Die Förderung für die Selbstständigkeit erleichtert Deinen Start. Wir zeigen Dir kompakt und verständlich, welche Zuschüsse und Programme wirklich helfen – damit Du die passende Unterstützung für Deinen Einstieg ins Geschäft findest.
Die Förderung der Selbstständigkeit in Deutschland: Ein Überblick
In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Programmen zur Förderung der Selbstständigkeit – von staatlichen Zuschüssen und zinsgünstigen Darlehen bis hin zu privater Beratung. Allerdings ist nicht jedes Angebot für jede Situation geeignet.
Staatliche Förderungen stammen meist vom Bund, den Ländern oder der Agentur für Arbeit. Sie umfassen finanzielle Hilfen, Coaching, Beratung oder Sachleistungen. Private Förderangebote werden hingegen häufig von Kammern, Stiftungen oder Banken angeboten und setzen oft eigene Schwerpunkte – zum Beispiel in bestimmten Branchen oder Regionen.
Egal ob Du Gründer:in, Freiberufler:in oder Teilzeitunternehmer:in bist: Für fast jede Zielgruppe gibt es passende Programme. Auch Existenzgründer‑Zuschüsse oder Unterstützung beim Selbstständigmachen ohne Eigenkapital sind möglich.
Voraussetzung für viele Förderungen ist ein durchdachter Businessplan. Manche Programme verlangen auch Eigeninitiative, bestimmte Qualifikationen oder die Teilnahme an Beratungsgesprächen – der Aufwand lohnt sich aber fast immer.
Geschäftskonto mit Online-BuchhaltungFörderung zur Selbstständigkeit durch die Agentur für Arbeit
Arbeitslos und trotzdem gründen? Kein Problem – die Agentur für Arbeit unterstützt Dich mit zwei gezielten Programmen bei dem Schritt in die Selbstständigkeit: dem Gründungszuschuss für ALG-I-Empfänger:innen und dem Einstiegsgeld für Bürgergeldbeziehende.
Der Gründungszuschuss richtet sich an Menschen mit Anspruch auf Arbeitslosengeld I. Du erhältst in der ersten Phase für sechs Monate Unterstützung in Höhe Deines zuletzt bezogenen Arbeitslosengeldes plus pauschal 300 € monatlich zur sozialen Absicherung. In einer möglichen zweiten Phase kannst Du für weitere neun Monate nur noch die 300 € zur sozialen Absicherung erhalten. Der erforderliche Restanspruch auf ALG I beträgt weiterhin mindestens 150 Tage, was eine rechtzeitige Antragstellung erforderlich macht.
Für Empfänger:innen von Bürgergeld (ALG II) gibt es das Einstiegsgeld. Die Höhe ist vom Einzelfall abhängig und kann bis zu 75 % des Regelsatzes betragen. Die Höchstlaufzeit beträgt 24 Monate.
Für beide Programme brauchst Du einen überzeugenden Businessplan und eine fachkundige Stellungnahme, beispielsweise von der IHK. Letztendlich entscheidet Dein:e Vermittler:in über die Bewilligung – ein gutes Gespräch kann hier entscheidend sein.
Förderprogramme für Selbstständige auf Bundes- und Landesebene
Neben der Agentur für Arbeit bieten auch Bund und Länder gezielte Förderprogramme für Selbstständige an. Besonders bekannt sind die Angebote der KfW, etwa der ERP-Gründerkredit – StartGeld, sowie das bundesweite Förderprogramm „Mein Mikrokredit".
Mit dem ERP-Gründerkredit – StartGeld kannst Du bis zu 125.000 € für Investitionen und Betriebsmittel erhalten. Die Konditionen sind meist deutlich günstiger als bei klassischen Bankkrediten. Die Beantragung erfolgt über Deine Hausbank – auch ohne hohe Sicherheiten ist eine Zusage möglich.
Das Förderprogramm „Mein Mikrokredit" richtet sich an Gründer:innen mit geringem Kapitalbedarf. Die Summen liegen zwischen 1000 und 25.000 €. Zuständig sind akkreditierte Mikrofinanzinstitute im bundesweiten Netzwerk des Mikrokreditfonds Deutschland.
Zusätzlich vergeben die Bundesländer eigene Fördermittel für Selbstständige – je nach Region mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Manche Programme richten sich gezielt an bestimmte Branchen wie Handwerk, Kreativwirtschaft oder Tech-Start-ups. Ein gründlicher Vergleich lohnt sich und kann bares Geld bedeuten.
Ein Beispiel: In Nordrhein-Westfalen gibt es die Meistergründungsprämie mit bis zu 16.000 € Förderung für Handwerksgründer:innen, inklusive Bonus für Betriebsübernahme und Gründerinnen in männerdominierten Berufen.
KI-Buchhaltung entdeckenFörderung für die Selbstständigkeit durch Coaching und Beratung
Nicht jede Förderung bei Selbstständigkeit besteht aus Geld – oft ist qualifizierte Beratung der Schlüssel zum Erfolg. Gerade am Anfang lohnt sich professionelle Unterstützung, zum Beispiel durch geförderte Coachings.
Das BAFA-Programm („Förderung von Unternehmensberatungen für KMU“) richtet sich an junge wie etablierte Selbstständige. Du bekommst bis zu 80 % der Beratungskosten erstattet – vorausgesetzt, der Coach ist BAFA-zertifiziert. Das Programm deckt Themen wie Geschäftsmodellentwicklung, Finanzierung oder Marketing ab.
Wenn Du gründest und noch arbeitslos gemeldet bist, kannst Du über die Arbeitsagentur einen AVGS-Gutschein (Aktivierungs- und Vermittlungsgutschein) beantragen. Damit ist eine Gründungsberatung kostenlos – oft auch mit individueller Begleitung über mehrere Wochen.
Wichtig ist, dass der gewählte Coach zertifiziert ist und zu Deinem Vorhaben passt. Ein gutes Coaching spart nicht nur Geld, sondern hilft Dir, Fehler zu vermeiden, schneller Entscheidungen zu treffen und nachhaltiger zu wachsen.
Förderung bei Selbstständigkeit im Nebenerwerb
Auch eine Teilzeitgründung kann gefördert werden – besonders dann, wenn Du den Weg in die Selbstständigkeit erst schrittweise gehen willst. Viele Programme schließen eine Nebentätigkeit nicht aus, solange sie ernsthaft betrieben wird.
Gründungszuschuss und Einstiegsgeld sind unter bestimmten Bedingungen auch im Nebenerwerb möglich. Entscheidend ist, dass Deine selbstständige Tätigkeit langfristig das Ziel hat, Deinen Lebensunterhalt zu sichern. Nebenjobs, zum Beispiel ein Minijob, sind zulässig, solange sie den Fokus auf Dein Geschäft nicht gefährden.
Je nach Bundesland gibt es spezielle Programme für Kleingewerbe oder Gründer:innen mit Teilzeit-Modellen. Oft gelten dabei besondere Einkommensgrenzen oder Fördersätze.
Achte darauf, dass Deine Tätigkeit beim Finanzamt korrekt gemeldet ist und Du den Status „Nebenerwerb“ in der Antragstellung klar benennst. So vermeidest Du Rückfragen und sicherst Dir auch bei kleinem Startbudget wertvolle Unterstützung.
Mehr über Finom erfahrenFinanzierungshilfen und Zuschüsse für Selbstständige
Viele Fördermittel für Selbstständige bestehen aus Zuschüssen – also Geld, das Du nicht zurückzahlen musst. Sie sind ideal für Investitionen, Anschaffungen oder als Überbrückung bei Liquiditätsengpässen.
Zu den wichtigsten Angeboten gehören Tilgungszuschüsse, die einen Teil Deiner Rückzahlung bei Förderkrediten übernehmen. Besonders bei Investitionen in Digitalisierung, Nachhaltigkeit oder Energieeffizienz sind solche Zuschüsse oft mit KfW- oder Landesdarlehen kombinierbar.
Daneben existieren Investitionszuschüsse, beispielsweise für die Anschaffung von Maschinen, IT oder Ausstattung. Diese Programme sind meist projektgebunden und an bestimmte Branchen oder Regionen geknüpft.
Auch reine Liquiditätshilfen spielen eine Rolle – etwa nach Umsatzrückgängen oder saisonalen Schwankungen. Sie helfen, laufende Kosten zu decken, ohne dass Du Deine Rücklagen angreifen musst. Viele Programme lassen sich kombinieren, sofern sie sich nicht doppeln.
Förderung selbstständiger Frauen, Migrant:innen und junger Gründer:innen
Förderprogramme für Selbstständige schauen längst nicht mehr nur auf die Geschäftsidee. Viele Programme richten sich gezielt an Gruppen, die beim Gründen vor besonderen Herausforderungen stehen – etwa Frauen, Migrant:innen oder junge Gründer:innen.
Für Gründerinnen gibt es Angebote wie „EXIST Women“ oder spezielle Landesprogramme. Sie bieten finanzielle Hilfe, Coaching und Mentoring. Ziel ist es, Frauen in der Selbstständigkeit zu stärken und Hürden abzubauen.
Migrant:innen finden Unterstützung bei lokalen Initiativen. Dazu gehören Beratungen in mehreren Sprachen, interkulturelles Coaching oder Zuschüsse für die erste Ausstattung. Viele Programme sind bewusst niedrigschwellig gestaltet.
Wer unter 30 Jahre alt ist, kann sich für das „EXIST-Gründungsstipendium“ oder ähnliche Angebote an Hochschulen bewerben. Hier bekommst Du nicht nur Geld, sondern auch Zugang zu Netzwerken, Berater:innen und Coworking-Spaces.
Gehe gezielt auf Förderangebote in Deiner Region ein. Gerade bei diesen Programmen sind die Chancen meist gut und der Aufwand überschaubar.
Antragstellung: So sicherst Du Dir eine Förderung für Selbstständigkeit
Ein überzeugender Antrag ist der Schlüssel zur Förderung bei Selbstständigkeit. Je nach Programm brauchst Du unterschiedliche Unterlagen, meist einen Businessplan, eine fachkundige Stellungnahme und genaue Angaben zu Deiner finanziellen Planung.
Beachte immer die Fristen. Viele Fördermittel müssen vor Gründungsstart beantragt werden. Auch Vollständigkeit ist entscheidend, denn fehlende Nachweise führen schnell zur Ablehnung.
Häufige Fehler sind unrealistische Kalkulationen, unklare Zielgruppen oder fehlende Eigeninitiative. Lass Deinen Antrag am besten von einer Gründungsberatung gegenlesen.
Checkliste zur Vorbereitung:
- Businessplan und Finanzplan
- Lebenslauf
- ggf. Nachweis der Qualifikation
- Marktanalyse
- Gespräch mit der Förderstelle
Informiere Dich frühzeitig – viele Förderungen haben Bearbeitungszeiten von mehreren Wochen.
Förderung der Selbstständigkeit: Tipps aus der Praxis
Theorie ist gut – Praxis ist besser. Viele Gründer:innen berichten, dass gerade die Kombination aus Zuschuss und Beratung ihnen den nötigen Schub gegeben hat. Besonders lohnend ist die Förderung, wenn Du klar weißt, wofür Du sie brauchst.
Ein Gründungszuschuss kann helfen, die erste Durststrecke zu überbrücken. Ein BAFA-Coaching bringt Dich strategisch weiter. Und Förderkredite eröffnen Spielräume, wenn es um Investitionen geht.
Wichtig ist, Förderung als Starthilfe zu sehen, nicht als Dauerlösung. Langfristig zählt Dein Geschäftsmodell, nicht die Höhe der Zuschüsse.
Sprich frühzeitig mit anderen Gründer:innen oder Berater:innen. Oft erfährst Du so von Programmen, die gut zu Deiner Situation passen und sonst leicht übersehen werden.
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