Eine präzise Handelskalkulation ist für Unternehmer:innen essenziell, um Preise richtig zu berechnen und Gewinne zu sichern. In diesem Artikel erfährst Du, wie Vorwärts- und Rückwärtskalkulation funktionieren, welche Faktoren wichtig sind und wie Du typische Fehler vermeidest.
Handelskalkulation – Definition, Methoden und Berechnung
Natürlich will jede:r Unternehmer:in seine Waren gewinnbringend verkaufen. Das kann jedoch Schwierigkeiten mit sich bringen, denn hierfür musst Du wissen, wie Du den Preis für Einkauf und Verkauf ansetzt und welche Berechnungen dafür nötig sind. Genau da kommt die Handelskalkulation ins Spiel.
Was ist die Handelskalkulation?
Diese Berechnung dient dazu, die Kosten eines Produkts im Handelsprozess zu erfassen. Dabei addierst Du den Einkaufspreis, die Lagerkosten und alle Nebenkosten wie Steuern. Mithilfe dieser Berechnung kannst Du leichter den Verkaufspreis eines Produkts bestimmen, um Gewinn erzielen zu können.
Handelskalkulation-Schema – Der grundlegende Aufbau
Um die Handelskalkulation zu berechnen, beginnst Du beim Einkaufspreis, addierst alle zusätzlichen Kosten und ermittelst so den Verkaufspreis mit Gewinnmarge:
- Listeneinkaufspreis (LEP)
- - Lieferrabatt
- = Zieleinkaufspreis (ZEP)
- - Lieferskonto
- = Bareinkaufspreis (BEP)
- + Bezugskosten
- = Bezugspreis
- + Handlungskosten
- = Selbstkostenpreis (SKP)
- + Gewinnaufschlag
- = Nettoverkaufspreis
- + Umsatzsteuer
- = Bruttoverkaufspreis (BVP)
Methoden der Handelskalkulation
Eine Handelskalkulation basiert auf verschiedenen Faktoren. In den kommenden Abschnitten erklären wir, welche Punkte Du berücksichtigen musst.
Vorwärtskalkulation
Die Vorwärtskalkulation ist die meistgenutzte Methode der Handelskalkulation.
Vorwärtskalkulation-Schema – So funktioniert die Berechnung
Die Vorwärtskalkulation basiert auf den Kosten, aus denen der Verkaufspreis berechnet wird.
Vorwärtskalkulation – Beispielrechnung für die Praxis
Die Muster GmbH will mit der Vorwärtskalkulation ihren Verkaufspreis ausrechnen. Die Bezugskosten betragen 50 € und die Fertigungskosten 30 €. So ergeben sich Herstellungskosten von 80 €. Dazu kommen 20 € für Verwaltung und Vertrieb. Damit liegen die Selbstkosten also bei 100 €. Die Muster GmbH will einen Gewinn von 20 %, also 20 €, erreichen, was einen Nettoverkaufspreis von 120 € ergibt. Mit 19 % (22,80 €) Umsatzsteuer liegt der Bruttoverkaufspreis bei 142,80 €.
Vorwärtskalkulation berechnen – Schritt-für-Schritt-Anleitung
Hier erfährst Du, wie Du Schritt für Schritt Deinen Verkaufspreis berechnest:
- Rechne zu Deinen Materialkosten die Fertigungskosten des Produkts hinzu.
- Rechne nun auf die Herstellungskosten Kosten für Verwaltung und Vertrieb auf.
- Daraus ergeben sich die Selbstkosten des Produkts.
- Schlage nun Deinen gewünschten Gewinn auf. So erhältst Du den die Kosten eines Produkts im Handelsprozess zu erfassen Nettoverkaufspreis.
- Zuletzt wird die Umsatzsteuer von 19 % addiert. Das Ergebnis ist der Bruttoverkaufspreis des Produkts.
Damit Du mit Deinem Produkt den gewünschten Gewinn machen kannst, musst Du den Verkaufspreis richtig berechnen.
Rückwärtskalkulation
Die Rückwärtskalkulation wird nicht so häufig genutzt, um die Handelskalkulation zu berechnen. Trotzdem empfiehlt es sich, diese Methode zu kennen.
Rückwärtskalkulation-Schema – So funktioniert die Berechnung
Hierbei gehst Du andersherum vor als bei der Vorwärtskalkulation: Du fängst beim geplanten Verkaufspreis an und rechnest Schritt für Schritt zurück, um zu sehen, wie hoch Dein maximaler Ankaufspreis sein darf.
Rückwärtskalkulation – Beispielrechnung für die Praxis
Du möchtest ein Produkt für 119 € brutto verkaufen. Zuerst ziehst Du die 19 % Umsatzsteuer ab, womit 100 € übrigbleiben. Ziehst Du davon nun Deinen gewünschten Gewinn von 20 € ab, bleiben noch 80 €. Wenn Deine Handlungskosten bei 20 € liegen, ergibt sich daraus ein maximal möglicher Einstandspreis von 60 €.
Rückwärtskalkulation berechnen – Wichtige Formeln
Folgende Formeln sind für die Rückwärtskalkulation relevant:
- Nettoverkaufspreis = Bruttoverkaufspreis / (1 + Umsatzsteuersatz)
- Selbstkosten = Nettoverkaufspreis - Gewinn
- Listeneinkaufspreis = Selbstkosten - Handlungskosten
Wichtige Begriffe und Konzepte der Handelskalkulation
Du solltest einige wichtige Begriffe kennen, bevor Du die Handelskalkulation für Deine Produkte angehst.
Die zentralen Preisbestandteile
Um die Kalkulation zu verstehen, solltest Du die wichtigsten Preisbestandteile kennen. Jeder dieser Faktoren hat Einfluss darauf, ob Dein Geschäft am Ende wirklich profitabel läuft.
Listeneinkaufspreis (LEK) und Bezugskosten
Der Listeneinkaufspreis ist der Preis, den der Lieferant auf seiner Preisliste angibt. Hinzu kommen noch Bezugskosten, beispielsweise für Transport und Lieferung. Zusammen ergeben sie den Bezugspreis, der für Deine Kalkulation wichtig ist.
Selbstkostenpreis (SKP) und Handlungskosten
Der Selbstkostenpreis beinhaltet alle anfallenden Kosten und Zuschläge, die zusätzlich bei Dir im Unternehmen entstehen – etwa für Lagerung, Verwaltung oder Verkauf. Diese sogenannten Handlungskosten oder Anschaffungskosten werden auf die Bezugskosten aufgeschlagen.
Barverkaufspreis (BVK), Zielverkaufspreis (ZVK) und Bruttoverkaufspreis (BVP)
Der Barverkaufspreis ist der Preis, den Dein:e Kund:in nur für das Produkt zahlen muss. Der Zielverkaufspreis enthält mögliche Zahlungsziele und Aufschläge. In Kombination mit der Umsatzsteuer ergibt sich daraus der Bruttoverkaufspreis, den der/die Endkund:in schließlich bezahlt.
Handelskalkulation: Aufgaben und praktische Beispiele
Hier findest Du einige praxisnahe Handelskalkulation-Aufgaben zu den zwei Arten dieser Berechnung.
Praxisbeispiele zur Vorwärtskalkulation
Verkaufspreis mit und ohne Rabatte und Skonti:
- Beispiel: Berechnung des Verkaufspreises
Du kaufst ein Produkt für 10 € ein. Deine Handlungskosten betragen 0,50 € und Dein Gewinn soll 100 € sein. Daraus ergibt sich ein Nettoverkaufspreis von 110,50 € pro Stück. - Beispiel: Berücksichtigung von Rabatten und Skonti
Du hast Material für 100 € gekauft, wozu noch 20 € Herstellungskosten kommen. Angenommen, Dein Gewinn beträgt 30 €. Dein Barverkaufspreis liegt jetzt bei 150 €. Und du erhältst für schnelle Zahlung 10 % Rabatt und noch einmal 2 % Skonto. Also wird das Skonto mit 3,06 € und Rabatt mit 17,01 € abgezogen, was einen LVP von 170,07 € ergibt.
Diese Handelskalkulation-Beispiele helfen Dir, die Vorwärtskalkulation besser zu verstehen.
Praxisbeispiele zur Rückwärtskalkulation
Mit dieser Methode rechnest Du den Höchsteinkaufspreis aus und erfährst, wie Kostensteigerungen Deine Handelskalkulation beeinflussen.
- Beispiel: Berechnung des maximalen Einkaufspreises
Wenn Du Dein Produkt für 238 € brutto verkaufen willst, darf der Einkaufspreis maximal 120 € betragen, damit Du bei 40 € Handlungskosten noch 40 € Gewinn machst. Steigen beispielsweise Deine Transportkosten um 5 €, wirkt sich das direkt auf Deine Bezugskosten aus. In diesem Fall steigen die Handlungskosten auf 45 €, womit Dein Brutto-Verkaufswert auf 243 € angepasst werden muss.
Das Handelskalkulation-Schema im Überblick
Unten bieten wir Dir einen schnellen Überblick über das Schema der Vorwärts- und Rückwärtskalkulation:
Kalkulationsart | Formel | Beispiel |
Vorwärtskalkulation | Kosten + Gewinn + Umsatzsteuer = Verkaufspreis | 60 € + 20 € + 19 % MwSt. = 119 € |
Rückwärtskalkulation | Verkaufspreis - Gewinn - Handlungskosten = Einkaufspreis | 100 € - 20 € - 20 € = 60 € |
Fehler vermeiden: So optimierst Du Deine Handelskalkulation
In diesem Abschnitt zeigen wir Dir, welche Fehler häufig gemacht werden und wie Du sie vermeidest.
Häufige Fehler und Missverständnisse
Folgende Fehler kommen immer wieder vor:
- Unterschätzung der Nebenkosten
Oft werden zusätzliche Kosten wie Transport oder Versicherung nicht richtig eingeplant. Das führt schnell zu falschen kalkulatorischen Kosten und schmälert den Gewinn. - Falsche Annahmen über Rabatte und Skonti
Rabatte und Skonti sind zwar vorteilhaft, werden aber oft falsch eingerechnet.
Praktische Tipps für eine genaue Kalkulation
So klappt es ohne Fehler mit Deiner Handelskalkulation:
- Software-Tools
Mit modernen Kalkulationsprogrammen kannst Du Deine Berechnungen schnell und fehlerfrei durchführen. - Regelmäßige Kontrolle und Anpassung
Kosten verändern sich ständig. Deshalb solltest Du Deine Kalkulation regelmäßig überprüfen und bei Bedarf anpassen. - Schulung von Personal
Je besser Dein Team die Kalkulationsgrundlagen versteht, desto sicherer können Preisverhandlungen und Angebote gestaltet werden.
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