Die Insolvenzverschleppung zählt zu den schwerwiegendsten Verstößen im Wirtschaftsrecht und kann für Betroffene gravierende Folgen haben. In diesem Artikel findest Du alle wichtigen Informationen, von rechtlichen Definitionen über Strafen bis hin zu Präventionsmaßnahmen. Finde heraus, wie Du Deine finanziellen Risiken minimierst.

Inhalt

Was ist Insolvenzverschleppung?

Zunächst sollten wir klären, was Insolvenz und Insolvenzverschleppung sind und auf welcher gesetzlichen Grundlage sie basieren.

Definition und rechtliche Einordnung 

Wenn Du einen Insolvenzantrag erst dann stellst, wenn Dein Unternehmen schon  zahlungsunfähig ist oder bereits Schulden hat, handelt es sich um Insolvenzverschleppung. Dies wird überwiegend wahrscheinlich streng bestraft. 

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht, und so gilt das Gleiche, wenn die Insolvenzverschleppung fahrlässige Gründe hat. Weil dieses Verhalten gegen die gesetzlich festgelegte Insolvenzantragspflicht verstößt, können Konsequenzen strafrechtlicher Natur entstehen. 

Dies ist in § 15a InsO (Insolvenzordnung) verankert. Ganz besonders juristische Personen wie die GmbH und Co. KG, Aktiengesellschaften oder eingetragene Vereine müssen einen Antrag auf Insolvenzverschleppung stellen. 

Insolvenzgründe: Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung 

Bei Eintritt der Zahlungsunfähigkeit kann ein Unternehmen seine Rechnungen nicht mehr bezahlen. Dies hat oft Mahnungen, Rücklastschriften und nicht bediente Kredite zur Folge. 

Überschuldung heißt, dass die Höhe der Verbindlichkeiten das Unternehmensvermögen übersteigt. In beiden Situationen muss laut Gesetz sofort ein Insolvenzverfahren beantragt werden.

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Wer ist von der Insolvenzantragspflicht betroffen?

Es ist gesetzlich festgelegt, für wen die Insolvenzantragspflicht gilt. 

Geschäftsführer einer GmbH 

In dem Moment, in dem ein Unternehmen zahlungsunfähig ist oder Schulden anhäuft, muss der Geschäftsführer sofort einen Insolvenzantrag stellen. Bei der Haftung bei einer GmbH ist es sogar so, dass er bei Versäumnis selbst eine Gefängnisstrafe erhalten kann. 

Juristische Personen 

Juristische Personen sind beispielsweise die Aktiengesellschaft, kurz AG, oder eingetragene Vereine, kurz e.V. Auch hier muss der Vorstand sofort handeln und einen Antrag auf Insolvenz stellen, auch wenn er selbst nicht haftet.

Selbstständige und Freiberufler 

Selbstständige und Freiberufler sind an sich nicht verpflichtet, einen Insolvenzantrag zu stellen, aber es kann trotzdem schwerwiegende Folgen haben, wenn sie zahlungsunfähig oder überschuldet sind. Darum sollten auch diese Personen so schnell wie möglich einen Antrag auf Insolvenz stellen, wenn es nötig ist.

Strafbarkeit der Insolvenzverschleppung

Es bestehen strenge Strafen für Insolvenzverschleppung. Dabei kommt es darauf an, ob diese absichtlich oder aus Fahrlässigkeit begangen wurde. Dementsprechend gibt es verschiedene Strafen für Insolvenzverschleppung, die Dich erwarten können, wenn Du Deine Meldepflicht nicht ernst nimmst.

Absichtliche Insolvenzverschleppung 

Klar ist: Wenn Du keinen Insolvenzantrag stellst, obwohl Du weißt, dass Dein Unternehmen nicht mehr zahlen kann, handelst Du in vollem Wissen. Somit hast Du Deine Insolvenz absichtlich verheimlicht und damit vorsätzliche Insolvenzverschleppung begangen.

Fahrlässige Insolvenzverschleppung 

Möglich ist aber auch, dass Dir die Dringlichkeit der Situation zumindest eine Zeit lang nicht bewusst war. Allerdings schützt Dich dies nur begrenzt, denn auch in diesem Fall bleibt die Insolvenzverschleppung strafbar.

Strafe für Insolvenzverschleppung

Es gibt verschiedene Arten von Strafen. In diesem Abschnitt werfen wir einen Blick darauf und klären auch die Details der Verjährung der Insolvenzverschleppung.

Geldstrafe 

Bei einer einfachen Verspätung oder fahrlässiger Insolvenzverschleppung steht “nur” eine Geldstrafe an, die sich nach dem Vermögen des Schuldners richtet. Oft wird diese Geldstrafe in mehrere Tagessätze aufgeteilt.

Freiheitsstrafe 

Eine Freiheitsstrafe droht in schweren Fällen der Insolvenzverschleppung, wobei drei bis fünf Jahre zu erwarten sind. Insbesondere wenn durch die Insolvenzverschleppung Schäden für Gläubiger entstanden sind, ist eine Freiheitsstrafe wahrscheinlich.

Verjährung Insolvenzverschleppung 

Insolvenzverschleppung kann verjähren. Normalerweise beträgt die Frist hierfür fünf Jahre. Sie beginnt ab dem Zeitpunkt, zu dem die Insolvenzeröffnung abgeschlossen wurde. Darum ist ein schneller Insolvenzantrag so wichtig.

So erkennt man eine Insolvenzverschleppung

Es gibt Anzeichen für eine Insolvenzverschleppung, die man kennen sollte. In diesem Abschnitt erfährst Du, was diese typischen Anzeichen sind und wie man eine drohende Zahlungsunfähigkeit früh feststellen kann.

Typische Anzeichen für Zahlungsunfähigkeit 

Eine Zahlungsunfähigkeit oder Insolvenzverschleppung deutet sich häufig dadurch an, dass Mitarbeiter ihre Gehälter nicht pünktlich bekommen, Lieferanten sich über zu späte Zahlungen beschweren oder häufig Mahnungen ausgesprochen werden.

Feststellung einer drohenden Insolvenz 

Als Unternehmer ist es vor allem wichtig zu wissen, wie man eine anbahnende Insolvenz schnell erkennt und rechtzeitig handelt. Ratsam ist es auf jeden Fall, regelmäßig Finanzanalysen durchzuführen und den Überblick über die Bilanzen zu behalten. Es kann sich auch lohnen, Ein- und Ausnahmen im Voraus zu berechnen und zu verrechnen.

Schritte bei einer Insolvenzverschleppung

Solltest Du feststellen, dass Dein Unternehmen bereits insolvent ist, musst Du schnell und gezielt handeln.

Anzeige 

Bei Insolvenzverschleppung ist Deine erste Anlaufstelle die Staatsanwaltschaft, wo Du Anzeige für schuldhaftes Zögern erstattest. Sollten Deine Gläubiger offene Rechnungen an Dich haben, können sie diese mit einreichen. So kannst Du Deine Verluste reduzieren.

Rechte und Pflichten der Gläubiger

Bei einer Insolvenzverschleppung haben Deine Gläubiger nicht nur Ansprüche, sondern auch Pflichten zu erfüllen. Diese findest Du in der folgenden Übersicht:

Rechte der GläubigerPflichten der Gläubiger
Einblick in das InsolvenzverfahrenBereitstellung relevanter Informationen
Vorlage von Beweisenpünktliche Anmeldung von Forderungen
Teilnahme an VersammlungenKooperation mit dem Insolvenzverwalter

Tipps zur Vermeidung von Insolvenzverschleppung

Unten findest Du einige Tipps, wie Du eine Insolvenzverschleppung vermeiden kannst. 

Proaktive Finanzplanung 

Es ist ein absolutes Muss, Deine Finanzen zu planen und zu überwachen, damit Du Probleme sofort erkennst. Dazu gehört es auch als Kleinunternehmer, Rechnungen pünktlich zu stellen.

Unterstützung durch Rechts- und Steuerberater 

Am besten ist es, wenn Du Dir professionelle Unterstützung holst. Steuerberater und Anwälte können hier eine große Hilfe sein.

Rechtzeitige Antragstellung 

Das Feststellen einer Insolvenz kann eine böse Überraschung sein. Trotzdem kann es Dir extreme Verluste ersparen, wenn Du so schnell wie möglich einen Insolvenzantrag stellst, denn es geht nicht nur ums Geld, sondern möglicherweise um Deine Freiheit.

FAQ

Was passiert bei der Insolvenzverschleppung? 

Ein Insolvenzgrund für Zahlungsunfähigkeit, der nicht rechtzeitig angemeldet wird, wird je nach Schwere des Falls entweder mit Geld- oder Freiheitsstrafen bestraft. Bei einer GmbH ist der Geschäftsführer persönlich haftender Gesellschafter. 

Wann verjährt Insolvenzverschleppung? 

Die Verjährungsfrist für Insolvenzverschleppung liegt normalerweise bei fünf Jahren.

Wer kann eine Insolvenzverschleppung anzeigen? 

Jeder, der einen berechtigten Verdacht hat, kann Anzeige erstatten. Ganz besonders gilt dies natürlich für Gläubiger und Geschäftspartner.

Wo zeige ich Insolvenzverschleppung an? 

Insolvenzverschleppung ist bei der zuständigen Staatsanwaltschaft anzuzeigen.

Welche Tagessätze sind bei einem Strafbefehl für Insolvenzverschleppung normal? 

Die Tagessätze werden basierend auf Deinem Nettoeinkommen berechnet und können daher stark variieren.

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