Die Teilkostenrechnung ist ein wichtiges Werkzeug für die Analyse variabler Kosten und fundierte Entscheidungen. Dieser Artikel erklärt die Grundlagen und zeigt die wichtigsten Formeln sowie die Anwendung der Teilkostenrechnung in der Praxis, um die Rentabilität zu steigern.
Was ist die Teilkostenrechnung?
Die Teilkostenrechnung ist eine Methode der Kostenrechnung, bei der nur ein Teil der Gesamtkosten eines Unternehmens in die Kalkulation einbezogen wird. Im Fokus stehen in erster Linie die variablen Kosten, die sich mit der Produktionsmenge ändern. Fixkosten, die unabhängig von der Auslastung anfallen, werden zunächst nicht berücksichtigt.
Die Teilkostenrechnung dient dazu, kurzfristig fundierte Entscheidungen zu treffen und die Rentabilität einzelner Produkte oder Dienstleistungen besser zu beurteilen. Sie ist besonders nützlich, um Preisuntergrenzen zu ermitteln und das Sortiment zu optimieren. Im Folgenden erläutern wir, wie sie berechnet wird und wie sie sich von der Vollkostenrechnung unterscheidet.
KI-Buchhaltung erkundenZiele und Zwecke der Teilkostenrechnung
Die Teilkostenrechnung dient in der Unternehmensführung mehreren wichtigen Zielen:
- Unterstützung unternehmerischer Entscheidungen: Sie liefert eine solide Grundlage für kurzfristige Entscheidungen. Besonders wichtig ist sie bei der Preisgestaltung, Produktionsplanung und der Annahme oder Ablehnung von Aufträgen. Durch den Fokus auf variable Kosten erkennen Unternehmen schnell, ob ein Auftrag vorteilhaft ist.
- Beurteilung der Rentabilität: Die Teilkostenrechnung ermöglicht es, die Rentabilität einzelner Produkte, Dienstleistungen, Abteilungen oder Projekte zu analysieren. Indem nur die direkt zurechenbaren Kosten berücksichtigt werden, kann die Rentabilität einzelner Bereiche beurteilt werden. So lässt sich erkennen, welche Bereiche profitabel sind und welche optimiert oder eingestellt werden sollten.
- Grundlage für Preis- und Sortimentsoptimierung: Die Teilkostenrechnung hilft, Preisuntergrenzen festzulegen. Diese zeigen, bis zu welchem Punkt ein Produkt oder eine Dienstleistung angeboten werden kann, ohne Verluste zu machen. Darüber hinaus unterstützt die Teilkostenrechnung die Sortimentsoptimierung. Produkte mit geringem oder negativem Deckungsbeitrag können identifiziert und durch profitablere Alternativen ersetzt werden.
Teilkostenrechnung: Formel
Die Teilkostenrechnung verwendet mehrere Formeln, um Einblicke in die Kostenstruktur und Rentabilität zu gewähren.
Spezifische variable Kosten
Die Berechnung der spezifischen variablen Kosten erfolgt mit der Formel:
Spezifische variable Kosten = variable Kosten / Produktionsmenge
Diese Formel hilft, die variablen Kosten pro Stück oder Einheit zu ermitteln. Sie ist wichtig, um die direkten Kosten eines Produkts oder einer Dienstleistung zu berechnen.
Teilkostenrechnung: Deckungsbeitrag
Dieser Betrag steht zur Deckung der Fixkosten und zur Gewinnerzielung zur Verfügung. Er ist ein zentraler Indikator für die Rentabilität eines Produkts oder einer Dienstleistung. Die Formel zur Berechnung des Deckungsbeitrags lautet:
Deckungsbeitrag = Umsatz - variable Kosten
Kennt man den Deckungsbeitrag, ist es möglich, die Teilkostenrechnung zu vervollständigen:
Betriebsergebnis (Gewinn) = Deckungsbeitrag - nicht aufteilbare Fixkosten
Teilkostenrechnung: Beispiel
Nehmen wir an, ein Unternehmen verkauft T-Shirts. Der Verkaufspreis pro T-Shirt beträgt 20 €. Um die variablen Kosten pro T-Shirt zu berechnen, addieren wir die Materialkosten von 4000 € und die Druckkosten von 2000 € und teilen diese durch die Anzahl der produzierten T-Shirts, in diesem Fall 750 Stück:
Spezifische variable Kosten = (4000 € + 2000 €) / 750 = 8 €
Daraus ergibt sich dann folgendes:
Deckungsbeitrag (pro T-Shirt) = 20 € (Umsatz) - 8 € (variable Kosten) = 12 €
Das bedeutet, dass jedes verkaufte T-Shirt mit 12 € zur Deckung der Fixkosten wie Miete und Gehältern sowie Gewinnerzielung beiträgt.
Wenn das Unternehmen also 2000 T-Shirts verkauft, lautet die Formel für den Gewinn:
Betriebsergebnis (Gewinn) = 2000 x 12 € (Deckungsbeitrag) - 12.000 € (Fixkosten) = 12.000 €
KI-Buchhaltung entdeckenHauptsysteme der Teilkostenrechnung
Es gibt verschiedene Systeme der Teilkostenrechnung, die sich in ihrer Komplexität und ihrem Anwendungsbereich unterscheiden:
- Deckungsbeitragsrechnung: Dies ist das am weitesten verbreitete System der Teilkostenrechnung. Hierbei wird der Deckungsbeitrag ermittelt, indem die variablen Kosten von den Umsatzerlösen abgezogen werden. Der Deckungsbeitrag zeigt, welcher Betrag zur Deckung der Fixkosten und zur Gewinnerzielung zur Verfügung steht. Er ist ein zentrales Instrument für die kurzfristige Erfolgsbeurteilung und Preisgestaltung.
- Direct Costing: Direct Costing ähnelt der Deckungsbeitragsrechnung, legt aber einen noch stärkeren Fokus auf die direkten Kosten. Fixkosten werden nicht auf die einzelnen Produkte oder Dienstleistungen verteilt, sondern als Gesamtzahl betrachtet. Dieses System ist im Wesentlichen eine einstufige Deckungsbeitragsrechnung, da es keine detaillierte Aufschlüsselung der Fixkosten auf die Kostenträger vorsieht.
- Grenzplankostenrechnung: Die Grenzplankostenrechnung ist eine Weiterentwicklung der traditionellen Plankostenrechnung. Hierbei werden ausschließlich die variablen Plankosten in die Berechnung einbezogen. Ziel ist es, Erfolg kurzfristig zu planen und zu kontrollieren, indem Veränderungen der Auslastung, variablen Kosten und des Gewinns analysiert werden.
- Fixkostendeckungsrechnung: Die Fixkostendeckungsrechnung stellt eine mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung dar. Im Gegensatz zur einfachen Deckungsbeitragsrechnung werden die Fixkosten hier nach dem Verursacherprinzip auf die einzelnen Produkte oder Dienstleistungen aufgeteilt. Dies ermöglicht eine detailliertere Analyse der Kostendeckung. Gleichzeitig werden Produkte identifiziert, die sowohl die variablen Kosten als auch einen Teil der Fixkosten decken.
- Relative Einzelkostenrechnung: Die relative Einzelkostenrechnung soll Fehler bei der Gemeinkostenschlüsselung in der Vollkostenrechnung vermeiden. Dieses System ordnet Kosten verursachungsgerechter zu, indem es auf starre Schlüsselungen verzichtet. Stattdessen berücksichtigt es die relativen Anteile der Einzelkosten an den Gesamtkosten.
Anwendung der Teilkostenrechnung in der Praxis
Die Teilkostenrechnung ist ein vielseitiges Instrument, das bei verschiedenen Entscheidungsprozessen und Situationen eingesetzt werden kann.
- Sie unterstützt bei Preisentscheidungen, indem kurzfristige Preisuntergrenzen festgelegt werden. Unternehmen können so beurteilen, ob ein Auftrag oder eine Sonderaktion zumindest die variablen Kosten deckt.
- Auch in der Produktionsplanung kann die Teilkostenrechnung bei Kapazitätsengpässen helfen, zu entscheiden, welche Produkte oder Aufträge priorisiert werden sollen. Produkte mit einem höheren Deckungsbeitrag pro Einheit tragen stärker zur Deckung der Fixkosten bei.
- Bei Make-or-Buy-Entscheidungen hilft die Teilkostenrechnung, zu entscheiden, ob ein Produkt selbst hergestellt oder extern bezogen werden sollte. Dabei werden die variablen Kosten der Eigenfertigung mit dem Einkaufspreis verglichen.
- Durch die Analyse der Deckungsbeiträge einzelner Produkte können Unternehmen bei der Sortimentsgestaltung fundierte Entscheidungen treffen. So wird bestimmt, welche Produkte ins Sortiment aufgenommen, beibehalten oder entfernt werden sollten. Die Teilkostenrechnung liefert somit wertvolle Informationen für operative Entscheidungen und trägt dazu bei, die Rentabilität des Unternehmens zu verbessern.
Vor- und Nachteile der Teilkostenrechnung
Wie jede Methode hat auch die Teilkostenrechnung ihre Stärken und Schwächen, die bei der Anwendung berücksichtigt werden sollten.
Vorteile:
- Transparenz der variablen Kosten: Die Teilkostenrechnung ermöglicht eine klare Sicht auf die variablen Kosten, die direkt mit der Produktion oder Dienstleistungserbringung verbunden sind. Dies erleichtert die Steuerung und Optimierung dieser Kosten.
- Schnelle Rentabilitätsbeurteilung: Der Fokus auf den Deckungsbeitrag zeigt, ob ein Produkt oder eine Dienstleistung die Fixkosten deckt.
- Vereinfachte kurzfristige Analyse: Die Teilkostenrechnung ist ideal für kurzfristige Entscheidungen. Sie stellt die variablen Kosten in den Vordergrund. Fixkosten, die kurzfristig oft nicht beeinflussbar sind, werden vernachlässigt.
Nachteile:
- Vernachlässigung der Fixkosten: Die Teilkostenrechnung berücksichtigt die Fixkosten nur indirekt über den Deckungsbeitrag. Dies kann zu Fehlentscheidungen führen, wenn die Fixkosten einen erheblichen Teil der Gesamtkosten ausmachen.
- Mögliche Verzerrung der langfristigen Rentabilität: Kurzfristig profitable Produkte können langfristig unrentabel sein, wenn die Fixkosten nicht ausreichend gedeckt werden.
- Nicht immer für die externe Berichterstattung geeignet: Die Teilkostenrechnung ist in der Regel nicht mit den Rechnungslegungsstandards für die externe Berichterstattung vereinbar. Grund dafür ist, dass sie die Fixkosten nicht in die Produktkosten einbezieht.
Unterschied zwischen Vollkosten- und Teilkostenrechnung
Um die Vor- und Nachteile besser zu verstehen, ist es hilfreich, Vollkostenrechnung und Teilkostenrechnung direkt miteinander zu vergleichen:
Merkmal | Teilkostenrechnung | Vollkostenrechnung |
Kostenbasis | variable Kosten | variable und Fixkosten |
Entscheidungsfokus | kurzfristig (Preisuntergrenzen, Produktionsplanung) | langfristig (strategische Entscheidungen, langfristige Rentabilität) |
Komplexität | einfacher | komplexer |
Informationsgehalt | detaillierte Informationen zu variablen Kosten und Deckungsbeiträgen | umfassende Informationen zu allen Kosten |
Externe Rechnungslegung | in der Regel nicht zulässig | oft erforderlich |
Preisgestaltung | Ermittlung von kurzfristigen Preisuntergrenzen | Ermittlung von langfristigen, kostendeckenden Preisen |
Anwendungsbereich | operative Entscheidungen, kurzfristige Analysen | strategische Entscheidungen, langfristige Planung, externe Berichterstattung |
Aussagekraft bei Leerlauf | aussagekräftiger, da Fixkosten nicht auf Produkte verteilt werden | weniger aussagekräftig, da Fixkosten zu höheren Stückkosten führen |
Berücksichtigung der Fixkosten | nur indirekt über Deckungsbeiträge | vollständig, alle Kosten werden auf Kostenträger verrechnet |
Geeignet für | kurzfristige Betrachtungen, schnelle Entscheidungen | langfristige Betrachtungen, umfassende Analysen |
Beide Methoden haben im betrieblichen Rechnungswesen ihre Berechtigung. Sie sollten je nach Entscheidungssituation und Informationsbedarf gezielt eingesetzt werden. So lässt sich die Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens optimieren.
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