Von Paul Weber

Differenzbesteuerung

Die Differenzbesteuerung ist eine spezielle Form der Mehrwertsteuerberechnung, die insbesondere für Wiederverkäufer von Bedeutung ist. In diesem Artikel erfahren Sie, was Differenzbesteuerung bedeutet, in welchen Fällen sie angewendet wird, und welche rechtlichen Grundlagen dabei zu beachten sind. Der Artikel richtet sich vor allem an Unternehmer und Selbständige, die mit dem An- und Verkauf von Waren, insbesondere gebrauchten Gegenständen, zu tun haben.

Differenzbesteuerung: Definition

Die Differenzbesteuerung ist eine Sonderform der bekannten Mehrwertsteuer. Dem Durchschnittsverbraucher dürfte der Begriff kaum geläufig sein, aber Unternehmer sollten ihn kennen. Bei der Differenzbesteuerung wird die Umsatzsteuer nicht auf den gesamten Wert der Ware gezahlt, sondern nur auf die Differenz zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis. Sie kann beim Verkauf gebrauchter Gegenstände verwendet werden, beispielsweise wenn Sie ein gebrauchtes Auto verkaufen, das Sie selbst von einer Privatperson gekauft haben. Auf diese Weise wird nicht mehrmals der volle Mehrwertsteuerbetrag für dieselbe Ware erhoben.

In diesem Artikel erklären wir, was die Differenzbesteuerung ist und wofür sie nötig ist, wo und in welchen Fällen sie angewendet wird, durch welches Gesetz sie geregelt ist und vieles mehr.

Rechtliche Grundlagen der Differenzbesteuerung

Die Differenzbesteuerung ist in § 25a UStG geregelt. Das Gesetz gilt für bewegliche körperliche Gegenstände des täglichen Gebrauchs, allerdings nicht zwangsläufig nur für gebrauchte Gegenstände. Differenzbesteuerung kann auch auf neue Produkte angewendet werden, die im Laufe der Zeit ihren Wert verloren haben. Für die Anwendung der Differenzbesteuerung müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein:

  1. Das Produkt sollte von einem Wiederverkäufer verkauft werden. Jede Person, die auf kommerzieller Basis mit beweglichen körperlichen Gegenständen handelt, kann als Wiederverkäufer fungieren. Kaufen Sie beispielsweise von Einzelpersonen Autos, restaurieren sie bei Bedarf und verkaufen sie, gelten Sie als Wiederverkäufer. Wiederverkäufer können auch Veranstalter öffentlicher Versteigerungen sein, die solche Waren in ihrem Namen versteigern.  
  2. Damit die Differenzbesteuerung möglich ist, dürfen Sie diese Waren für den späteren Weiterverkauf nur von einer Privatperson oder einem kleinen Unternehmen gekauft haben. Dies ist wichtig, da Sie in diesem Fall Waren ohne Umsatzsteuer kaufen. 
  3. Die Transaktion muss innerhalb der Gemeinschaftsgebiete erfolgen. Sie umfasst das Inland der Bundesrepublik Deutschland nach § 1 Abs. 2 Satz 1 UStG sowie die Binnengebiete anderer EU-Mitgliedstaaten nach Maßgabe des Gemeinschaftsrechts.

Zweck und Vorteile der Differenzbesteuerung

Die  Differenzbesteuerung ist eine Möglichkeit für den Verkäufer, unnötige Steuern zu vermeiden. Die Mehrwertsteuer muss dabei nur auf die Differenz zwischen dem Kauf- und dem Verkaufspreis gezahlt werden. Der Unterschied zwischen Voll- und Differenzbesteuerung kann dementsprechend erheblich sein, was bedeutet, dass ein Wiederverkäufer ein Produkt zu einem niedrigeren Preis auf den Markt bringen kann und somit die Chancen erhöht, es schnell zu verkaufen.  

Auch für Käufer gibt es Vorteile, denn eine günstige Differenzbesteuerung senkt oft den Warenpreis.

Es ist zu bedenken, dass es Waren gibt, auf die die Differenzbesteuerung nicht angewendet werden kann, beispielsweise bei Edelsteinen und Edelmetallen. Zudem gibt es eine spezielle Warengruppe, auf die die Differenzbesteuerung angewendet werden kann, wenn besondere Bedingungen erfüllt sind. Dazu gehören Kunstgegenstände und Antiquitäten. 

Berechnung und Anwendung der Differenzbesteuerung

Es ist nicht schwierig, die Höhe der Differenzsteuer zu berechnen. Um die Gesamtdifferenz zu berechnen, benötigen Sie den Gesamtbetrag aller Ausgaben, die Sie für den Kauf von Waren und den Gesamtumsatz bzw. den Warenumschlag von Waren ausgegeben haben. Der Betrag richtet sich immer nach der Steuerperiode. Die Differenz zwischen diesen beiden Beträgen ist die Gesamtdifferenz, aus der die Umsatzsteuer berechnet wird. In Deutschland beträgt der Umsatzsteuersatz derzeit 19 %. Die Gesamtdifferenz wird berechnet, wenn der Warenwert in dem betreffenden Zeitraum nicht mehr als 500 Euro beträgt. In anderen Fällen müssen Sie für jeden einzelnen Posten eine individuelle Differenz berechnen.

Denken Sie daran, dass die Grundlage für die Berechnung der Differenzbesteuerung der Nettobetrag ist. Das bedeutet, dass Sie die Umsatzsteuer von der gesamten oder individuellen Differenz abziehen müssen.

Lassen Sie uns die Berechnung der Differenzsteuer anhand eines konkreten Beispiels betrachten:

Nehmen wir an, Sie haben für 4.000 Euro einen Gebrauchtwagen von einer Privatperson gekauft und ihn dann für 5.500 Euro verkauft.

Wir berechnen die Differenz und erhalten 1500 Euro. Berechnen Sie nun den darin enthaltenen Steuerbetrag: 1500 x 19/100 = 285 Euro. Nun müssen wir diesen Betrag von der individuellen Differenz abziehen: 1500 - 285 = 1215. Dies ist der sogenannte Nettobetrag und bildet die Grundlage für die Berechnung der differenzierten Besteuerung.

Ohne eine differenzierte Besteuerung würde die Steuer auf den vollen Betrag berechnet werden. In unserem Beispiel sind das 5500 Euro, so dass sich der Steuerbetrag für den Verkauf auf 1045 Euro belaufen würde. Wie Sie sehen können, ist der Unterschied also ziemlich groß.

So ermöglicht die Differenzbesteuerung den Verkäufern, Geld zu verdienen, ohne dass sie Preise verlangen müssen, die für potenzielle Käufer zu hoch sind. 

Besondere Branchen und Anwendungsfelder der Differenzbesteuerung

Bei der Differenzbesteuerung werden die Waren mit dem Normalsatz besteuert. Der derzeitige Umsatzsteuersatz in Deutschland beträgt 19 Prozent. Es gibt jedoch Ausnahmen. So werden beispielsweise Antiquitäten und Kunstgegenstände in der Regel zu einem ermäßigten Satz von nur 7 % besteuert. Beachten Sie jedoch, dass im Falle einer Differenzbesteuerung der Normalsteuersatz für diese Warengruppe trotzdem noch 19 % beträgt.

Wir möchten Sie zudem erneut daran erinnern, dass es nicht möglich ist, die differenzierte Besteuerung auf alle Waren anzuwenden. 

Dokumentation und Nachweis der Differenzbesteuerung

Normalerweise wird die Umsatzsteuer in Rechnungen in einer separaten Zeile ausgewiesen. Im Falle einer differenzierten Besteuerung wird dies jedoch anders gehandhabt. Auf der Rechnung ist in diesem Fall folgender Vermerk anzubringen: "Anwendung der Differenzbesteuerung nach § 25a UStG". Wichtig ist auch, dass es sich um bewegliche Verbrauchsgüter handelt, die ohne Umsatzsteuer gekauft wurden.

Wenn Ihr Käufer eine Privatperson ist, sind die oben genannten Hinweise nicht so wichtig. Sie sind jedoch von großer Bedeutung, wenn die Waren von einem Unternehmer gekauft werden. 

Grenzen und Einschränkungen der Differenzbesteuerung

Wie bereits erwähnt, kann die Differenzbesteuerung nur auf bewegliche Güter angewendet werden, der von gewerblichen Wiederverkäufern verkauft werden. 

Viele glauben, dass eine Differenzbesteuerung nur für Gebrauchtwaren gilt. Das stimmt aber nicht ganz. Obwohl dies in der Praxis selten vorkommt, kann die differenzierte Besteuerung auf neue Produkte angewendet werden, die ihren Wert verloren haben.

Bei einer Differenzbesteuerung ist die Vorsteuer nicht abzugsfähig.

Vergleich mit regulärer Umsatzbesteuerung

Beim Weiterverkauf von Waren ist die Differenzbesteuerung von großer Bedeutung, denn sie vermeidet eine Doppelbesteuerung. Der Unterschied zwischen regulärer Umsatzbesteuerung und differenzierter Besteuerung ist sowohl für den Wiederverkäufer als auch für den Käufer deutlich spürbar.

Bei der regulären Umsatzbesteuerung wird die Steuer auf den vollen Betrag des Verkaufs berechnet, bei der differenzierten Besteuerung nur auf die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufbetrag. Je teurer die Ware ist, desto größer ist die Differenz.

 

Natürlich hat die Differenzbesteuerung im Vergleich klare Vorteile. Der Verkäufer kann wettbewerbsfähige Preise behalten, ohne seinen Gewinn zu verlieren, während der Käufer die Waren zu einem erschwinglichen Preis erhält.

Internationale Aspekte der Differenzbesteuerung

Die Anwendbarkeit der Differenzbesteuerung hängt auch davon ab, wo Ihre Kunden die Waren gekauft haben beziehungsweise wo sich der Lieferort befindet. Wenn Ihre Kunden Waren außerhalb des Landes oder der EU gekauft haben, gibt es in der Regel eine Umsatzsteuer auf Importe, die wiederum als Steuereintrag abgezogen werden kann.

Daher ist hier eine Differenzbesteuerung generell ausgeschlossen. Die einzigen Ausnahmen sind Kunstgegenstände, Sammlungsstücke und Antiquitäten.

Häufige Fehler und Lösungsansätze der Differenzbesteuerung

Wenn Sie die Differenzbesteuerung anwenden wollen, müssen Sie wissen, wie Sie den Steuerbetrag richtig berechnen und die Rechnung korrekt ausstellen. Das mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, aber in der Praxis, vor allem bei regelmäßigen Verkäufen mit Differenzbesteuerung, ist es leicht machbar und lohnt sich.

Um Fehler zu vermeiden, sollten Sie die entsprechenden Beträge für die Differenzbesteuerung sorgfältig berechnen. Wenn Sie Zweifel haben, können Sie sich jederzeit an einen Finanzberater wenden, der Ihnen bei der Berechnung und korrekten Ausstellung der Rechnungen helfen wird.

Fazit und Ausblick

Die Differenzbesteuerung dient der Vermeidung von Doppelbesteuerung. Sie gilt für fast alle Arten von beweglichen Gütern und kann eine gute Option für diejenigen sein, die Steuern sparen wollen. Die Berechnung und Ausstellung der entsprechenden Rechnungen nimmt zwar nicht viel Zeit in Anspruch, bedarf aber der Beachtung einiger Besonderheiten.

Sie sollten auch bedenken, dass Sie nicht verpflichtet sind, die Differenzbesteuerung anzuwenden, wenn Sie dies aus irgendeinem Grund nicht wollen. Die differenzierte Besteuerung ist eine Möglichkeit, aber keine Vorschrift.