Von Kevin Schmidt

Rückwärtskalkulation

Die Rückwärtskalkulation ist eine Form der kaufmännischen Kalkulation. Mit ihrer Hilfe ermittelt und kalkuliert man die maximal zulässigen Produktionskosten eines Artikels auf der Basis eines vorgegebenen Verkaufspreises. In diesem Artikel erfahren Sie, wann Sie diese Methode anwenden und wie Sie die nötigen Berechnungen durchführen können.

Grundlagen der Rückwärtskalkulation

Mit der Rückwärtskalkulation lässt sich der maximal zulässige Preis berechnen, den ein Käufer einem Verkäufer für ein Produkt zahlen kann, wenn man den aktuellen Marktpreis und das Einkommen berücksichtigen möchte. Außerdem kann der Hersteller so die maximal zulässigen Produktionskosten unter Berücksichtigung des Marktpreises und des Unternehmenseinkommens berechnen. In diesem Fall werden die Kosten an den Preis des Endprodukts angepasst und nicht umgekehrt. Sonst wird der Preis nämlich auf Grundlage der möglichen Kosten berechnet.

Die Rückwärtskalkulation ist eine wichtige Methode der Kostenrechnung und hilft Unternehmen dabei, ihre Produkte profitabel zu verkaufen. Die Methode der Rückwärtskalkulation wird zur Kontrolle des tatsächlichen oder geplanten Preises unter dem Gesichtspunkt der zulässigen Kosten verwendet. Dabei wird der nach marktwirtschaftlichen Methoden ermittelte Verkaufspreis mit der Summe aus Kosten, Gewinn und möglichen Rabatten (Aufschlägen) verglichen.

Darüber hinaus unterstützt die Rückwärtskalkulation beim Kostenmanagement, indem sie Unternehmen hilft, ihre Kostenstrukturen zu analysieren und zu optimieren. Indem sie die Kosten für ihre Produkte aufschlüsseln und verstehen, können Unternehmen fundierte Entscheidungen treffen, um ihre Effizienz zu verbessern und Verschwendung zu reduzieren.

Rückwärtskalkulation in der Praxis

In manchen Fällen ist ein Verkäufer nicht in der Lage, den Preis der verkauften Waren, Arbeiten oder Dienstleistungen zu beeinflussen. Dies ist in der Regel bei Marktteilnehmern der Fall, die nur ein kleines Segment oder einen kleinen Anteil einer Marktnische besetzen.

In einer solchen Situation kann ein Käufer den maximal zulässigen bzw. bezahlbaren Ab-Lager-Preis berechnen. Dann kann er den Verkäufer auf Grundlage seines Bruttoeinkommens bzw. Grenzertrags bezahlen. 

Produzierende Unternehmen gehen diese Probleme wie folgt an. Sie berechnen die maximal zulässigen Kosten, die bei der Her- oder Bereitstellung einer Dienstleistung, einer Arbeit oder eines Produkts anfallen. Die Berechnung erfolgt auf der Grundlage eines bestimmten Verkaufspreises. 

Bei der Rückrechnung ist der Listenverkaufspreis der Ausgangspunkt für die Berechnung. Mit der Rückwärtskalkulation können Sie bestimmen, wie hoch Ihr Listeneinkaufspreis sein sollte.

Rückwärtskalkulation Schema

Das Schema der Rückrechnung ist wie folgt:

Bruttoverkaufspreis (d.h. Endverkaufspreis für den Endkunden) - Mehrwertsteuer (meist 19%) = Nettoverkaufspreis
 
NettoverkaufspreisKundenrabatt (die Höhe des Rabatts, den Sie Ihren Kunden gewähren können) = Listenverkaufspreis
 
ListenverkaufspreisKundenkonto (Rabatt für Handelspartner) - Vertreterprovision = Barverkaufspreis
 
BarverkaufspreisGewinn (Höhe des Gewinns, den Sie erzielen wollen) = Selbstkostenpreis
 
SelbstkostenpreisHandlungskostenzuschlag (dies können z.B. Miet- oder Personalkosten sein. Der Wert wird prozentual vom Lieferanten berechnet) = Bezugspreis (Preis bis zur Lieferung)
 
BezugspreisBezugskosten (z.B. Versandkosten, Zoll) = Bareinkaufspreis
 
BareinkaufspreisLieferskonto (der Rabatt, den Ihr Lieferant Ihnen gewährt) = Zieleinkaufspreis
 
ZieleinkaufspreisLieferrabatt (z.B. Rabatt bei Großbestellungen) = Listeneinkaufspreis.

Rückwärtskalkulation in realen Geschäftsszenarien

Die Rückwärtskalkulation spielt eine wichtige Rolle in den Preisstrategien vieler erfolgreicher Unternehmen. Diese Methode ermöglicht es ihnen, eine höhere Rentabilität zu erzielen, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und die Erwartungen der Kunden auf dem Markt zu erfüllen. 

Der Automobilriese BMW beispielsweise ist für sein effektives Kostenmanagement und seine Preisstrategien bekannt. Er verwendet die Rückwärtskalkulation, um die Verkaufspreise seiner Fahrzeuge zu bestimmen. Dabei werden die Produktionskosten, die Materialkosten und die gewünschten Gewinnspannen berücksichtigt.

Siemens, ein weiterer globaler Mischkonzern, setzt bei der Preisgestaltung für seine Produkte ebenfalls die Rückwärtskostenrechnung ein. Durch die Analyse der Kosten, einschließlich Forschung, Entwicklung, Herstellung und Vertrieb, bestimmt Siemens die angemessene Preisgestaltung für seine Produkte und Lösungen.

Rückwärtskalkulation-Rechner

Online können Sie eine große Anzahl verschiedener Rückwärtskalkulation Rechner finden. Zu den beliebten Rückwärtskalkulation-Rechnern gehören Excel-Vorlagen, Online-Kalkulatoren und spezialisierte Softwarelösungen für das Kostenmanagement.

Diese Tools ermöglichen es, einfach die entsprechenden Kosten und Gewinnmargen einzugeben und so den optimalen Verkaufspreis zu berechnen. Einige Rechner bieten auch zusätzliche Funktionen wie die Berücksichtigung von Rabatten, die Analyse von Kostenstrukturen und die Simulation verschiedener Szenarien.

Aber eigentlich kommt man auch ohne solche Tools aus. Es ist gar nicht so schwer, die Rückwärtskalkulation selbst durchzuführen. Im folgenden Abschnitt geben wir Beispiele für die Rückwärtskalkulation, damit Sie sehen können, wie einfach es ist.

Anwendung der Rückwärtskalkulation:

Es gibt eine Rückwärtskalkulation Formel, mit der man die Rückwärtskalkulation berechnen kann, aber diese ist nicht allgemeingültig. Schließlich hat jeder Fall seine eigenen individuellen Parameter. In manchen Fällen kann es daher unpraktisch sein, die Formel zu verwenden. Deshalb stellen wir hier nur das Berechnungsschema der Rückwärtskalkulation vor.

Mit Hilfe dieses Schemas können Sie die Berechnung in der Regel selbst durchführen. Hier ist ein konkretes Beispiel.

Rückwärtskalkulation Beispiel:

Für die Rückwärtskalkulation benötigen wir zunächst einige Grunddaten:

Bruttoverkaufspreis200 €
Mehrwertsteuer 19 %
Kundenrabatt10 %
Kundenskonto3 %
Gewinn15 %
Handlungskosten / Kalkulationszuschlag 25 %
Bezugskosten12 €
Lieferskonto3 %
Lieferrabatt10 %
  • Listenverkaufspreis = 200 € - Mehrwertsteuer (19% von 200 € = 38 €) = 162 €
  • Listenverkaufspreis nach Kundenrabatt = 162 € - Kundenrabatt (10% von 162 € = 16,20 €) = 145,80 €
  • Barverkaufspreis = 145,80 € - Kundenskonto (3% von 145,80 € = 4,37 €) = 141,43 €
  • Selbstkostenpreis = 141,43 € - Gewinn (15% von 141,43 € = 21,21 €) = 120,22 €
  • Bezugspreis = 120,22 € - Handlungskostenzuschlag (25% von 120,22 € = 30,06 €) = 90,16 €
  • Bareinkaufspreis = 90,16 € - Bezugskosten (12 €) = 78,16 €
  • Zieleinkaufspreis = 78,16 € + Lieferskonto (3% von 78,16 € = 2,34 €) = 80,50 €
  • Listeneinkaufspreis = 80,50 € + Lieferrabatt (10% von 80,50 € = 8,05 €) = 88,55 €

Wie Sie sehen, kann jeder Unternehmer mit den richtigen Eingabedaten die Rückwärtskalkulation anwenden.

Vorwärts und Rückwärtskalkulation

Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Arten von Handelsabrechnungen: 

  • Vorwärtskalkulation
  • Rückwärtskalkulation
  • Differenzkalkulation (auch Margenkalkulation oder Target Costing genannt)

Die Wahl des geeigneten Ansatzes hängt von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem vom Unternehmen, der Branche und dem Wettbewerbsumfeld.

Bei der Differenzkalkulation wird der Verkaufspreis auf Grundlage des Marktpreises und der erwarteten Gewinnspanne festgelegt. Bei diesem Ansatz werden vorrangig der Wettbewerb und die Preisgestaltung auf dem Markt berücksichtigt. Dies ermöglicht es Unternehmen auch, ihre Kosten zu optimieren, um wettbewerbsfähige Preise anbieten zu können.

Die Vorwärtskalkulation ist das genaue Gegenteil der Rückwärtskalkulation. Bei der Vorwärtskalkulation berechnet der Unternehmer den Einkaufspreis über den Verkaufspreis. Der Unternehmer verwendet also eine Preisliste, um den Preis einer Ware zu ermitteln. Durch bestimmte Rabatte oder Nachverhandlungen hat der Unternehmer oft die Möglichkeit, einen noch niedrigeren Kaufpreis zu erzielen.

Vorwärtskalkulation Schema: 

Einkaufspreis Einkaufspreis (Lieferung) + Transportkosten Selbstkosten

Selbstkosten Gewinnaufschlag Verkaufspreis

Dieser Ansatz basiert auf der Annahme, dass die Kosten des Unternehmens bekannt und stabil sind und dass der Verkaufspreis auf Grundlage dieser Kosten plus Gewinnmarge bestimmt werden kann.

Fazit

Jeder Unternehmer verkauft seine Waren oder Dienstleistungen zu einem Preis, der über den Selbstkosten liegt, da er Gewinn erzielen möchte, der sich aus der Differenz zwischen dem Einkaufs- und Verkaufspreis ergibt. Um die bestmöglichen Preise finden und bieten zu können, kann ein Unternehmer verschiedene kaufmännische Kalkulationen nutzen. Diese helfen, alle Bestandteile, aus denen sich ein Preis ergibt, zu berücksichtigen. Es gibt grundsätzlich drei verschiedene Arten von Handelskalkulationen; die Rückwärtskalkulation ist eine davon.

Durch eine Rückwärtskalkulation kann ein Unternehmer einen Verkaufspreis ermitteln, den Kunden akzeptieren werden und der nicht zu weit von den Preisen, die von der Konkurrenz und vom Markt vorgegeben sind, abweicht.