Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Was ist das? Wo tauchen sie in der Buchhaltung auf? Welche Bedeutung haben sie für das Unternehmen? Antworten auf diese und andere Fragen sowie Beispiele für Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen findest Du in diesem Artikel.
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Definition
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (VLuL oder VLL) sind alle Verpflichtungen aus Absatzgeschäften. Diese Verpflichtungen wurden von Vertragspartner:innen bereits erfüllt, jedoch ist die Zahlung an den Kunden noch nicht erfolgt. Sie entstehen durch den Kauf von Waren oder Dienstleistungen (Lieferung an den Bestimmungsort).
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ergeben sich aus einer bereits erbrachten Leistung des Gläubigers. Der Schuldner muss die vereinbarte Leistung innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens erbringen. Sie sind in der Regel kurzfristig und zinslos. Das Gegenteil davon sind Forderungen.
Aus der Sicht eines Unternehmers sind Verbindlichkeiten immer Leistungen, die ein Unternehmen gegenüber Dritten erbringen muss. Das Unternehmen, mit dem ein Beteiligungsverhältnis besteht, steht in der Schuld eines anderen.
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen in der Bilanz
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sollten ausgewiesen werden, wenn ein Lieferant:innen oder Dienstleister:innen seine Leistungen erbracht hat. Dies gilt, wenn das Unternehmen seinen Zahlungsverpflichtungen noch nicht nachgekommen ist. Die Verbindlichkeiten müssen in der Bilanz ausgewiesen werden.
Zum Jahresabschluss müssen die Verbindlichkeiten entsprechend abgeschlossen werden. Das Handelsgesetzbuch (§ 247) verlangt, dass Anlage- und Umlaufvermögen, Eigenkapital, Schulden und Rechnungsabgrenzungsposten in der Bilanz gesondert ausgewiesen werden. Diese Posten müssen auch hinreichend gegliedert werden.
In der Buchhaltung werden Verbindlichkeiten und Forderungen immer gegenübergestellt. Da es sich also um diametral entgegengesetzte Dinge handelt, werden sie in der Bilanz unterschiedlich ausgewiesen. Forderungen stehen auf der Aktivseite, Verbindlichkeiten stehen auf der Passivseite.
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Beispiele
Wir geben hier ein Beispiel für Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen:
Unternehmen A, ein Hersteller von Polstermöbeln, hat am 1. Mai bei Lieferant B Stoffe einer bestimmten Farbe und Struktur bestellt. Ihre Herstellung wird vier Wochen dauern. Am 29. Mai stellt das Unternehmen B eine Rechnung aus. Das vereinbarte Zahlungsziel ist der 26. Juni.
Unternehmen A hat die kurzfristige Verpflichtung, Waren zu liefern und ab dem 1. Mai für die Dienstleistung zu zahlen. Diese muss in der Buchhaltung des Unternehmens als Verbindlichkeit ausgewiesen werden. Sie bleibt eine Verbindlichkeit, bis sie vollständig beglichen ist.
Für Unternehmen B endete die Verpflichtung zur Herstellung von Stoffen am 26. Juni, als der Auftrag erfüllt wurde. Die Forderung aus Lieferungen und Leistungen gegenüber Unternehmen A sollte als buchhalterischer Vermögenswert ausgewiesen werden.
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: Buchungssätze, Konto und Kreditoren
Die Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sollten den folgenden Buchungssatz haben: Die Eingangsrechnung des Geschäftspartners ist in der Regel die Grundlage für den Buchungsvorgang. Sie sollte den geschuldeten Betrag sowie die 19 % Umsatzsteuer (falls zutreffend) ausweisen.
Wenn ein Unternehmen beispielsweise routinemäßig Waren im Wert von 2.380 € einkauft, würde die vereinfachte Buchung wie folgt aussehen:
- Wareneingang: 2.000 €
- Vorsteuer 19 %: 380 €
- an Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen: 2.380 €
Das bedeutet, dass das Unternehmen in seiner Buchführung anerkannt hat, dass es dem Lieferanten noch 2.380 € zu zahlen hat. In der Praxis werden jedoch regelmäßig Lieferantenrechnungen verrechnet, z. B:
- Empfang von Waren
- Vorsteuer 19 %
- an Kreditor „A“
Ein Lieferant von Waren oder Dienstleistungen wird als Kreditor bezeichnet. Mit der Kreditorenbuchhaltung können sich Unternehmen schnell einen Überblick verschaffen, welche Verpflichtungen gegenüber welchen Gläubiger noch offen sind.
Dies ist einer der wichtigsten Vorteile des Liquiditätsmanagements. Denn die Zahlungen müssen pünktlich erfolgen. Das macht es einfach, den Zeitpunkt zu kontrollieren und schnell auf die notwendigen Informationen zuzugreifen. Anstehende Geschäfte können in der Liquiditätsplanung berücksichtigt werden.
Langfristige oder kurzfristige Verbindlichkeiten?
Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen haben in der Regel eine kurze Laufzeit. Der Grund dafür ist einfach. Lieferanten sind ungern bereit, eine Dienstleistung oder ein Produkt zu erbringen, wenn sie lange auf die Bezahlung warten müssen.
Kurzfristige Verpflichtungen haben oft eine Laufzeit von vierzehn Tagen. Sie entstehen in der Regel durch Lieferungen und Leistungen, für die ein relativ geringer Betrag zu zahlen ist. Daher haben die Unternehmen keine Schwierigkeiten, sie kurzfristig zu bezahlen.
Zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen gehören:
- Verbindlichkeiten aus der Annahme gezogener Wechsel und der Ausstellung eigener Wechsel
- Verbindlichkeiten gegenüber Tochtergesellschaften oder Beteiligungen, wie z. B. einer Tochtergesellschaft
- Anzahlungen auf Bestellungen
- sonstige Verbindlichkeiten
Neben den kurzfristigen Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen gibt es auch langfristige Verbindlichkeiten. Der Zahlungsbetrag und das Fälligkeitsdatum sind festgelegt, das Zahlungsdatum wird jedoch erst mehrere Jahre später fällig. In der Praxis meist mindestens 4 Jahre. Häufig wird eine Frist von vier Jahren festgelegt.
Bei langfristigen Verbindlichkeiten ist der zu zahlende Betrag in der Regel zu hoch, um in einer einzigen Rate zurückgezahlt zu werden. Sie wird in Raten gezahlt. Dies kann für Unternehmen eine erhebliche Erleichterung darstellen und ihnen helfen, ihre Liquidität zu schonen.
Beispiele für langfristige Verbindlichkeiten:
- Hypotheken
- Kredite
- Darlehen
- Anleihen
- Factoring
Für die Beurteilung der Finanzlage eines Unternehmens ist die Höhe der kurzfristigen Verbindlichkeiten eine entscheidende Komponente. Dieser Bilanzposten ist häufig ein wichtiger Bestandteil der Kapitalstruktur eines Unternehmens.
Fazit
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sind wichtig für Unternehmen und Selbstständige, da sie die Liquidität sichern. Sie ermöglichen es, finanzielle Verpflichtungen zu planen und zu erfüllen, ohne den laufenden Geschäftsbetrieb zu beeinträchtigen.
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen werden als Verbindlichkeiten auf dem Fremdkapitalkonto ausgewiesen. Hier wird der Gesamtbetrag einschließlich Mehrwertsteuer ausgewiesen. Alle Arten von Verbindlichkeiten bilden einen allgemeinen Posten. Diese werden mit den kurzfristigen Verbindlichkeiten am Anfang und den langfristigen Verbindlichkeiten am Ende aufgeführt.
FAQ
Wann entsteht eine Verbindlichkeit aus Lieferungen und Leistungen?
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen entstehen, wenn ein Unternehmen:
- bereits eine Leistung von einem anderen Unternehmen erhalten hat,
- ein Zahlungsziel vereinbart hat,
- aber noch nicht für die Leistung bezahlt hat.
Welches Konto ist bei Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen zu buchen?
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen werden in SKR04 unter Konto 3300 und in SKR03 unter Konto 1600 verbucht. Da dieses Konto automatisch die Salden aller Kreditorenkonten (Lieferanten) ausgleicht, können keine direkten Buchungen auf diesem Konto vorgenommen werden.
Sind Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen aktiv oder passiv?
Verbindlichkeiten sind Teil der Passivkonten in der doppelten Buchführung und gehören zum Fremdkapitalkonto. Sie repräsentieren Schulden des Unternehmens gegenüber Lieferanten und Dienstleistern und müssen in der Bilanz auf der Passivseite ausgewiesen werden.
Was bedeutet „Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ohne Kontokorrent“?
Kurzfristige Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (mit einer Restlaufzeit von bis zu einem Jahr) werden ohne Kontokorrentkonto geführt. Dies bedeutet, dass die Verbindlichkeiten separat erfasst werden und nicht in einem laufenden Kontokorrentkonto zusammengefasst sind.
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