Der Gewerbesteuerhebesatz entscheidet darüber, wie viel Gewerbesteuer Du am Ende zahlen musst. Ob Du einen Hebesatz von 200 % oder 490 % hast, hängt alleine von Deinem Standort ab. Deshalb ist der Hebesatz kein unwichtiges Detail, sondern ein echter Kostenfaktor – vor allem für Selbständige und Gründer:innen.

Inhalt

In diesem Artikel zeigen wir Dir, wie sich der Hebesatz zusammensetzt, wie Du Deine Gewerbesteuer berechnen kannst und worauf Du bei der Wahl des Standorts unbedingt achten solltest.

Was ist der Gewerbesteuerhebesatz?

Der Gewerbesteuerhebesatz ist der Faktor, der darüber entscheidet, wie hoch Deine Gewerbesteuer tatsächlich ausfällt. Er ist ein Multiplikator für die Berechnung: Je höher der Hebesatz, desto größer die Steuerlast, auch wenn Dein Gewinn gleich bleibt.

Die Berechnungsgrundlage ist der sogenannte Steuermessbetrag. Dieser ergibt sich aus Deinem zu versteuernden Gewinn abzüglich des Steuerfreibetrags von 24.500 €, wenn Du als Einzelunternehmer:in oder Personengesellschaft tätig bist.

Dieser Messbetrag wird dann mit dem Hebesatz Deiner Gemeinde multipliziert. Und genau da kommt der Standort ins Spiel: Während manche Kommunen einen Hebesatz von 200 % ansetzen, verlangen andere 490 %. So kann der gleiche Gewinn zu sehr unterschiedlichen Steuerbeträgen führen – je nachdem, wo Du oder Dein Unternehmen sitzt.

Wer legt den Gewerbesteuerhebesatz fest?

Den Gewerbesteuerhebesatz bestimmt nicht das Finanzamt, sondern die Gemeinde, in der Du Dein Unternehmen führst. Genauer gesagt entscheidet der Gemeinderat über die Höhe des Hebesatzes und kann ihn jährlich anpassen.

Ziel ist es, Einnahmen zu sichern oder neue Betriebe anzuziehen. Deshalb unterscheiden sich die Sätze oft stark: Während wirtschaftsstarke Städte hohe Hebesätze nutzen, setzen kleinere Kommunen eher auf niedrige Werte, um attraktiver zu sein.

Nach § 16 Abs. 4 GewStG ist ein Mindesthebesatz von 200 % vorgeschrieben. Eine Unterschreitung ist nicht zulässig.

Wenn Du Dein Gewerbe anmeldest, lohnt sich also nicht nur der Blick auf Infrastruktur oder Mietpreise, sondern auch auf die Steuerpolitik der Kommune. 

Gewerbesteuerhebesatz berechnen: So funktioniert’s

Du willst Deine Gewerbesteuer berechnen? Kein Problem – das geht in vier Schritten und ist leichter, als es klingt:

  1. Gewerbeertrag ermitteln: Ausgangspunkt ist der Gewinn laut Steuerbilanz. Dazu kommen bestimmte Hinzurechnungen wie Mieten, andere Posten werden abgezogen.
  2. Steuerfreibetrag abziehen: Einzelunternehmen und Personengesellschaften dürfen pauschal 24.500 € abziehen. Für Kapitalgesellschaften gilt das nicht.
  3. Steuermessbetrag berechnen: Der bereinigte Gewinn wird mit der festen Steuermesszahl von 3,5 % multipliziert – das ergibt den Messbetrag.
  4. Hebesatz anwenden: Nun multiplizierst Du den Steuermessbetrag mit dem Hebesatz Deiner Gemeinde. Das Ergebnis ist die finale Gewerbesteuer.

Formel zur Orientierung:

Gewerbesteuer = (Gewerbeertrag - Freibetrag) x 3,5 % x Hebesatz

Weitere Informationen zu Anmeldung, Pflichten und Rechenwegen findest Du auch auf dem BMWK-Existenzgründungsportal

Gewerbesteuerhebesatz: Berechnungsbeispiel

Nehmen wir an, Dein Unternehmen erzielt einen Jahresgewinn von 100.000 €. Du bist als Personengesellschaft organisiert, also gilt der Steuerfreibetrag von 24.500 €. Der verbleibende Gewerbeertrag beträgt 75.500 €.

Nun wird der Steuermessbetrag berechnet:

75.500 x 3,5 % = 2.642,50 €

Jetzt kommt der Hebesatz ins Spiel:

  • Hebesatz 250 % (z. B. Wachau/Sachsen) → 2.642,50 € x 250 % = 6.606,25 €
  • Hebesatz 450 % (z. B. Stuttgart) → 2.642,50 € x 450 % = 11.891,25 €

Du zahlst also in Stuttgart mehr als 5000 € mehr Gewerbesteuer – bei gleichem Gewinn.

Bei Kapitalgesellschaften entfällt Freibetrag – maßgeblich ist hier der Gewerbeertrag, nicht der Gewinn direkt. Grund ist, dass bei der Ermittlung des Gewerbeertrags bestimmte Hinzurechnungen und Kürzungen vorgenommen werden. Der Unterschied zur Personengesellschaft kann also noch größer ausfallen.

Gewerbesteuerhebesatz-Liste für Deutschland

Die Gewerbesteuerhebesatz-Liste zeigt: Der Standort macht den Unterschied. Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer liegt der Bundesdurchschnitt bei 437 %. Allerdings gibt es deutliche Ausreißer nach oben und unten.

Hier eine Auswahl (Stand 2025):

  • Breitscheid (Rheinland-Pfalz): 200 % – gesetzliches Minimum
  • Lichtenau (Sachsen): 330 % – attraktiv im Osten
  • Mainz (Rheinland-Pfalz): 440 % – im Durchschnitt
  • Frankfurt am Main: 460 % – Metropolniveau
  • Köln: 475 % – teurer Klassiker
  • München: 490 % – Spitzenreiter unter den Landeshauptstädten
  • Mülheim an der Ruhr: 580 % – Ausnahmeregelung für Sonderbetriebe

Ein Blick auf die Liste kann bares Geld sparen, besonders bei einer Expansion oder Neugründung.

Der niedrigste Gewerbesteuerhebesatz in Deutschland: Wo zahlt man am wenigsten?

Der niedrigste Gewerbesteuerhebesatz Deutschlands liegt bei 200 %, was dem gesetzlichen Minimum entspricht. Gemeinden wie Gröde (Schleswig-Holstein) oder Lülsfeld (Bayern) nutzen diesen Spielraum gezielt, um neue Unternehmen anzuziehen.

Auch Orte wie Untrasried (Bayern), Monheim am Rhein (Nordrhein-Westfalen) oder Hollenstedt (Niedersachsen) bieten Sätze zwischen 240 % und 250 %. Für Gründer:innen mit begrenztem Budget kann das ein echter Standortvorteil sein.

Aber: Ein niedriger Hebesatz alleine macht noch keinen idealen Standort. Infrastruktur, Anbindung, Fachkräfteverfügbarkeit und Lebensqualität spielen ebenfalls eine Rolle. Rechne also nach, schau aber auch genau hin. Die Steuerersparnis kann sich lohnen – wenn die restlichen Bedingungen stimmen.

Höchste Gewerbesteuerhebesätze in Deutschland: Wo wird es teuer?

Die höchsten Gewerbesteuerhebesätze Deutschlands findest Du – wenig überraschend – in den Großstädten. München führt das Feld mit satten 490 % an, dicht gefolgt von Köln (475 %) und Hamburg (470 %). Auch Frankfurt am Main (460 %) liegt deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von rund 437 %. Berlin hingegen liegt mit 410 % leicht darunter – bleibt aber dennoch kein Steuerparadies.

Aber warum sind die Hebesätze hier so hoch? Großstädte haben hohe Ausgaben für Infrastruktur, Bildung, Soziales und Verkehr. Und sie können sich hohe Hebesätze leisten, weil viele Unternehmen aufgrund der Sichtbarkeit, Kundennähe und Netzwerke trotzdem bleiben.

Für kleine Unternehmen oder Start-ups kann dies aber zur echten Kostenfalle werden. Oft macht ein Standort in der Nähe mit niedrigerem Hebesatz wirtschaftlich mehr Sinn und bietet eine ähnliche Reichweite.

Gewerbesteuerhebesatz und Unternehmensplanung

Der Gewerbesteuerhebesatz ist kein Randthema – er gehört mitten in Deine Finanz- und Standortplanung. 

Wenn Du gerade ein Unternehmen gründest oder über eine Verlagerung nachdenkst, lohnt sich der Vergleich: Eine Kommune mit 250 % statt 450 % Hebesatz halbiert im besten Fall Deine Steuerlast. Ein Standortwechsel ist jedoch keine leichte Entscheidung. Mietverträge, Umzugskosten, die Erreichbarkeit für Kund:innen oder Mitarbeitende sind ebenfalls Faktoren. Es geht also nicht nur um Steuern, sondern um das Gesamtpaket.

Der Gewerbesteuerhebesatz ist ein strategischer Hebel. Wer ihn kennt und richtig nutzt, kann fundierte und nachhaltige Entscheidungen treffen.

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