Von Paul Weber

Kosten- und Leistungsrechnung (KLR)

Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) ist ein betriebswirtschaftliches Instrument zur Analyse, Steuerung und Erfassung aller Kosten und Leistungen innerhalb eines Unternehmens. Dieser Artikel richtet sich an Studierende der Betriebswirtschaftslehre sowie an Fachleute und Unternehmer, die ihr Verständnis für dieses wichtige Controlling-Instrument vertiefen möchten.

Was ist die Kosten- und Leistungsrechnung?

Die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) betrachtet die Kosten und Leistungen, die direkt mit der innerbetrieblichen Leistungserstellung verbunden sind. Sie ist das Gegenstück zur Finanzbuchhaltung im betrieblichen Rechnungswesen, also dem internen Rechnungswesen. Man nennt sie auch Kosten- und Erlösrechnung oder Betriebsergebnisrechnung.

Nicht allein externe Dienstleistungen oder Einkäufe verursachen Kosten für das Unternehmen. Auch die interne Leistungserbringung, wie die Produktion, führt durch den Einsatz von Ressourcen wie Maschinenstunden, Personal usw. zu Kosten. Die Kosten- und Leistungsrechnung hat den Zweck, die im Wertschöpfungsprozess entstandenen Kosten dem entsprechenden Verursacher zuzuweisen.

In einem Unternehmen gibt es drei Arten von Kosten:

  • Kostenträger sind die Produkte oder Dienstleistungen, die hergestellt werden. Dies können einzelne Produkte, Produktgruppen, Kunden oder Projekte sein;
  • Kostenstellen sind die Orte, an denen Kosten anfallen und Leistungen erbracht werden, also Bereiche oder Abteilungen;
  • Kostenarten werden in einen Kostenartenplan in verschiedene Kategorien eingeteilt.

Die Kosten- und Leistungsrechnung zeigt, ob betriebliche Prozesse wirtschaftlich sind. Sie beantwortet Fragen wie:

  1. Welche Produkte kosten zu viel?
  2. Welches Produkt bringt den meisten Gewinn?
  3. Wo können wir die Kosten am meisten senken?

Ziel der Kosten- und Leistungsrechnung?

Die Kosten- und Leistungsrechnung dient dazu, genau festzulegen, wo bestimmte Kosten entstehen und wie man sie verbessern kann. Beispiele hierfür sind Personalkosten oder die Kosten für benötigte Maschinen.

Wenn man genau festlegt, wo die Kosten oder möglicherweise überschüssige Kosten entstehen, dann kann der Unternehmer diesen Bereich durch neue Ansätze optimieren.

Methoden und Aufgaben der Kostenrechnung

In der Kostenrechnung gibt es zwei Arten: die Vollkostenrechnung und die Teilkostenrechnung. Man wählt eine Variante je nach Dringlichkeit und Höhe der Investition.

Für umfangreichere Investitionen wird die Investitionsbewertung angewendet. Sie bildet eine wesentliche Grundlage für langfristige Entscheidungen. Jedoch ist anzumerken, dass die Investitionsbewertung nicht Teil der Kosten- und Leistungsrechnung ist.

Die Vollkostenrechnung: einfach erklärt

In der Vollkostenrechnung werden feste und variable Kosten der betrachteten Zeitperiode den Kostenträgern zugerechnet.

Diese Art der Kostenrechnung ermöglicht eine umfassende Preisgestaltung, indem sämtliche anfallenden Kosten für die Leistungserbringung einbezogen werden – einschließlich der festen Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge entstehen.

Vor- und Nachteile der Vollkostenrechnung

Ein Betrieb muss langfristig die Gesamtkosten eines Produkts decken können. Daher eignet sich die Vollkostenrechnung besonders gut für Entscheidungen auf mittlere und lange Sicht. Diese liefert wichtige Erkenntnisse für die Produktstrategie: Welche Produkte erzielen die höchsten Gewinne und welche nicht?

Ein Nachteil der Vollkostenrechnung liegt in der proportionalen Zuordnung der Fixkosten. Die Verteilung produktionsunabhängiger Kosten auf die Kostenträger erweist sich für kurzfristige Entscheidungen als unvorteilhaft. Für die kurzfristige Preisgestaltung ist demnach die Teilkostenrechnung die geeignetere Wahl.

Die Teilkostenrechnung

In der Teilkostenrechnung werden lediglich ausgewählte Kosten in die Kalkulation einbezogen, beispielsweise die variablen Kosten in der Deckungsbeitragsrechnung, und diesen Kosten werden spezifische Kostenträger zugeordnet. Eine detaillierte Aufschlüsselung der Kosten ist daher unerlässlich.

Durch die Anwendung der Teilkostenrechnung ist es möglich, die Deckungsbeiträge für jedes einzelne Produkt zu ermitteln. Diese ergeben sich aus den Erlösen abzüglich der variablen Kosten. Auf dieser Basis lässt sich bestimmen, welcher Verkaufspreis minimal erforderlich ist, um die Fixkosten zu decken.

In der Teilkostenrechnung werden verschiedene Kostenrechnungssysteme unterschieden, darunter: Direkte Kostenrechnung, Deckungsbeitragsrechnung, Relative Einzelkostenrechnung und Grenzplankostenrechnung.

Je nach dem Kostenrechnungssystem müssen die Kosten in der Teilkostenrechnung je nach Abhängigkeit oder Zurechenbarkeit aufgeteilt werden:

  • Es gibt Einzelkosten und Gemeinkosten (Zurechenbarkeit);
  • Es gibt Fixkosten und variable Kosten (Abhängigkeit von der Bezugsgröße).

Vor- und Nachteile der Teilkostenrechnung

Die Teilkostenrechnung hilft dabei, den Mindestpreis für einzelne Produkte zu bestimmen. Daher ist sie eine wichtige Grundlage für kurzfristige Preisentscheidungen.

Die Teilkostenrechnung ignoriert die Fixkosten völlig. Doch um langfristig Erfolg zu haben, muss ein Unternehmen in der Lage sein, alle seine Kosten zu decken. Es reicht nicht aus, nur die variablen Kostenanteile zu betrachten, wenn es um mittel- und langfristige Entscheidungen geht. Um den langfristigen Mindestpreis festzulegen, müssen die Selbstkosten berücksichtigt werden.

Kostenverrechnung

Die Kostenverrechnung ist im Geschäfts-Rechnungswesen äußerst wichtig. Sie teilt und verteilt Kosten auf verschiedene Kostenstellen oder Kostenträger. Innerbetriebliche Leistungsverrechnung und Verrechnungspreise sind dabei entscheidend. Sie helfen, Kosten fair und klar zu verteilen.

Die innerbetriebliche Leistungsverrechnung dient dazu, die Kosten der einzelnen Abteilungen oder Kostenstellen den verursachenden Bereichen zuzuordnen. Dies ermöglicht eine genaue Kostenanalyse und trägt zur Kostenkontrolle bei. Methoden wie die direkte Kostenverrechnung, die Umlageverfahren oder die Deckungsbeitragsrechnung kommen hierbei zum Einsatz.

Verrechnungspreise wiederum dienen der Bewertung von intern erbrachten Leistungen oder dem Transfer von Waren und Dienstleistungen zwischen verschiedenen Unternehmensbereichen. Durch die Festlegung von Verrechnungspreisen wird sichergestellt, dass interne Transaktionen marktgerecht bewertet werden und somit eine realistische Abbildung der Kostenstruktur des Unternehmens erfolgt. Hierbei können Methoden wie das Voll- oder das Grenzkostenverfahren angewendet werden.

In der Praxis finden sich zahlreiche Beispiele für Kostenverrechnung. Ein typisches Beispiel ist die Verrechnung von Material- und Fertigungskosten in der Produktion. Dabei werden die Kosten für Materialien und Arbeitszeit den hergestellten Produkten zugerechnet, um den tatsächlichen Herstellungspreis zu ermitteln. Auch die Verrechnung von Gemeinkosten wie Miete, Energie oder Verwaltungsaufwand auf die verschiedenen Produkte oder Abteilungen erfolgt im Rahmen der Kostenverrechnung. Dies ermöglicht eine realistische Kalkulation der Produktkosten und eine fundierte Entscheidungsfindung im Unternehmen.

Kosten- und Leistungsrechnung: Budgetierung und Kostenkontrolle

Budgetierung und Kostenkontrolle sind wesentliche Aufgaben der Kosten- und Leistungsrechnung. Die Aufstellung eines Kostenbudgets erfolgt zu Beginn eines Geschäftsjahres. Dabei werden die erwarteten Kosten für verschiedene Aktivitäten und Bereiche festgelegt. Die kontinuierliche Kostenüberwachung ermöglicht es, die tatsächlich angefallenen Kosten mit dem Budget zu vergleichen. 

So können frühzeitig Abweichungen erkannt und korrigiert werden. Die Analyse von Kostenabweichungen ist ein wichtiger Schritt, um Ursachen für Abweichungen zu identifizieren und geeignete Maßnahmen zur Kostenkontrolle einzuleiten. Es ist wichtig zu beachten, dass Sekundärkosten entstehen, die ebenfalls in die Kostenanalyse einbezogen werden müssen.

Kostenmanagement

Das Kostenmanagement ist eine wesentliche Stufe der Kosten- und Leistungsrechnung. Es beinhaltet Strategien zur Kostenreduktion, Prozesskostenrechnung, Lean Management und Kostenoptimierung.

Strategien zur Kostenreduktion umfassen Maßnahmen, um Kosten zu senken und effizienter zu arbeiten. Dies kann durch die Optimierung von Prozessen und den Einsatz kostensparender Technologien erreicht werden.

  • Die Prozesskostenrechnung analysiert die Kosten entlang der verschiedenen Prozesse eines Unternehmens. Dadurch können Kostenfaktoren identifiziert und Maßnahmen zur Kostensenkung ergriffen werden;
  • Das Lean Management konzentriert sich darauf, Verschwendung zu reduzieren und Prozesse schlanker zu gestalten. Dies kann durch die Eliminierung von nicht-wertschöpfenden Tätigkeiten und die kontinuierliche Verbesserung erreicht werden;
  • Die Kostenoptimierung zielt darauf ab, die bestmögliche Balance zwischen Kosten und Qualität zu erreichen. Dies beinhaltet die Bewertung der Kostenträger, die Suche nach kostengünstigen Alternativen und die Optimierung der Ressourcennutzung.

Insgesamt sind diese Ansätze entscheidend, um die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens zu stärken und langfristigen Erfolg zu sichern.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Kosten- und Leistungsrechnung eine entscheidende Rolle für Unternehmen spielt, um ihre finanzielle Performance zu analysieren und zu steuern. Durch die systematische Erfassung und Auswertung von Kosten sowie die Analyse von Leistungen können Unternehmen fundierte Entscheidungen treffen und effizientere Prozesse entwickeln. Eine präzise Kosten- und Leistungsrechnung ermöglicht es Unternehmen, Kostenstrukturen zu optimieren, Ressourcen effektiver einzusetzen und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Sie dient somit als unverzichtbares Instrument für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung und langfristigen Erfolg.