Ein Leistungsverzeichnis ist die Grundlage jeder Ausschreibung – besonders im Bau. Es sorgt für klare Vorgaben und vergleichbare Angebote. Hier erfährst Du, was es ausmacht, wer es erstellt und wie Du es professionell umsetzt.

Inhalt

Was ist ein Leistungsverzeichnis?

Ein Leistungsverzeichnis (LV) ist ein zentrales Dokument im Bauwesen und bei Ausschreibungen. Es listet alle Leistungen detailliert auf, die im Rahmen eines Projekts zu erbringen sind – von Aushubarbeiten bis zur finalen Elektroinstallation. Jede Position im LV enthält genaue Angaben zu Menge, Art der Leistung, Ausführung und Abrechnungseinheit.

Rechtlich orientiert sich das Leistungsverzeichnis an der Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB/A § 7b), die vorgibt, wie Leistungen in Teilleistungen gegliedert und eindeutig beschrieben werden müssen. Sie bildet die rechtliche Grundlage für Ausschreibungen in Deutschland. Das LV schafft somit Transparenz und Planungssicherheit und ist die Grundlage für Kostenvoranschläge und Angebotsvergleiche.

Dabei ist ein Leistungsverzeichnis nicht dasselbe wie eine Leistungsbeschreibung, sondern lediglich ein Teil davon. Die Leistungsbeschreibung bleibt oft vage und kann durch das LV präzisiert werden, da dieses prüfbare Leistungen aufführt. Auch vom Leistungsvertrag unterscheidet das LV sich – dieser verweist in der Regel auf das LV als Vertragsbestandteil.

Das Leistungsverzeichnis ist also das Werkzeug für eine faire und transparente Vergabe sowohl öffentlicher als auch privater Bauprojekte. Wer klar formuliert, spart am Ende Zeit, Nerven und bares Geld.

KI-Buchhaltung erkunden

Das Leistungsverzeichnis im Bau: Typische Einsatzbereiche

Das Leistungsverzeichnis ist für den Bau unverzichtbar – egal ob Hochbau, Tiefbau oder Sanierung. Es beschreibt jede einzelne Bauleistung bis ins Detail und dient als Basis für Kalkulation, Ausschreibung und spätere Abrechnung. Besonders bei komplexen Bauvorhaben hilft das LV, alle Gewerke sauber voneinander abzugrenzen und Missverständnisse zu vermeiden.

Bei öffentlichen Ausschreibungen ist ein Leistungsverzeichnis gesetzlich vorgeschrieben. Es ermöglicht Bieter:innen, ihre Angebote objektiv vergleichbar zu gestalten – also basierend auf den gleichen Anforderungen und Kalkulationsgrundlagen. So bleibt das Vergabeverfahren transparent und rechtssicher.

Auch bei der Vergabe an Subunternehmer:innen spielt das LV eine zentrale Rolle. Es schafft Klarheit darüber, wer was in welchem Umfang wann und zu welchen Bedingungen liefert. Ein gutes Leistungsverzeichnis minimiert Konflikte auf der Baustelle und schützt alle Beteiligten vor bösen Überraschungen.

Ob kommunales Schulgebäude oder privater Wohnungsbau: Ohne LV bleibt vieles im Unklaren. Wer präzise plant, kann clever bauen und hat beim Forderungsmanagement später weniger Aufwand.

Erstellung des Leistungsverzeichnisses: Wer macht was?

Die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses ist Teamarbeit und beginnt meist schon in der frühen Planungsphase. Verantwortlich ist in der Regel der Architekt oder die Architektin, unterstützt durch Fachplaner:innen für Elektronik, Heizung, Lüftung und Sanitär. Sie definieren die Leistungspositionen für ihr jeweiliges Gewerk.

Auch die Bauherr:innen spielen eine zentrale Rolle: Sie beauftragen die Planung, geben die Rahmenbedingungen vor und müssen die Inhalte am Ende freigeben. Bei größeren Projekten kommt häufig ein:e Spezialist:in für Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung, auch AVA-Spezialist:in genannt, hinzu, der/die die technische Erstellung des LVs übernimmt.

Inzwischen gibt es zahlreiche digitale Tools, die bei der Erstellung eines Leistungsverzeichnisses unterstützen können – von Vorlagen bis zur normgerechten Gliederung.

Je klarer die Abstimmung zwischen Planung und Ausführung, desto genauer ist das LV und desto besser auch die Kosten-Nutzen-Analyse am Ende. So kann ein gut gemachtes Leistungsverzeichnis Geld sparen und Nachträge während der Bauphase deutlich reduzieren.

KI-Buchhaltung entdecken

Aufbau und Struktur eines Leistungsverzeichnisses (LV)

Ein professionell erstelltes Leistungsverzeichnis folgt einem klaren, tabellarischen Aufbau. Dabei ist jede Position eindeutig beschrieben, um Vergleichbarkeit und Transparenz zu gewährleisten. Typische Spalten sind die Positionsnummer, ein Kurztext der Leistung, die Menge mit Einheit – beispielsweise m² oder Stück – sowie der Einheitspreis (EP) und der daraus berechnete Gesamtpreis (GP).

Inhaltlich gliedert sich ein LV in sogenannte Leistungspositionen, die nach Zwecken unterschieden werden:

  • Grundpositionen: Leistungen, die zwingend auszuführen sind
  • Wahl- oder Alternativpositionen: Auswahloptionen für gleichwertige Ausführungen
  • Bedarfs- oder Eventualpositionen: Leistungen, die eventuell erforderlich werden
  • Zulagepositionen: Zusatzleistungen zu bestehenden Positionen
  • Umlagepositionen: Kostenverteilung auf andere Leistungen

Hinzu kommen Vorbemerkungen, technische Beschreibungen und Normverweise. Laut VOB/A § 9 Nr. 13 dürfen dabei ausschließlich leistungsspezifische Angaben gemacht werden – Vertragsbedingungen oder Allgemeines gehören in gesonderte Dokumente. Damit keine Interpretationsspielräume entstehen, ist eine exakte, verständliche Sprache entscheidend.

Wer ein Leistungsverzeichnis erstellt, sollte daher auf Klarheit, Einheitlichkeit und Vollständigkeit achten. Denn nur dann lässt sich daraus zuverlässig ein Angebot ableiten und später die jeweiligen Akontorechnungen begründen.

Leistungsverzeichnis-Vorlage und Beispiel für ein Leistungsverzeichnis

Eine durchdachte Leistungsverzeichnis-Vorlage spart Zeit und verhindert doppelte Arbeit. Vor allem bei wiederkehrenden Projekten, etwa im Wohnungsbau oder bei Gewerbeobjekten, lohnt sich der Einsatz standardisierter Strukturen.

Gängige Vorlagen enthalten bereits die typischen Leistungsbereiche: Erdarbeiten, Rohbau, Dach, Elektroinstallation oder Innenausbau. Für jeden Abschnitt gibt es vorbereitete Positionen, die je nach Projekt angepasst werden können. Viele AVA-Programme bieten inzwischen kostenlose Muster-LV zum Download, etwa für die DIN-gerechte Gliederung nach Leistungsbereichen.

Ein Beispiel für ein Leistungsverzeichnis im Bau – konkret für den Bereich Erdarbeiten – könnte so aussehen:

PositionLeistungMenge und EinheitEinheitspreisGesamtpreis
01.01.010Bodenaushub für Fundament35,00 m³18,50 €647,50 €

Formuliere Leistungsbeschreibungen stets aktiv, präzise und ohne Interpretationsspielraum. Statt beispielsweise „Wand streichen“ zu schreiben, ist folgende Formulierung besser: „Innenwand mit Dispersionsfarbe, weiß, zweimal streichen, inklusive Abkleben“. So vermeidest Du Diskussionen und Missverständnisse.

KI-Buchhaltungsagent ausprobieren

Bepreistes vs. neutrales Leistungsverzeichnis

Ein bepreistes Leistungsverzeichnis enthält bereits konkrete Preisangaben für jede Position, etwa als Orientierung für Bieter:innen. Es eignet sich gut bei privaten Projekten, wo Auftraggeber:innen eine erste Bilanzsumme der Baukosten abschätzen möchten.

Ein neutrales Leistungsverzeichnis hingegen verzichtet auf Preise. Es wird vor allem bei öffentlichen Ausschreibungen eingesetzt, um die Vergleichbarkeit der Angebote zu gewährleisten. Dabei kalkulieren alle Anbieter auf gleicher Basis, was Manipulation und Wettbewerbsverzerrung vorbeugt.

Beide Varianten haben ihre Berechtigung. Das bepreiste LV erleichtert kleinen Bauherr:innen die Budgetplanung. Das neutrale LV ist hingegen rechtlich sicherer und im Vergabeverfahren transparenter.

Wer Angebote mit einem neutralen LV einholt, sollte trotzdem eine interne Kostenschätzung vorab durchführen – idealerweise mit Hilfe von Fachplaner:innen oder über eine Kosten-Nutzen-Analyse.

Leistungsverzeichnis und die Vergabe

Ein präzises Leistungsverzeichnis ist die Grundlage jeder seriösen Ausschreibung, denn es definiert exakt, was angeboten werden soll. Bieter:innen nutzen das LV, um ihre Angebote zu kalkulieren und realistische Preise abzugeben. Je genauer die Angaben, desto besser lassen sich Angebote vergleichen.

In der Auftragsvergabe dient das LV als Bewertungsmaßstab. Vergabestellen prüfen anhand der Positionen, ob die angebotenen Leistungen vollständig und wirtschaftlich sind. Dabei spielen nicht nur Preise, sondern auch Plausibilität und Ausführungszeiten eine Rolle.

Wichtig: Bei fehlerhaften oder widersprüchlichen LV greift die sogenannte Rügepflicht. Bieter:innen müssen Unklarheiten vor der Angebotsabgabe melden, sonst verlieren sie unter Umständen rechtliche Ansprüche. Das schützt beide Seiten vor Missverständnissen und Nachtragsforderungen.

Ein solides LV bedeutet also weniger Risiken, mehr Fairness und eine saubere Vergabe.

Tools zur Online-Erstellung von Leistungsverzeichnissen

Moderne Tools machen die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses heute einfacher denn je. Softwarelösungen wie Orca AVA, California.pro oder SIDOUN Globe bieten integrierte Vorlagen, automatische Plausibilitätsprüfungen und Schnittstellen zu CAD- und BIM-Systemen.

Ein echter Vorteil ist die Anbindung an AVA-Systeme – so wird der gesamte Prozess von Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung digital abgebildet. Das spart Zeit, minimiert Fehlerquellen und beschleunigt die Kommunikation mit allen Projektbeteiligten.

Plattformen wie ibau bieten zudem Zugriff auf tausende Leistungsverzeichnisse, Ausschreibungen und Referenzdaten. Wer regelmäßig mit LV arbeitet, profitiert hier von einem zentralen Zugangspunkt zu Marktinformationen und branchenspezifischen Inhalten.

Egal ob Solo-Selbstständige:r oder Planungsbüro – mit dem richtigen Tool wird das Leistungsverzeichnis zum strategischen Vorteil.

Schau Dir unsere anderen Artikel an:

Letzte Artikel