Der Kontenrahmen ist das Fundament für eine ordnungsgemäße Buchführung. Dieser Artikel erklärt, was ein Kontenrahmen ist, welche Vorteile er bietet und welche Typen in Deutschland üblich sind.

Inhalt

Was ist ein Kontenrahmen?

Ein Kontenrahmen ist ein wichtiges Werkzeug für jedes Unternehmen, das seine Finanzen richtig verwalten will. Er ist eine übersichtliche Liste aller Konten, die für die Buchhaltung verwendet werden. Indem er für Klarheit und Einheitlichkeit bei der Erfassung von Geschäftsvorfällen sorgt, hilft er, den Überblick zu behalten und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Der Kontenrahmen sorgt dafür, dass gleiche Transaktionen auch auf gleiche Konten gebucht werden, selbst wenn mehrere Mitarbeiter an der Buchhaltung beteiligt sind. Dies ist besonders wichtig, um einheitliche und vergleichbare Daten zu erhalten. Auch für die übersichtliche Buchhaltung bei Vereinen ist die Nutzung eines Kontenrahmens essenziell.

KI-Buchhaltung erkunden

Vorteile der Verwendung eines Kontenrahmens

Die Verwendung eines Kontenrahmens bietet zahlreiche Vorteile:

  • Vereinfachung der Buchhaltung und Berichterstattung. Ein Kontenrahmen standardisiert die Buchungsprozesse. Dadurch wird die Buchhaltung effizienter und weniger fehleranfällig. Finanzberichte und Abschlüsse lassen sich schneller erstellen, da die Daten bereits in einer übersichtlichen Struktur vorliegen.
  • Verbesserte Kontrolle und Transparenz der Finanzen. Durch die klare Struktur und die einheitliche Kontierung behält man einen besseren Überblick über die finanzielle Situation des Unternehmens. Finanzielle Transaktionen sind leichter nachvollziehbar, was die interne Kontrolle verbessert und das Aufdecken von Unregelmäßigkeiten erleichtert.
  • Erleichterung der Interaktion mit Steuerbehörden und Wirtschaftsprüfern. Ein standardisierter Kontenrahmen erleichtert die Kommunikation mit dem Finanzamt und Wirtschaftsprüfern. Die Buchhaltung ist transparent und nachvollziehbar, was die Prüfungsprozesse beschleunigt und vereinfacht.
  • Vernetzung von Softwareprogrammen. Durch die Verwendung standardisierter Kontenrahmen können Buchhaltungsdaten problemlos zwischen verschiedenen Softwareanwendungen ausgetauscht werden. 
  • Leichtere Einarbeitung. Ein standardisierter Kontenrahmen sorgt für klare Abläufe in der Buchhaltung. Neue Mitarbeiter finden sich schneller zurecht und können sich leichter in die Prozesse einarbeiten.

Die Nutzung von Kontenrahmen und einem Kontenplan ist zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, sie hilft jedoch bei einer ordnungsgemäßen Buchführung. Zudem ermöglicht es, das eigene Unternehmen mit anderen Unternehmen zu vergleichen.

Haupttypen von Kontenrahmen in Deutschland

In Deutschland gibt es verschiedene Arten von Kontenrahmen, die sich primär in ihrer Struktur und ihrem Anwendungsbereich unterscheiden. Die am häufigsten verwendeten sind die Standardkontenrahmen (SKR), der Industriekontenrahmen (IKR) und der Gemeinschaftskontenrahmen (GKR). Welcher Kontenrahmen am besten geeignet ist, hängt von der Branche und den individuellen Bedürfnissen des Unternehmens ab.

SKR

Die Standardkontenrahmen (SKR) werden von der DATEV eG festgelegt, einem der führenden deutschen Software- und IT-Dienstleister für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und deren Mandanten. Die SKRs sind für alle Branchen geeignet und in Deutschland weit verbreitet. Sie dienen als Grundlage für die meisten Buchhaltungssysteme und geben eine einheitliche Struktur für die Finanzbuchhaltung vor. Neben den allgemeinen SKR gibt es auch branchenspezifische DATEV-Kontenrahmen, um den besonderen Anforderungen verschiedener Wirtschaftszweige gerecht zu werden. Beispiele hierfür sind der SKR45 für soziale Einrichtungen, der SKR14 für land- und forstwirtschaftliche Betriebe, der SKR51 für die Kfz-Branche oder der SKR42 für Vereine, Stiftungen und gGmbHs (gemeinnützige Gesellschaften mit beschränkter Haftung). Die bekanntesten und am weitesten verbreiteten SKR sind jedoch der SKR03 und der SKR04. Die Wahl zwischen den verschiedenen SKRs hängt von den individuellen Präferenzen und Anforderungen des Unternehmens ab.

Kontenrahmen: SKR03

Der SKR03 folgt dem Prozessgliederungsprinzip. Das bedeutet, dass die Konten nach den betrieblichen Abläufen und Prozessen geordnet sind. Er ist besonders geeignet für Unternehmen, die eine detaillierte Kosten- und Leistungsrechnung erstellen möchten, beispielsweise produzierende Unternehmen. Der SKR03 erleichtert die Analyse von Kostenstellen und Kostenträgern, da er den Herstellungsprozess von der Materialbeschaffung bis zum fertigen Produkt abbildet. 

Kontenrahmen: SKR04

Der SKR04 hingegen folgt dem Abschlussgliederungsprinzip. Die Konten sind hier nach den Positionen der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) gegliedert. Dieser Kontenrahmen ist besonders geeignet für Unternehmen, die einen klaren Überblick über ihre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage benötigen, wie beispielsweise Handelsunternehmen oder Dienstleister. Der SKR04-Kontenrahmen vereinfacht die Erstellung von Jahresabschlüssen, da er sich am Aufbau des handelsrechtlichen Jahresabschlusses orientiert.

IKR

Der Industriekontenrahmen (IKR) ist speziell für Industrieunternehmen konzipiert. Er ist auf die besonderen Bedürfnisse dieser Branche zugeschnitten und berücksichtigt beispielsweise die Produktionsprozesse und die Lagerhaltung. Der IKR folgt dem Abschlussgliederungsprinzip und ist in zwei Bereiche unterteilt: einen für das externe Rechnungswesen (Buchführung) und einen für das interne Rechnungswesen (Kosten- und Leistungsrechnung).

GKR

Der Gemeinschaftskontenrahmen (GKR) wurde, ähnlich wie der IKR, speziell für Industrieunternehmen entwickelt. Ursprünglich sollte er den IKR sogar ablösen, doch beide existieren bis heute parallel. Im Gegensatz zum IKR folgt der GKR dem Prozessgliederungsprinzip. Die Besonderheit des GKR ist, dass er alle Branchen abdeckt und für die Anwendung durch Industriebetriebe gedacht ist. Er ist eine branchenneutrale Alternative zum IKR.

KI-Buchhaltung entdecken

Wie ist ein Kontenrahmen aufgebaut?

Ein Kontenrahmen ist hierarchisch aufgebaut und besteht aus verschiedenen Ebenen. Diese Struktur ermöglicht eine systematische Erfassung und Zuordnung von Geschäftsvorfällen. Grundsätzlich lässt sich der Aufbau in Kontenklassen, Kontengruppen, Kontenuntergruppen und Einzelkonten unterteilen. Jedes Konto im Kontenrahmen hat eine vierstellige Nummer, die seine Position in der Hierarchie widerspiegelt.

Kontenklassen

Die Kontenklassen bilden die oberste Ebene der Struktur. Sie geben einen groben Überblick über die verfügbaren Konten und sind in der Regel einstellig. In Deutschland werden in der Regel zehn Kontenklassen verwendet, die von 0 bis 9 durchnummeriert sind. Jede Kontenklasse repräsentiert einen bestimmten Bereich der Buchhaltung, wie beispielsweise Anlagevermögen, Umlaufvermögen, Eigenkapital, Fremdkapital, Erträge oder Aufwendungen. 

Kontonummern

Innerhalb der Kontenklassen werden die einzelnen Konten durch vierstellige Kontonummern identifiziert. Die erste Ziffer der Kontonummer gibt die Kontenklasse an. Die weiteren Ziffern dienen der detaillierteren Untergliederung innerhalb der Kontenklasse. Betrachten wir das fiktive Konto 4285 im Standardkontenrahmen SKR03:

  • Die erste Stelle (4): Steht für die Kontenklasse. In diesem Beispiel könnte die 4 beispielsweise für betriebliche Aufwendungen stehen. Sie gibt einen Überblick über die verfügbaren Konten.
  • Die zweite Stelle (2): Steht für die Kontengruppe und definiert näher, welcher Zuordnung das Konto innerhalb der genannten Klasse angehört. Hier könnte die 2 beispielsweise Materialkosten innerhalb der betrieblichen Aufwendungen bezeichnen.
  • Die dritte Stelle (8): Steht für die Kontenuntergruppe. Sie spezifiziert, um welche Art Unterkonto es sich handelt, beispielsweise 8 für Rohstoffe.
  • Die vierte Stelle (5): Steht für das Einzelkonto bzw. die Kontonummer. Sie beschreibt konkret, welche Eigenschaft das Konto bezeichnet, beispielsweise 5 für "Rohstoff A".

Die Kontonummern sind fortlaufend vergeben und ermöglichen eine eindeutige Zuordnung jedes Geschäftsvorfalls zu einem bestimmten Konto. Die genaue Bedeutung der einzelnen Stellen kann je nach verwendetem Kontenrahmen (z.B. SKR03, SKR04) unterschiedlich sein.

Abschlussgliederungsprinzip

Beim Abschlussgliederungsprinzip orientiert sich die Struktur des Kontenrahmens an den Positionen der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Die Kontenklassen sind entsprechend den Bilanzpositionen (z.B. Anlagevermögen, Umlaufvermögen, Eigenkapital, Fremdkapital) und den Positionen der GuV (z.B. Umsatzerlöse, Materialaufwand, Personalaufwand) gegliedert. Dieses Prinzip ist geeignet für Unternehmen, die einen klaren Überblick über ihre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage benötigen. Der SKR04 und IKR folgen beispielsweise diesem Prinzip.

Prozessgliederungsprinzip

Nach dem Prozessgliederungsprinzip orientiert sich die Struktur des Kontenrahmens an den betrieblichen Abläufen und Prozessen. Die Gliederung der Kontenklassen erfolgt nach betrieblichen Funktionen (z.B. Materialwirtschaft, Produktion, Vertrieb, Verwaltung). Dieses Prinzip ist geeignet für Unternehmen, die eine detaillierte Kosten- und Leistungsrechnung erstellen möchten. Der SKR03 und GKR folgen beispielsweise diesem Prinzip.

Die Bedeutung des Kontenrahmens in der Buchhaltung

Der Kontenrahmen spielt eine zentrale Rolle in der Buchhaltung und bildet die Grundlage für eine ordnungsgemäße Finanzberichterstattung. Er sorgt für Struktur, Einheitlichkeit und Vergleichbarkeit der Buchungen. Ohne einen Kontenrahmen wäre es schwierig, den Überblick über die finanzielle Situation eines Unternehmens zu behalten und aussagekräftige Finanzberichte zu erstellen.

Wie unterscheidet sich der Kontenrahmen vom Kontenplan?

Obwohl die Begriffe Kontenrahmen und Kontenplan oft synonym verwendet werden, gibt es einen wichtigen Unterschied:

Der Kontenrahmen ist ein Standard: Er ist ein vorgefertigtes Verzeichnis von Konten, das von Organisationen wie der DATEV festgelegt wird. Er dient als Grundlage für die Buchhaltung in bestimmten Branchen oder Bereichen.

Der Kontenplan ist individuell: Jedes Unternehmen erstellt seinen eigenen Kontenplan auf Basis eines Kontenrahmens. Dabei werden nur die Konten ausgewählt, die für die jeweiligen Geschäftsvorfälle des Unternehmens relevant sind. Der Kontenplan kann auch um zusätzliche Konten ergänzt werden, die im Kontenrahmen nicht enthalten sind.

Nachdem man sich für den passenden Kontenrahmen entschieden hat, ist es wichtig, diesen an die individuellen Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen und einen Kontenplan zu erstellen. Hierbei kann man den standardisierten Kontenrahmen in verschiedenen Punkten modifizieren:

  1. Man beschränkt sich auf die Konten, die für die Geschäftstätigkeit des Unternehmens relevant sind. Nicht benötigte Konten werden entfernt, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen.
  2. Um eine detailliertere Erfassung bestimmter Geschäftsvorfälle zu ermöglichen, werden zusätzliche Unterkonten innerhalb der bestehenden Kontenstruktur angelegt. So kann man beispielsweise für jedes Bankkonto ein eigenes Unterkonto mit Name und Kontonummer erstellen.
  3. Die standardisierten Bezeichnungen der Konten werden verändert oder gekürzt, um sie besser an die interne Terminologie des Unternehmens anzupassen und das Verständnis zu erleichtern.

Der Unterschied zwischen Kontenrahmen für Bilanz und EÜR

Die Art der Gewinnermittlung – ob Bilanz oder Einnahmenüberschussrechnung (EÜR) – hat Auswirkungen auf die Art und Weise, wie ein Kontenrahmen genutzt wird. Während das grundlegende Prinzip der Kontenstruktur gleich bleibt, unterscheiden sich der Umfang und die Detailtiefe der erfassten Geschäftsvorfälle erheblich.

Die Bilanz

Bilanzierende Unternehmen müssen einen umfassenden Kontenrahmen nutzen, da sie ihre Vermögens-, Finanz- und Ertragslage vollständig dokumentieren müssen. Die doppelte Buchführung basiert auf der Bilanz, die aus einer Aktiv- und einer Passivseite besteht. Beide Seiten müssen stets die gleiche Summe aufweisen. Zudem werden in der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) die Aufwendungen den Erträgen gegenübergestellt. Die Bilanz gibt einen detaillierten Überblick über die tatsächliche Vermögenslage.

Sie erfassen nicht nur Einnahmen und Ausgaben, sondern auch alle Vermögenswerte (z.B. Grundstücke, Maschinen, Forderungen) und Schulden (z.B. Kredite, Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen) in ihrer Bilanz ausweisen müssen. Der Kontenrahmen dient als Grundlage für die Erstellung der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). In der doppelten Buchführung muss jeder Geschäftsvorfall auf zwei Konten gebucht werden: im Soll und im Haben.

Beispiel: Ein bilanzierendes Unternehmen kauft Büromöbel für 5.950 € (inkl. 19% USt).

GeschäftsvorfallKonto (Soll)Betrag (EUR)Konto (Haben)Betrag (EUR)
Kauf Büromöbel (brutto)SKR03 (070)5.000SKR03 (1200)5.950
VorsteuerSKR03 (1576)950  

Im vorliegenden Beispiel wird das Konto "Bank" (1200) im Haben belastet, da das Unternehmen durch den Kauf der Büromöbel weniger Geld auf dem Bankkonto hat. Im Soll werden zwei Konten angesprochen: Das Konto "Büromöbel" (070) als Anlagevermögen und das Konto "Vorsteuer" (1576). Es handelt sich um Automatikkonten. Das bedeutet, dass die Vorsteuer von 19 % automatisch berücksichtigt wird. Von den 5.950 € werden 5.000 € auf das Konto 070 (Büromöbel) gebucht und die abziehbare Vorsteuer in Höhe von 950 € auf das Konto 1576.

Die EÜR

Unternehmen, die eine Einnahmenüberschussrechnung (EÜR) erstellen, können einen vereinfachten Kontenrahmen verwenden. Sie ermitteln ihren Gewinn, indem sie lediglich ihre Betriebseinnahmen und Betriebsausgaben gegenüberstellen. Anlagevermögen, Bankguthaben, Warenbestände, Forderungen und Verbindlichkeiten werden nicht erfasst.

Beispiel: Ein EÜR-Rechner kauft ebenfalls Büromöbel für 5.950 € (inkl. 19% USt)

GeschäftsvorfallKonto (Soll)Betrag (EUR)Konto (Haben)Betrag (EUR)
Kauf BüromöbelSKR03 (480)5.950SKR03 (1200)5.950

Bei der EÜR kann das Konto "Bürobedarf" (480) als Automatikkonto konfiguriert sein, wodurch die Vorsteuer von 19 % automatisch berechnet und berücksichtigt wird. Allerdings gibt es in der EÜR keine separate Ausweisung der Vorsteuer. Der gesamte Betrag von 5.950 € wird als Betriebsausgabe erfasst und auf das Konto "Bürobedarf" gebucht. Das Konto "Bank" (1200) wird im Haben belastet. Der Hauptunterschied zur Bilanz besteht darin, dass keine Aktivierung als Anlagevermögen erfolgt und die Vorsteuer nicht separat ausgewiesen wird. Die Buchung ist insgesamt einfacher gehalten.

Schau Dir unsere anderen Artikel an:

Letzte Artikel