Das Minimum Viable Product (MVP) ist ein entscheidendes Konzept für Startups und Unternehmen, die ihre Produktidee mit minimalem Aufwand testen wollen. In diesem Artikel erfährst Du, was ein MVP ist, welche Vorteile es bietet und wie Du es erfolgreich entwickelst.

Inhalt

Minimum Viable Product: Definition und Bedeutung

Ein Minimum Viable Product (MVP) ist die Grundversion eines Produkts, die gerade genug Funktionen bietet, um erste Nutzer:innen zu gewinnen und wertvolles Feedback zu sammeln. 

Stell Dir beispielsweise vor, Du möchtest ein Startup gründen und einen Online-Shop für handgemachte Seifen eröffnen. Anstatt direkt eine komplexe Website mit tausenden Produkten, einem ausgeklügelten Bewertungssystem und integrierten Bezahlmöglichkeiten zu entwickeln, könntest Du mit einem MVP dieser Website beginnen. Dieses könnte zum Beispiel eine einfache Landingpage mit einer Auswahl Deiner beliebtesten Seifen, einer Bestellmöglichkeit per E-Mail und einer Bezahlmöglichkeit umfassen. Mit diesem einfachen Setup könntest Du schnell und kostengünstig testen, ob Interesse an Deinen Seifen besteht und welche Sorten besonders gefragt sind.

MVP: Bedeutung 

Die Bedeutung eines MVPs liegt vor allem in der Risikominimierung – Du investierst nur minimale Ressourcen in die Entwicklung eines Produkts, dessen Erfolg noch ungewiss ist. Durch das Feedback der ersten Nutzer:innen vermeidest Du, Zeit und Geld in Funktionen zu investieren, die niemand braucht. Stattdessen konzentrierst Du Dich auf die Kernfunktionen, die Deinen Kund:innen den größten Mehrwert bieten. Das MVP bietet sich besonders für Startups an. Auch Menschen, die sich mit digitalen Produkten selbstständig machen möchten, können von diesem Konzept profitieren.

MVP (Minimum Viable Product) vs. MVP (Most Viable Product): Abgrenzung und Unterschiede

Die Abkürzung MVP wird oft mit dem Begriff "Most Viable Product" verwechselt. Während ein Minimum Viable Product die minimal funktionsfähige Version eines Produktes ist, bedeutet ein Most Viable Product oder vollständiges Produkt die bestmögliche Umsetzung mit allen denkbaren Funktionen. Der Fokus liegt hier auf Perfektionismus und nicht auf schnellen Lern- und Anpassungsmöglichkeiten. 

Zurück zu unserem Seifen-Beispiel: Ein vollständiges Produkt wäre der perfekt gestaltete Online-Shop mit allen erdenklichen Funktionen. Allerdings könnte es sein, dass sich der Markt bereits verändert hat oder die Nachfrage nach handgemachten Seifen nicht so groß ist wie erwartet, sobald diese Website erstellt wurde. 

Ein MVP hingegen ermöglicht es dir, frühzeitig zu lernen und Dein Produkt basierend auf echtem Nutzerfeedback kontinuierlich zu verbessern. Du fängst also klein an und skalierst erst, wenn Du die Bestätigung hast, dass Dein Produkt den Bedürfnissen Deiner Zielgruppe entspricht. So erhöhst Du Deine Erfolgschancen und minimierst das Risiko eines Misserfolgs.

Ziele eines Minimum Viable Products

Ein MVP ist kein fertiges Produkt, sondern ein Testballon. Sein Ziel ist es, möglichst schnell zu zeigen, ob eine Produktidee ankommt und was die Zielgruppe wirklich braucht.

Die Funktionen Deines MVPs sollten sich auf den Kernwert Deines Produktes konzentrieren. Was ist das absolute Minimum, das Du anbieten musst, um die Bedürfnisse Deiner Kund:innen zu erfüllen? In unserem Beispiel wären dies Informationen zu den Seifen selbst, eine Bestellmöglichkeit und die Zahlungsabwicklung. Alles andere, beispielsweise Kundenbewertungen oder ein Blog, kann später hinzugefügt werden.

Ein MVP hilft Dir, Zeit und Kosten zu sparen, indem es unnötige Entwicklungsarbeit vermeidet. Du investierst nur in die wichtigsten Funktionen und vermeidest es, Ressourcen für Aspekte zu verschwenden, die sich später als unwichtig herausstellen. 

Stell Dir vor, Du hättest ohne MVP direkt eine aufwändige Website für Deine Produkte entwickelt, nur um dann festzustellen, dass die Nachfrage viel geringer ist als erwartet. Mit einem MVP hättest Du diesen Fehler vermieden und Dein Budget effektiver eingesetzt. Du kannst frühzeitig lernen, Anpassungen vornehmen und Dein Produkt basierend auf Kundenfeedback optimieren – und das ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Produkteinführung.

Minimum Viable Product entwickeln: Der richtige Weg

Ein erfolgreiches MVP entsteht nicht von heute auf morgen. Es erfordert ein strukturiertes Vorgehen, das sich an den Bedürfnissen der Zielgruppe orientiert. Hier sind die wichtigsten Schritte, die Du dabei befolgen solltest:

  1. Schritt 1: Marktanalyse und Zielgruppenbestimmung
    Bevor Du mit der Entwicklung beginnst, solltest Du wissen, wer Deine Zielgruppe ist und welche Bedürfnisse sie hat. Welche Probleme könntest Du beispielsweise mit Deinen Seifen lösen? Sind Deine Kund:innen eher an natürlichen Inhaltsstoffen, besonderen Düften oder einer luxuriösen Verpackung interessiert? Was sollte die Website basierend darauf bieten? Eine gründliche Marktanalyse hilft Dir, Deine Zielgruppe genau zu definieren und Dein MVP optimal auszurichten.
  2. Schritt 2: Definition der wichtigsten Funktionen
    Welche Funktionen sind unbedingt notwendig, um den Kernwert Deines Produktes zu vermitteln? Konzentriere Dich auf das Wesentliche und vermeide unnötigen Schnickschnack. In unserem Beispiel könnten Produktfotos, Beschreibungen, Preise und eine einfache Bestellfunktion nötig sein. Alles andere kann später hinzugefügt werden.
  3. Schritt 3: Prototyping
    Jetzt geht es darum, Deine Idee greifbar zu machen. Erstelle einen Prototyp Deines MVPs, der die wichtigsten Funktionen enthält. Dies kann auch ein handgemachtes Modell sein. In unserem Fall wäre eine einfache Landingpage ausreichend. Wichtig ist, dass Du Dein Produkt testen und Feedback sammeln kannst.
  4. Schritt 4: Tests und Validierung der Idee 
    Wende Dich nun an Deine Zielgruppe und sammle Feedback. Was gefällt den Kund:innen? Was könnte verbessert werden? Welche Funktionen fehlen? Nutze das Feedback, um Dein MVP zu optimieren und an die Bedürfnisse Deiner Kund:innen anzupassen. Ihr Feedback ist Gold wert und hilft Dir, Dein Produkt zum Erfolg zu führen.

MVP in der Praxis: Beispiele und Einsatzgebiete

Viele erfolgreiche Unternehmen haben mit einem MVP angefangen. Airbnb begann beispielsweise als einfache Landingpage, die Luftmatratzen in Privatwohnungen anbot. Dropbox testete seine Idee zunächst mit einem Erklärvideo, um die Nachfrage zu ermitteln. Diese Beispiele zeigen, dass ein MVP nicht perfekt sein muss, um erfolgreich zu sein.

Bei einem Blick auf die Beispiele bekannter Unternehmen wird klar, dass es mehrere MVP-Modelle gibt:

Bei einem Concierge-MVP musst Du alle Funktionen Deines Produkts oder Deiner Dienstleistung individuell ausführen – genau wie ein Concierge in einem Hotel. Du arbeitest persönlich mit Kund:innen zusammen, um ihre Probleme zu lösen. Die Gründer von Food on the Table haben zum Beispiel mit ihren ersten Kund:innen individuelle Mahlzeitenpläne erstellt, gingen dann einkaufen und lieferten jedem:r Kund:in die Lebensmittel persönlich.

Ein Wizard of Oz MVP wirkt wie ein fertiges Produkt oder eine Dienstleistung, ist es aber nicht. Tatsächlich wird die gesamte Funktionalität genau wie beim Concierge-MVP ebenfalls manuell ausgeführt. Trotz dieser Ähnlichkeit gibt es einen sehr wichtigen Unterschied zwischen beiden Methoden: Beim Wizard of Oz MVP glauben die Kund:innen, ein fertiges, automatisiertes Produkt zu benutzen. Sie wissen also nicht, was hinter den Kulissen passiert – nämlich, dass alle Abläufe manuell durchgeführt werden. Bei der Concierge-Methode hingegen erhalten die Kund:innen eine personalisierte Dienstleistung und wissen dies.

Smoke Test: Ein Smoke Test dient dazu, das Interesse an einem Produkt zu testen, bevor es überhaupt entwickelt wird. In unserem Beispiel könntest Du hierfür eine Landingpage erstellen, die Deine Seifen zunächst nur bewirbt und die Möglichkeit bietet, sich für einen Newsletter anzumelden. So kannst Du die Nachfrage abschätzen, bevor Du in die Produktion gehst.

Typische Fehlerquellen bei der MVP-Entwicklung

Es ist nicht immer möglich, ein erfolgreiches MVP zu entwickeln, das genauso erfolgreich ist wie in den oben genannten Beispielen. Oft machen angehende Unternehmer:innen bei der Entwicklung ihres MVPs folgende Fehler:

  • Zu viele Funktionen: Konzentriere Dich auf das Wesentliche und vermeide den sogenannten "Feature Creep".
  • Zu wenig Feedback: Hole regelmäßig Feedback von Deiner Zielgruppe ein.
  • Zu lange Entwicklungszeit: Ein MVP sollte schnell entwickelt und getestet werden.
  • Ignorieren von negativem Feedback: Negatives Feedback ist genauso wertvoll wie positives Feedback.

Vorteile eines Minimum Viable Products

Die Entwicklung eines MVPs bietet zahlreiche Vorteile:

  • Schnellere Markteinführung 
    Du bringst Dein Produkt schneller auf den Markt und verschaffst Dir so einen Wettbewerbsvorteil. Anstatt Monate oder Jahre in die Entwicklung eines perfekten Produkts zu investieren, kannst Du mit einem MVP innerhalb weniger Wochen erste Kund:innen gewinnen.
  • Risikominimierung
    Du kannst Deine Produktidee frühzeitig testen und minimierst das Risiko, in ein Produkt zu investieren, das nicht gewünscht ist. Durch das Feedback Deiner ersten Nutzer:innen kannst Du Dein Produkt iterativ verbessern und an die Marktbedürfnisse anpassen.
  • Kostenreduktion
    Du sparst Entwicklungskosten, indem Du Dich auf die wichtigsten Funktionen konzentrierst. Statt Funktionen zu entwickeln, die sich später als überflüssig erweisen, investierst Du anfangs nur in das, was Deine Kunden wirklich brauchen.
  • Flexibilität
    Mit einem MVP kannst Du flexibel auf Marktveränderungen und Kundenfeedback reagieren. Du kannst Dein Produkt schnell anpassen und neue Funktionen hinzufügen, ohne große Ressourcen investieren zu müssen. So bleibst Du agil und kannst Dich schnell an neue Trends anpassen. Kurz gesagt: Ein MVP ermöglicht Dir, "schnell zu scheitern, schnell zu lernen und schnell zu iterieren".

MVP und Online-Marketing: Ein starkes Duo

Ein MVP und Online-Marketing sind die perfekte Kombination für eine erfolgreiche Produkteinführung. Online-Marketing bietet Dir die Möglichkeit, Deine Zielgruppe direkt anzusprechen und wertvolles Feedback zu Deinem MVP zu sammeln.

Nutze gezielte Werbekampagnen auf Plattformen wie Google Ads oder Social Media, um potenzielle Kund:innen auf Dein MVP aufmerksam zu machen. A/B-Tests helfen Dir dabei, die effektivsten Werbebotschaften und Kanäle zu identifizieren. 

Außerdem ist es von Vorteil, den Nutzer:innen einfache Möglichkeiten zu bieten, Feedback zu geben, beispielsweise durch Online-Umfragen, Feedback-Formulare oder Social-Media-Gruppen. Analysiere das Feedback sorgfältig und nutze es, um Dein MVP zu optimieren. So erfährst Du rasch, was die größten Pain Points Deiner Nutzer:innen sind und welche Funktionen sie sich wünschen.

MVP als eine der Lean-Startup-Methoden

Der MVP-Ansatz ist ein zentrales Element der Lean-Startup-Methodik. Sie basiert auf dem Prinzip "Build-Measure-Learn". Du entwickelst ein MVP (Build), misst die Ergebnisse (Measure) und lernst aus dem Feedback (Learn). Dieser iterative Prozess ermöglicht Dir, Dein Produkt kontinuierlich zu verbessern und an die Bedürfnisse Deiner Nutzer:innen anzupassen. Durch die Kombination von MVP und Online-Marketing erfährst Du zudem schnell und effizient, was Deine Kund:innen wollen. So kannst Du Dein Produkt zum Erfolg führen.

Herausforderungen und Risiken beim MVP-Ansatz

Obwohl der MVP-Ansatz viele Vorteile bietet, birgt er auch Herausforderungen und Risiken. Ein MVP kann scheitern, wenn: 

  • es nicht den Bedürfnissen der Zielgruppe entspricht,
  • das Feedback der Nutzer nicht berücksichtigt wird,
  • die Entwicklung zu lange dauert oder der Markt sich schneller ändert als erwartet,
  • das MVP durch mangelndes Marketing nicht genügend Nutzer erreicht, um aussagekräftiges Feedback zu sammeln.

Der schmale Grat zwischen „minimal“ und „nicht marktfähig"
Die größte Herausforderung besteht darin, die richtige Balance zwischen Minimalismus und Funktionalität zu finden. Ein MVP sollte nur die wichtigsten Funktionen enthalten, aber dennoch benutzerfreundlich und ansprechend sein. Ein zu rudimentäres MVP kann potenzielle Kunden abschrecken und ein falsches Bild vom Endprodukt vermitteln.

Probleme bei der Skalierung
Wenn Dein MVP erfolgreich ist und die Nachfrage steigt, kann es zu Skalierungsproblemen kommen. Dein anfänglich einfacher Ansatz muss möglicherweise schnell überdacht, angepasst oder neu entwickelt werden, um dem wachsenden Kundenansturm gerecht zu werden.

Lösungsstrategien für die Herausforderungen der MVP-Entwicklung

Um diese Herausforderungen zu meistern, ist es wichtig, von Anfang an eine klare Strategie zu haben. Nur so kannst Du regelmäßig Feedback einholen und flexibel auf Veränderungen reagieren. Plane im Voraus, wie Du Dein MVP skalieren kannst, und sei bereit, Dein Produkt kontinuierlich anzupassen und zu optimieren. Die agile Entwicklungsmethode kann hierbei hilfreich sein, um flexibel auf neue Anforderungen zu reagieren. Definiere auch klare Metriken, um den Erfolg Deines MVPs zu messen und datenbasierte Entscheidungen treffen zu können. 

Hast Du bereits Angestellte, ist die Zusammenarbeit zwischen Entwicklung, Marketing und Kundenservice entscheidend, um schnell auf Feedback reagieren und Anpassungen vornehmen zu können. So minimierst Du Risiken und maximierst Deine Chancen auf eine erfolgreiche Produkteinführung.

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