Die goldene Bilanzregel bedeutet, dass langfristiges gebundenes Vermögen durch langfristiges Kapital gedeckt werden soll. Dieser Artikel richtet sich an alle, die die finanzielle Stabilität eines Unternehmens gewährleisten und seine Bilanz richtig erstellen möchten.

Inhalt

Worin besteht die Goldene Bilanzregel?

Die goldene Bilanzregel ist ein grundlegendes Prinzip im Finanzmanagement. In ihrer engen Fassung stellt sie sicher, dass langfristig gebundenes Vermögen eines Unternehmens, wie Anlagevermögen mit Eigenkapital und langfristiges Umlaufvermögen, durch langfristiges Kapital gedeckt wird. Im Gegensatz dazu wird kurzfristiges Vermögen durch kurzfristiges Kapital finanziert. 

Wann wird die Goldene Bilanzregel erfüllt?

Die goldene Bilanzregel ist erfüllt, wenn langfristiges Vermögen vollständig durch langfristiges Kapital gedeckt ist. Dies sichert, dass langfristige Investitionen ohne finanzielle Engpässe realisiert werden können.

Beispiel: Ein Unternehmen kauft eine Produktionsanlage für 15 Jahre. Um die Regel zu erfüllen, sollte die Finanzierung durch Eigenkapital oder langfristige Darlehen erfolgen, was finanzielle Stabilität gewährleistet.

Wie berechnet man die Goldene Bilanzregel?

Die goldene Bilanzregel wird oft über verschiedene Deckungsgrade bestimmt.

Deckungsgrad 1

Deckungsgrad 1 gibt an, wie viel Prozent des Anlagevermögens durch das Eigenkapital gedeckt sind:

Deckungsgrad 1 = Eigenkapital / Anlagevermögen ≥1

Beispiel:

  • Eigenkapital: 500.000 €
  • Anlagevermögen: 1.000.000 €

Deckungsgrad 1 = 500.000 € / 1.000.000 € = 0,5

Ein Wert unter 1 zeigt, dass das Eigenkapital das Anlagevermögen nicht vollständig deckt.

Deckungsgrad 2

Deckungsgrad 2 berücksichtigt zusätzlich das langfristige Fremdkapital und zeigt an, inwieweit das Anlagevermögen durch Eigenkapital und langfristige Verbindlichkeiten gedeckt ist:

Deckungsgrad 2 = (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) / Anlagevermögen ≥ 1 

Beispiel:

  • Eigenkapital: 500.000 €
  • Langfristiges Fremdkapital: 600.000 €
  • Anlagevermögen: 1.000.000 €

Deckungsgrad 2 = (500.000 € + 600.000 €) / 1.000.000 €  = 1,1 

Ein Wert über 1 zeigt eine solide Finanzstruktur an.

Deckungsgrad 3

Deckungsgrad 3 bezieht auch das langfristige Umlaufvermögen mit ein:

Deckungsgrad 3 = (Eigenkapital + langfristiges Fremdkapital) / (Anlagevermögen + langfristiges Umlaufvermögen)  ≥ 1

Beispiel:

  • Eigenkapital: 500.000 €
  • Langfristiges Fremdkapital: 600.000 €
  • Anlagevermögen: 1.000.000 €
  • Langfristiges Umlaufvermögen: 300.000 €

Deckungsgrad 3 = (500.000 € + 600.000 €) / (1.000.000 € + 300.000 €) = 0,85

Ein Wert unter 1 deutet darauf hin, dass das Unternehmen das Anlagevermögen und das langfristige Umlaufvermögen nicht vollständig durch langfristige Finanzmittel decken kann.

Was passiert, wenn die Goldene Bilanzregel nicht eingehalten wird?

Wenn die goldene Bilanzregel nicht eingehalten wird, drohen finanzielle Instabilität und Liquiditätsprobleme in der Bilanz. Dies kann das Risiko von Insolvenzen erhöhen, insbesondere wenn kurzfristiges Kapital zur Finanzierung langfristiger Investitionen verwendet wird.

Beispiel

Ein Unternehmen, das eine 10-jährige Investition mit einem kurzfristigen Kredit finanziert, riskiert finanzielle Schwierigkeiten oder Insolvenz, wenn der Kredit nicht rechtzeitig refinanziert oder genügend Einnahmen erzielt werden.

Unterschiede zwischen der Goldenen Bilanzregel und der Finanzierungsregel

Die goldene Finanzierungsregel (auch Bankregel genannt) ist eine Reihe von Vorschriften, die die Methoden und Bedingungen für die Bereitstellung der notwendigen finanziellen Ressourcen für ein Unternehmen oder Projekt festlegen. Sie konzentriert sich auf die Fristenkongruenz von Kapital (Passiva) und Vermögen (Aktiva). Diese Regel stellt sicher, dass langfristige Investitionen durch langfristiges Kapital und kurzfristige Investitionen durch kurzfristiges Kapital finanziert werden.

Die goldene Bilanzregel hingegen geht darüber hinaus und berücksichtigt auch die Herkunft der Mittel. Sie betont die Notwendigkeit, nicht nur die kurzfristigen, sondern auch die langfristigen Aktiva durch Eigenkapital und langfristige Fremdmittel zu decken. Sie berücksichtigt auch die Qualität und Stabilität der Finanzierungsquellen.

Die Goldene Bilanzregel fordert, dass langfristige Aktiva, wie Anlagevermögen und Investitionen, nicht einfach durch irgendein langfristiges Kapital finanziert werden. Sie sollen vorwiegend durch Eigenkapital finanziert werden.

Lass uns betrachten, wie die Regeln beim Bau eines neuen Bürogebäudes für 10 Millionen Euro angewendet werden können.

Goldene FinanzierungsregelGoldene Bilanzregel

Diese verlangt, dass die Finanzierung der Vermögenswerte ihrer Nutzungsdauer entspricht. Das Unternehmen nimmt einen langfristigen Kredit in Höhe von 7 Millionen Euro auf. Der verbleibende Teil der Projektkosten in Höhe von 3 Millionen Euro wird durch kurzfristige Kreditlinien finanziert, um die laufenden Kosten zu decken.

Dies ermöglicht eine flexiblere Kapitalverwaltung, abhängig von den aktuellen Bedürfnissen des Projekts.

Diese legt den Schwerpunkt auf die Stabilität der finanziellen Struktur des Unternehmens.

Das Unternehmen verwendet 8 Millionen Euro aus eigenen Mitteln, was eine stabile finanzielle Basis schafft und die Abhängigkeit von externen langfristigen Krediten reduziert. 

Somit konzentriert sich die Goldene Bilanzregel auf die langfristige Stabilität und Beständigkeit der finanziellen Struktur.

Kritik an der Goldenen Bilanzregel

Obwohl die Goldene Bilanzregel ein klassisches Instrument ist, stellt sie nicht die optimale Lösung für alle Unternehmen dar. Sie erfordert eine strenge Übereinstimmung der Laufzeiten von Aktiva und Passiva. Dies kann wiederum die Flexibilität der Finanzstrategie einschränken, insbesondere in schnell wechselnden Marktbedingungen.

Es gibt Alternativen zur Goldenen Bilanzregel.

1. Hebeleffekt

Dieser Ansatz beinhaltet die Nutzung von Fremdkapital (Krediten, Anleihen und anderen Formen der Verschuldung), um den potenziellen Gewinn aus Investitionen zu erhöhen.

Ein Unternehmen wie Siemens nutzt den Hebeleffekt effektiv. Fremdkapital erhöht die Eigenkapitalrentabilität, auch wenn die goldene Bilanzregel dabei nicht berücksichtigt wird.

2. Diversifizierung der Finanzierungsquellen

Dieser Ansatz beinhaltet die Nutzung verschiedener Finanzierungsformen, um Risiken zu minimieren und die Abhängigkeit von einer einzigen Quelle zu reduzieren.

So nutzt Amazon sowohl langfristige als auch kurzfristige Verbindlichkeiten. Darüber hinaus gibt das Unternehmen Aktien aus, um seine Operationen zu finanzieren, was Flexibilität gewährleistet.

3. Politik der Gewinnthesaurierung

Das Unternehmen reinvestiert den erwirtschafteten Gewinn, anstatt ihn in Form von Dividenden auszuschütten.

Berkshire Hathaway konnte durch die Thesaurierung von Gewinnen erhebliche interne Ressourcen aufbauen, um neue Investitionen und Übernahmen zu finanzieren.

Die goldene Bilanzregel bleibt ein wichtiges Instrument, um langfristige finanzielle Stabilität eines Unternehmens sicherzustellen. Sie hilft, Liquiditätsengpässe zu vermeiden und langfristige Investitionen durch langfristiges Kapital abzusichern. Auch wenn es alternative Ansätze gibt, ist die goldene Bilanzregel für viele Unternehmen nach wie vor ein zentraler Leitfaden bei der Finanzplanung.

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