Von Ursula Meyer

Amortisationsrechnung

Eine Amortisationsrechnung ermittelt den Rückzahlungsplan eines Kredits oder einer Investition über einen bestimmten Zeitraum. Dieser Artikel richtet sich sowohl an Privatpersonen als auch an Unternehmen und Finanzexperten. Fast jeder kann Amortisationsrechnungen nutzen, um Schulden zu verwalten, Investitionen zu bewerten und fundierte finanzielle Entscheidungen zu treffen.

Grundlagen der Amortisationsrechnung

Der Begriff "Amortisation" beschreibt die Zeit, die vergeht, bis das für eine Investition eingesetzte Kapital vollständig an eine Person oder ein Unternehmen zurückgeflossen ist. Eine schnelle Amortisation verringert das allgemeine Risiko und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer positiven Rendite.

Die Amortisationsrechnung ermittelt den Zeitpunkt der vollständigen Abschreibung oder Kostenabdeckung eines Vermögensgegenstands. Sie hilft Unternehmen somit dabei, den Ersatzzeitpunkt und die Rentabilität von Investitionen zu bewerten.

Der Begriff "Amortisationsrechnung" bezieht sich auf die statische Berechnung von Investitionen. Neben dem Verfahren der statischen Investitionsrechnung gibt es auch die dynamische Rechnung. Sobald der Amortisationspunkt der Investition erreicht ist, ist die statische Rentabilität gleich Null.

Im Gegensatz zu anderen statischen Investitionsrechnungen ist die Amortisationsrechnung zahlungsorientiert. Im Vordergrund stehen dabei Liquidität, Sicherheit und Unabhängigkeit. Ziel der Amortisationsrechnung ist es, dabei zu helfen, Investitionsmittel schnell wieder in Ihr Unternehmen zurückfließen zu lassen. Hierfür gibt es zwei Methoden:

  • Durchschnittsmethode
  • Kumulationsmethode

Schauen wir uns diese im Einzelnen an.

Amortisationsrechnung: Formel und Methoden 

In der Praxis gibt es zwei Methoden,  mit denen die Amortisationsdauer zu berechnen ist.

Bei der Durchschnittsmethode wird die Kapitalinvestition durch den durchschnittlichen Ertrag (Investitions-Cashflow) geteilt. Dieser ergibt sich aus der Summe des Gewinns der Zeitperiode und der durchschnittlichen Abschreibung dieses Zeitraums. So erhält man die folgende Formel:

Amortisationszeit = Anfangsinvestition / Investitions-Cashflow

Bei der Kumulationsmethode wird davon ausgegangen, dass die Erträge während der Lebensdauer der Investition variieren. Die Renditen werden daher vom Beginn der ersten Zeitperiode an summiert. Die Amortisationszeit tritt ein, wenn die Rendite den ursprünglichen Investitionsbetrag übersteigt.

Nehmen wir als Beispiel folgendes an: Ein mittelständisches Unternehmen plant die Anschaffung einer neuen Produktionsmaschine, die den Fertigungsprozess erheblich effizienter gestalten soll. Die Maschine erfordert eine Investition von 150.000 Euro. Das Management möchte die Amortisationsdauer der Investition analysieren, um die Rentabilität des Projekts besser einschätzen zu können.

Durchschnittsmethode:

Um die Amortisationsdauer nach der Durchschnittsmethode zu berechnen, wird der Gesamtinvestitionsbetrag durch den durchschnittlichen jährlichen Gewinn geteilt. Angenommen, die erwartete jährliche Ersparnis durch die Effizienzsteigerung beträgt 30.000 Euro, lautet die Rechnung folgendermaßen:

Amortisationsdauer = Investitionsbetrag / jährliche Ersparnis

Amortisationsdauer = 150.000 Euro / 30.000 Euro/Jahr = 5 Jahre

Nach dieser Berechnung würde die Maschine unter Verwendung der Durchschnittsmethode fünf Jahre benötigen, um sich vollständig zu amortisieren.

Kumulationsmethode:

Die Kumulationsmethode betrachtet den kumulierten Gewinn über die Jahre, bis die Gesamtinvestition erreicht ist. Unter der Annahme, dass der jährliche Gewinn konstant bleibt, können wir die Amortisationsdauer wie folgt berechnen:

Amortisationsdauer = InvestitionsbetragJährlicher Gewinn​

Amortisationsdauer = 150.000 Euro / 30.000Euro/Jahr = 5 Jahre

Auch hier ergibt die Kumulationsmethode eine Amortisationsdauer von fünf Jahren.

So sehen wir, dass die Durchschnitts- und die Kumulationsmethode in diesem Beispiel zu demselben Ergebnis kommen. Die neue Produktionsmaschine wird voraussichtlich innerhalb von fünf Jahren die Investitionskosten durch die erzielten Überschüsse getilgt haben.

Statische und dynamische Abschreibungsberechnung

Der Hauptunterschied liegt in der zeitlichen Abfolge der einzelnen Berechnungen. Bei der statischen Abschreibungsrechnung wird das gebundene Kapital nicht verzinst und ein kalkulatorischer Zinssatz von Null angenommen. Bei der Berechnung der dynamischen Abschreibung spielt der geschätzte Zinssatz jedoch eine Rolle, denn hier wird der genaue Zeitpunkt der Zahlungen berücksichtigt und entsprechend abgezinst. Dadurch wird die Nutzung eines Durchschnittswerts vermieden.

  • Verfahren der statischen Amortisationsberechnung: Die Amortisationsdauer wird anhand von Durchschnittswerten über die relevanten Zeiträume berechnet. Zinseffekte werden nicht berücksichtigt. Dafür wird folgende Formel verwendet:
    Amortisationsdauer = Anschaffungskosten des Vermögensgegenstandes / Jährlicher Cashflow
  • Verfahren der dynamischen Amortisationsrechnung: Die Amortisationsdauer wird mit dem jeweiligen Kalkulationszinssatz berechnet. Sie wird auf folgende Weise berechnet:
    Amortisationsdauer = Anschaffungskosten des Vermögensgegenstandes / (Jährlicher Cashflow - Diskontierungsfaktor)

Daten für die Amortisationsrechnung

Die Amortisationsrechnung ist ein wesentlicher Bestandteil der Investitionsbewertung und erfordert präzise Daten, um aussagekräftige Ergebnisse zu liefern. Hier betrachten wir im Detail, welche Daten benötigt werden und warum die Qualität und Genauigkeit dieser Daten entscheidend sind.

Welche Daten werden benötigt?

Für eine effektive Amortisationsrechnung sind folgende Datenkategorien von Bedeutung:

  • Investitionsbetrag: die Gesamtkosten der Investition, einschließlich Anschaffungskosten, Installationsgebühren und weiterer anfallender Ausgaben
  • Jährliche Ersparnis oder Gewinn: die prognostizierten Einsparungen oder zusätzlichen Gewinne, die durch die Investition generiert werden sollen
  • Lebensdauer der Investition: die geschätzte Nutzungsdauer der Investition, die den Zeitraum bestimmt, über den die Rendite betrachtet wird
  • Betriebskosten: laufende Kosten, die ggf. während des Betriebs der Investition anfallen, z. B. Wartung, Energiekosten und Versicherung
  • Finanzierungskosten: Zinssätze und Finanzierungskonditionen, falls Fremdkapital genutzt wurde
  • Abschreibungsmethoden: die angewandten Methoden zur Abschreibung des investierten Kapitals über die Lebensdauer der Investition

Quellen für diese Daten:

  • Interne Finanzdaten: Die eigene Buchführung und Finanzberichte des Unternehmens bieten grundlegende Daten wie Investitionsbeträge, jährliche Kosten und finanzielle Leistungskennzahlen.
  • Lieferanten und Hersteller: Bei physischen Investitionen können Lieferanten und Hersteller detaillierte Informationen zu Kosten, Garantien und Leistungsfähigkeit liefern.
  • Branchenstudien und -berichte: Externe Quellen wie Branchenstudien und Marktberichte bieten Vergleichsdaten, Benchmarks und Trends für spezifische Branchen.

Bedeutung der Datenqualität und -genauigkeit

Die Genauigkeit der vorhergesagten finanziellen Ergebnisse beeinflusst die Glaubwürdigkeit der Amortisationsrechnung. Präzise Prognosen sind für fundierte Entscheidungen entscheidend.

Daten sollten konsistent und integer sein, um kohärente Analysen zu ermöglichen. Inkonsistenzen können zu Verzerrungen führen und die Verlässlichkeit der Ergebnisse beeinträchtigen. Die Datenqualität spielt bei der Identifizierung und Quantifizierung von Unsicherheiten eine Schlüsselrolle. Realistische Annahmen ermöglichen es somit, Risiken angemessen zu berücksichtigen.

Die Wahl der richtigen Daten und ihre sorgfältige Validierung sind entscheidend, um eine präzise Amortisationsrechnung zu gewährleisten. Dadurch wird eine solide Grundlage für fundierte Investitionsentscheidungen geschaffen.

Amortisationsrechnung in der Investitionsrechnung

Die Berechnung der Abschreibungsdauer ist eines der Verfahren zur Bilanzierung von Investitionen. Sie wird in Verbindung mit anderen Investitionsrechenverfahren wie dem internen Zinsfuß, der Kapitalwertmethode oder der Gewinnvergleichsrechnung verwendet. 

Die Amortisationsrechnung bietet eine erste Einschätzung der Rentabilität einer Investition und hilft Unternehmen, ihre Entscheidungsgrundlage zu verbessern. Neben der Amortisationsberechnung werden auch andere Verfahren angewandt:

  • Rentabilitätsvergleichsrechnung: Hier wird die erwartete Rendite der Investition berücksichtigt. Die für die Finanzierung aufgewendeten Zinsen werden zum Gewinn hinzugerechnet.
  • Kostenvergleichsrechnung: Sie basiert ausschließlich auf den Kosten und bezieht sich auf einen bestimmten Planungszeitraum.
  • Gewinnvergleichsrechnung: Diese Berechnung basiert auf Kosten und Leistungen, die auf einen bestimmten Zeitraum bezogen werden.

Die Amortisationsrechnung hat den Vorteil, dass sie einfach zu berechnen ist und eine schnelle Einschätzung der Kapitalrückgewinnung ermöglicht. Allerdings berücksichtigt sie nicht den Zeitwert des Geldes oder Cashflows nach der Amortisationsdauer.

Anwendung der Amortisationsrechnung bei Leasing

Das Thema Abschreibung spielt vor allem bei Leasingverträgen eine sehr wichtige Rolle. Hier wird zwischen Vollamortisation und Teilamortisation unterschieden.

Leasing mit Vollamortisation

Bei dieser Variante decken die von Ihnen geleisteten Leasingraten die Kosten für die Anschaffung des Leasingobjekts ab. Dabei ist zu beachten, dass der Leasinggeber neben dem Anschaffungspreis auch die Finanzierungskosten und andere anfallende Kosten berücksichtigt.

In der Regel kann die volle Abschreibung nicht aufgehoben werden. Sie können also sicher sein, dass die Amortisationszeit vom Vertragsabschluss bis zum Vertragsende dauert und die Amortisation erst dann erreicht ist.

Leasing mit Teilamortisation

Bei dieser Variante erhält der Leasinggeber am Ende des Vertrages nicht den ganzen Betrag vom Leasingnehmer zurück. Die Abschreibung erfolgt nur teilweise, und zwar in Form von Leasingzahlungen. Dem Leasinggeber bleibt ein Restbetrag, der nach Ablauf der Leasingdauer anderweitig amortisiert werden muss.

Kilometerverträge

Beim Kauf von Firmenwagen kann es auch sinnvoll sein, einen Kilometervertrag abzuschließen. Bei festgelegter Kilometerzahl gibt es am Ende der Laufzeit eine Rückzahlung von ungenutzten Kilometern.

Umgang mit Mehreinnahmen

Es gibt auch die Möglichkeit, mit einer Mehrerlösbeteiligung zu arbeiten. Konkret bedeutet dies, dass das geleaste Objekt am Ende der Laufzeit zum bestmöglichen Preis verkauft wird.

Dieser kann niedriger oder höher sein als der kalkulierte Restwert. Ist der Wert gleich dem kalkulierten Wert, ist die Abschreibung erreicht. Liegt der Wert darüber, gibt es einen Gewinn, welcher jedoch nicht nur dem Leasingnehmer gehört. Der Leasinggeber hat Anspruch auf mindestens 25 Prozent des Gewinns.

Amortisationsrechnung im Immobilienbereich

Die meisten Menschen kennen die Begriffe "Abschreibung" und "Abschreibungsrechnung" nur aus dem Investitionsbereich.

Beim Kauf von Gewerbeimmobilien muss man jedoch auch wissen, wie lange die Amortisationszeit sein wird. Das Prinzip ist einfach: Je länger die Amortisationszeit, desto schneller ist der Amortisationspunkt erreicht. Bei der Abschreibung von Immobilien wird zwischen direkter und indirekter Abschreibung unterschieden.

Direkte Abschreibung

Bei der direkten Abschreibung werden die Tilgungs- oder Abschreibungsbeiträge direkt an die Bank gezahlt.

Vorteile der direkten Amortisation:

  • Zinssenkung mit jeder gezahlten Rate
  • Entlastung des Haushalts in einzelnen Schritten
  • Erhöhung des Eigenkapitals
  • Gewinn nicht von der Höhe der Schulden abhängig

Nachteile der direkten Amortisation:

  • Abnahme der Abzugsfähigkeit von Zinsen mit abnehmender Hypothekarschuld
  • Steigerung des Eigenmietwerts und damit Erhöhung Ihres Einkommens bzw. Ihres Gewinns
  • An Immobilien gebundenes Vermögen

Indirekte Abschreibung

In Deutschland gibt es die Möglichkeit der indirekten Abschreibung, auch bekannt als Steuerabschreibung oder Abschreibung über die wirtschaftliche Nutzungsdauer. Immobilieninvestoren können bestimmte Kosten, wie beispielsweise den Kaufpreis, die Herstellungskosten oder Modernisierungsmaßnahmen, über einen bestimmten Zeitraum steuerlich geltend machen. Diese indirekte Abschreibung kann die Amortisationsdauer einer Immobilieninvestition beeinflussen und die finanzielle Rentabilität verbessern.

Vorteile der indirekten Abschreibung:

  • Eingezahltes Geld nur bei niedrigem Zinssatz zu versteuern
  • Stetig hohe Schuldzinsen, daher vollumfänglich steuerlich geltend machbar. Die Einzahlung auf ein Vorsorgekonto kann eine gute Rendite bringen.

Nachteile der indirekten Amortisation:

  • Stetig hohe Zinskosten
  • Stetig hohe Hypothekarschuld
  • Je nach gewählter Anlageform Kursschwankungen und damit Verluste möglich

Kritikpunkte

An der Amortisationsrechnung gibt es vor allem zwei Kritikpunkte. Zum einen basiert die Berechnung auf einer teilweise ungenauen Selbsteinschätzung. Zum anderen ist es durchaus möglich, dass die Sollzinsen nicht mit den Habenzinsen übereinstimmen. Der Zeitwert des Geldes wird bei der Amortisationsrechnung nicht berücksichtigt, was die Risikobewertung einer Investition erschwert. Die Amortisationsrechnung ist zwar ein wichtiges Instrument, aber sie ist nur ein Bestandteil der Investitionsrechnung.

Außerdem führt die Berechnung der Abschreibung schnell zu Entscheidungen, die für Unternehmer wenig sinnvoll sein können. Oft wird angenommen, dass eine kürzere Amortisationszeit weniger Risiko bedeutet. In der Praxis zeigt sich jedoch immer wieder, dass kurzfristige Investitionen besonders gefährlich sein können.

Fazit

Es wird geschätzt, dass die Amortisationsrechnung von etwa 53 % aller Unternehmer genutzt wird. Das liegt auch daran, dass die Berechnung der Abschreibungsdauer in Excel schnell und einfach durchgeführt werden kann. 

Die Amortisationsrechnung ist eine gute Methode zur Bewertung des finanziellen Risikos einer Investition. Sie kann bei der Kontrolle von Faktoren wie Liquidität, Unabhängigkeit und Sicherheit helfen, hat allerdings auch Nachteile. Aus diesem Grund wird dringend empfohlen, zusätzlich andere Methoden der Investitionsrechnung zu verwenden.