimmen und können je nach Einzelfall variieren.

Kündigungsschutz

Eine Kündigung muss sozial gerechtfertigt sein. Kündigungsgründe können in der Person, dem Verhalten des Arbeitnehmers oder in betrieblichen Erfordernissen liegen. Der Kündigungsschutz ist im Kündigungsschutzgesetz (KSchG) geregelt und soll willkürliche Kündigungen verhindern.

Kündigungsschutzklage

Arbeitnehmer können innerhalb von drei Wochen nach Erhalt der Kündigung Klage einreichen. Dies ermöglicht eine gerichtliche Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Kündigung. Eine erfolgreiche Klage kann zur Wiedereinstellung oder einer Abfindung führen.

Arbeitszeitgesetz

Die tägliche Arbeitszeit darf acht Stunden nicht überschreiten, wobei Pausen von mindestens 15 Minuten vorgeschrieben sind. Diese Regelungen sollen die Gesundheit der Arbeitnehmer schützen und Überlastung verhindern. Der Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer ist ein zentrales Anliegen des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG).

Überstunden

Überstunden müssen vergütet oder durch Freizeit ausgeglichen werden. Die Vergütung von Überstunden ist ebenfalls im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) geregelt. Arbeitgeber und Arbeitnehmer können auch individuelle Vereinbarungen treffen, solange diese die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen.

Nacht- und Schichtarbeit

Es gibt besondere Regelungen und Schutzmaßnahmen für Nacht- und Schichtarbeiter (§ 2 f.f. ArbZG). Diese sollen sicherstellen, dass auch diese Arbeitnehmergruppen ausreichenden Schutz vor gesundheitlichen Beeinträchtigungen erhalten. Dazu gehören z.B. Zuschläge und zusätzliche Ruhezeiten.

Gesetze des Arbeitsrechts in Bezug auf Kurzarbeit

Kurzarbeit kann bei erheblichen Arbeitsausfällen beantragt werden. Die Regelungen hierzu sind im SGB III festgelegt. Kurzarbeit soll Betriebe in Krisenzeiten entlasten und Arbeitsplätze sichern.

Antragsverfahren

Der Arbeitgeber muss die Kurzarbeit bei der Agentur für Arbeit anzeigen. Nach Genehmigung erhalten die betroffenen Arbeitnehmer Kurzarbeitergeld, um Einkommenseinbußen zu kompensieren. 

Das Kurzarbeitergeld beträgt in der Regel 60% des ausgefallenen Nettolohns. Die entsprechenden Regelungen sind in Kraft getreten, um eine Anpassung an wirtschaftliche Veränderungen zu ermöglichen und gleichzeitig den sozialen Schutz der Arbeitnehmer zu gewährleisten.

Gesetzliche Hitzeregelungen

Auch bei hohen Temperaturen müssen Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit der Arbeitnehmer ergriffen werden. Dies kann z.B. die Bereitstellung von Trinkwasser und klimatisierten Pausenräumen umfassen.

Regelungen zur Arbeit bei hohen Temperaturen

Bei hohen Temperaturen am Arbeitsplatz gelten besondere Schutzmaßnahmen gemäß der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV). Ab 26 Grad Celsius muss der Arbeitgeber geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Belastung der Arbeitnehmer zu reduzieren. 

Ab 30 Grad sind zusätzliche Maßnahmen wie Klimaanlagen, Ventilatoren oder verkürzte Arbeitszeiten erforderlich. Ab 35 Grad ist der Raum ohne wirksame Maßnahmen als Arbeitsstätte unzulässig (§ 3 ArbStättV). Diese Regelungen schützen die Gesundheit der Arbeitnehmer bei Hitze.

Gleichbehandlung

Es gibt strenge Regelungen zur Verhinderung von Diskriminierung am Arbeitsplatz. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) soll sicherstellen, dass niemand wegen seines Geschlechts, seiner Herkunft, Religion oder anderer Merkmale benachteiligt wird.

Datenschutz

Die Privatsphäre der Arbeitnehmer/-innen muss geschützt werden. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und das Bundesdatenschutzgesetz (BDSG) regeln den Umgang mit personenbezogenen Daten am Arbeitsplatz.

Pflichten des Arbeitgebers

Der Arbeitgeber ist verpflichtet, dafür zu sorgen, dass die Arbeitsumgebung auch bei hohen Temperaturen sicher bleibt und die Gesundheit der Mitarbeiter nicht gefährdet. Dies beinhaltet auch organisatorische Maßnahmen wie die Anpassung der Arbeitszeiten.

Sicherheitsmaßnahmen

Der Arbeitgeber muss die Hitzetauglichkeit und Sicherheit des Arbeitsumfelds auch auf technischer Ebene sicherstellen, beispielsweise durch die regelmäßige Überprüfung und Wartung von Klimaanlagen und Lüftungssystemen.

Urlaubsgesetze im Arbeitsrecht

Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf bezahlten Urlaub. Die genaue Anzahl der Urlaubstage richtet sich nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Die Mindestansprüche sind im Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) geregelt.

Sonderurlaub

In besonderen Fällen wie Hochzeit oder Geburt eines Kindes besteht Anspruch auf Sonderurlaub. Die genauen Regelungen sind meist im Tarifvertrag oder im Arbeitsvertrag festgelegt.

Urlaubsgewährung

Der Arbeitgeber muss Urlaub zwar theoretisch gewähren, kann ihn in bestimmten Fällen aber aus betrieblichen Gründen verweigern. Es ist jedoch darauf zu achten, dass der Urlaub im laufenden Kalenderjahr genommen werden kann, um den Erholungszweck zu erfüllen. 

Eine Änderung des Arbeitsvertrags bezüglich des Urlaubsanspruchs ist grundsätzlich möglich, muss aber von beiden Parteien vereinbart werden. Die Änderung des Arbeitsvertrags sollte schriftlich festgehalten werden, um Missverständnissen vorzubeugen.

Gesetze in Bezug auf Schwangerschaft

Schwangere Arbeitnehmerinnen haben Anspruch auf Mutterschutz, der in der Regel sechs Wochen vor der Geburt beginnt und acht Wochen nach der Geburt endet. Der Mutterschutz ist im Mutterschutzgesetz (MuSchG) geregelt.

Während der Schwangerschaft und nach der Geburt gilt ein Beschäftigungsverbot für bestimmte Tätigkeiten. Dies soll die Gesundheit von Mutter und Kind schützen. Das Beschäftigungsverbot kann auf ärztliche Anordnung auch individuell erweitert werden.

Kündigungsschutz

Um die Gesundheit und das Wohlbefinden von schwangeren Frauen und Müttern zu schützen, gibt es spezielle gesetzliche Bestimmungen. Diese Regelungen sind im Mutterschutzgesetz (MuSchG) und im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) festgelegt.

Mutterschutzgesetz (MuSchG):

1. Kündigungsverbot (§ 17 MuSchG):

  • Schutzzeitraum: Schwangere Frauen und Mütter bis vier Monate nach der Entbindung sind besonders vor Kündigungen geschützt.
  • Ausnahmefälle: Eine Kündigung ist nur in seltenen Fällen möglich und bedarf der ausdrücklichen Zustimmung der zuständigen obersten Landesbehörde. Diese Ausnahmefälle müssen gut begründet sein, z.B. durch schwere betriebliche Probleme oder Fehlverhalten der Arbeitnehmerin.
  • Vorgehen: Der Arbeitgeber muss einen schriftlichen Antrag bei der Behörde stellen und die Kündigungsgründe darlegen. Ohne diese behördliche Genehmigung ist die Kündigung rechtswidrig.

2. Schutzfristen (§ 3 MuSchG):

  • Vor der Geburt: Schwangere Frauen dürfen ab sechs Wochen vor dem errechneten Geburtstermin nicht mehr beschäftigt werden, es sei denn, sie erklären sich ausdrücklich bereit zu arbeiten.
  • Nach der Geburt: Nach der Entbindung gilt ein absolutes Beschäftigungsverbot von acht Wochen. Bei Früh- und Mehrlingsgeburten verlängert sich diese Frist auf zwölf Wochen.
  • Sonderregelungen: Bei medizinischen Problemen oder besonderen gesundheitlichen Risiken kann der Arzt zusätzliche Beschäftigungsverbote aussprechen.

Elternzeit (Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz, BEEG):

1. Anspruch auf Elternzeit (§ 15 BEEG):

  • Dauer: Eltern können bis zu drei Jahre Elternzeit nehmen. Diese kann entweder am Stück oder in bis zu drei Zeitabschnitten genommen werden.
  • Flexible Gestaltung: Ein Teil der Elternzeit kann auf einen späteren Zeitraum übertragen werden, bis das Kind acht Jahre alt ist. Dies erfordert jedoch die Zustimmung des Arbeitgebers.

2. Kündigungsschutz (§ 18 BEEG):

  • Schutzzeitraum: Der besondere Kündigungsschutz beginnt mit der Anmeldung der Elternzeit, frühestens jedoch acht Wochen vor deren Beginn, und endet mit dem Ablauf der Elternzeit.
  • Ausnahmefälle: Ähnlich wie beim Mutterschutzgesetz ist eine Kündigung nur in besonderen Ausnahmefällen und mit Zustimmung der obersten Landesbehörde möglich. Solche Fälle können beispielsweise eine Betriebsstilllegung oder erhebliche Pflichtverletzungen durch den Arbeitnehmer sein.
  • Verfahren: Der Arbeitgeber muss die behördliche Zustimmung einholen, indem er die Gründe für die Kündigung darlegt. Ohne diese Genehmigung ist die Kündigung unwirksam.

Gesetzliche Gehaltsregelungen

Es gibt gesetzliche Mindestlöhne, die regelmäßig angepasst werden. Der aktuelle Mindestlohn wird durch die Mindestlohnkommission festgelegt und ist im Mindestlohngesetz (MiLoG) verankert.

Lohntransparenz

Arbeitnehmer haben Anspruch auf gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Dies ist im Entgelttransparenzgesetz geregelt. Es soll Lohndiskriminierung verhindern und Transparenz schaffen.

Gehaltsfortzahlung

Bei Arbeitsunfähigkeit wegen Krankheit muss der Arbeitgeber weiterhin den Lohn zahlen. Dies gilt in der Regel für sechs Wochen. Danach greift die gesetzliche Krankenversicherung mit Krankengeldzahlungen ein. Auch bei gesetzlichen Feiertagen muss der Arbeitgeber sicherstellen, dass der Lohn fortgezahlt wird, sofern diese auf einen normalen Arbeitstag fallen.

Weitere Gesetze des Arbeitsrechts

Im deutschen Arbeitsrecht gibt es zahlreiche weitere Regelungen, die die Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern betreffen. Diese Gesetze decken eine Vielzahl von Aspekten des Arbeitslebens ab und sorgen für faire und sichere Arbeitsbedingungen. Unten findest Du ein Beispiel.

Betriebsverfassungsrecht

Dieses Gesetz regelt die Mitbestimmungsrechte der Arbeitnehmer/-innen im Betrieb. Das Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) räumt Arbeitnehmern das Recht ein, Betriebsräte zu wählen und an betrieblichen Entscheidungsprozessen teilzuhaben.

Mit diesem Überblick zu Arbeitsrecht-Gesetzen bist Du nun bestens über Deine Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer oder Arbeitgeber in der Bundesrepublik Deutschland informiert. 

Fazit

Die Arbeitsrecht-Gesetze sind ein wesentlicher Bestandteil des Arbeitslebens in Deutschland und schützen die Rechte der Arbeitnehmer sowie die Interessen der Arbeitgeber. Sie regeln Themen wie Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Kündigungsschutz, Arbeitszeiten und Urlaubsansprüche. 

Gesetzesbücher wie das SGB IX, das BetrVG und das SGB III schaffen klare Rahmenbedingungen für faire Arbeitsbedingungen. Ein gutes Verständnis dieser Gesetze hilft, rechtliche Konflikte zu vermeiden und ein positives Arbeitsumfeld zu schaffen. Bei Unsicherheiten sollte dennoch rechtlicher Rat eingeholt werden. Insgesamt sorgen die Arbeitsrecht-Gesetze jedoch für ein gerechtes und ausgewogenes Arbeitsverhältnis.

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