Die Bilanzsumme ist eine der wichtigsten Kennzahlen im Rechnungswesen und bildet das Fundament jeder Bilanz. Sie zeigt auf einen Blick, wie groß ein Unternehmen in Bezug auf Vermögen und Kapitalstruktur ist. In diesem Artikel erfährst Du, wie die Bilanzsumme-Definition lautet, wie sie sich zusammensetzt und wie man sie richtig einordnet.

Inhalt

Was ist die Bilanzsumme?

Die Bilanzsumme wird auch Bilanzvolumen genannt und stellt den Gesamtwert aller Vermögensgegenstände und Finanzierungsmittel dar, die in der Bilanz eines Unternehmens zum Bilanzstichtag ausgewiesen werden. Beide Seiten müssen nach dem Prinzip der doppelten Buchführung immer gleich hoch sein:

Summe der Aktiva = Summe der Passiva

Oder vereinfacht: Das Vermögen des Unternehmens entspricht der Summe seiner Finanzierungsmittel. Dieses Verhältnis ist laut § 266 HGB korrekt auszuweisen und dient als Grundlage für Vergleiche und Analysen.

Aktivseite (Mittelverwendung):

  • Anlagevermögen
  • Umlaufvermögen
  • immaterielle Vermögensgegenstände
  • liquide Mittel

Passivseite (Mittelherkunft):

  • Eigenkapital, zum Beispiel gezeichnetes Kapital
  • Fremdkapital
  • Rückstellungen

Bedeutung für Investoren, Banken und Geschäftsführung

Die Bilanzsumme spielt für unterschiedliche Zielgruppen eine zentrale Rolle:

  • Investor:innen analysieren damit die Entwicklung der Unternehmensgröße und die Vermögensstruktur.
  • Banken nutzen die Bilanzsumme zur Einschätzung von Bonität und Sicherheiten.
  • Die Geschäftsführung verwendet sie zur strategischen Planung, insbesondere bei Finanzierungsentscheidungen.

Zusammenhang mit weiteren Kennzahlen

Viele betriebswirtschaftliche Kennzahlen basieren auf der Bilanzsumme oder setzen sie ins Verhältnis zu anderen Werten. Dazu zählen unter anderem:

  • Eigenkapitalquote = (Eigenkapital / Bilanzsumme) x 100
  • Anlagenintensität = (Anlagevermögen / Bilanzsumme) x 100
  • Return on Assets (ROA) = (Jahresüberschuss / Bilanzsumme) x 100

Diese Kennzahlen ermöglichen eine fundierte Einschätzung der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens, insbesondere im Zeitverlauf oder im Vergleich zu anderen Unternehmen der Branche.

Bilanzsumme vs. Umsatz: Die wichtigsten Unterschiede

Die Bilanzsumme zeigt Vermögen und Kapital zu einem Stichtag, der Umsatz hingegen die Erlöse über einen Zeitraum. Hier sind die wichtigsten Unterschiede im Überblick:

KriteriumBilanzsummeUmsatz
Art der GrößeBestandsgrößeStromgröße
Zeitbezugzeitpunktbezogen (Bilanzstichtag)zeitraumbezogen (beispielsweise Geschäftsjahr)
InhaltSumme von Aktiva und PassivaErlöse aus Verkäufen und Dienstleistungen
Ort in der RechnungBilanzGewinn- und Verlustrechnung (GuV)

Beispiel: Ein Unternehmen kann über umfangreiche Maschinen und Immobilien verfügen, was einer hohen Bilanzsumme entspricht, aber nur einen geringen Umsatz erzielen, etwa bei stark saisonabhängigen Geschäften oder in der Aufbauphase.

Bilanzsumme berechnen: So funktioniert’s

Die Bilanzsumme zeigt auf einen Blick, wie groß und kapitalintensiv ein Unternehmen ist. Aber was genau steckt dahinter und wie wird sie berechnet?

Berechnung über die Aktivseite

Wenn die Bilanzsumme anhand der Aktivseite berechnet wird, werden sämtliche Vermögenswerte des Unternehmens berücksichtigt:

Bilanzsumme = Anlagevermögen + Umlaufvermögen + Rechnungsabgrenzungsposten

Berechnung über die Passivseite

Hier fließen Eigenkapital, Schulden und Rückstellungen ein, die gemeinsam die Herkunft der Mittel abbilden:

Bilanzsumme = Eigenkapital + Fremdkapital + Rückstellungen + Rechnungsabgrenzungsposten

Hinweis: Die Werte werden zum Buchwert angesetzt, nicht zum Marktwert. Für eine aussagekräftige Bewertung sollte die Bilanzsumme daher stets im Zusammenhang mit anderen Kennzahlen und Entwicklungen betrachtet werden.

Bilanzsumme: Beispiel

Um die Bilanzsumme besser nachvollziehen zu können, hilft ein einfaches Beispiel:

AktivseiteBetrag (€)PassivseiteBetrag (€)
Anlagevermögen500.000Eigenkapital600.000
Umlaufvermögen300.000Fremdkapital wie Bankdarlehen200.000
Bilanzsumme800.000Bilanzsumme800.000

Eine Bilanzsumme von 800.000 Euro zeigt den Gesamtwert des eingesetzten Vermögens beziehungsweise der Kapitalquellen. Ob das Unternehmen damit solide aufgestellt ist, hängt von weiteren Kennzahlen wie der Eigenkapitalquote ab.

In der Praxis muss die Summe der Aktiva immer der Summe der Passiva entsprechen. Die Bilanzsumme ergibt sich aus der Addition aller Werte auf einer der beiden Seiten.

Bilanzverkürzung vs. Bilanzverlängerung: Unterschiede, Ursachen und Beispiele

Die Bilanzsumme kann sich im Laufe des Geschäftsjahres verändern – je nachdem, welche Art von Geschäftsvorfall vorliegt:

  • Bilanzverlängerung: Die Bilanzsumme erhöht sich auf beiden Seiten.

Beispiel: Ein Unternehmen kauft eine Maschine auf Ziel. Das Anlagevermögen (Aktivseite) steigt, gleichzeitig nehmen die Verbindlichkeiten (Passivseite) zu.

  • Bilanzverkürzung: Die Bilanzsumme sinkt auf beiden Seiten.

Beispiel: Ein Kredit wird zurückgezahlt. Das Bankguthaben (Aktivseite) und die Bankverbindlichkeiten (Passivseite) nehmen ab.

Unveränderte Bilanzsumme: Tauschvorgänge

Bei Aktiv- oder Passivtausch bleibt die Bilanzsumme unverändert. Beim Aktivtausch wird Vermögen umgeschichtet, etwa wenn Bargeld vom Konto abgehoben wird. Beim Passivtausch ändert sich die Finanzierungsstruktur. Ein Beispiel ist die Umwandlung einer kurzfristigen in eine langfristige Verbindlichkeit.

Was ist eine gute Bilanzsumme?

Die Bilanzsumme allein lässt keine direkte Aussage über den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens zu. Ob sie als „gut“ angesehen werden darf, hängt stark vom Kontext ab – insbesondere von der Branche, der Unternehmensgröße und der Kapitalstruktur.

Wie lässt sich die Bilanzsumme bewerten?

Eine hohe Bilanzsumme kann auf ein umfangreiches Anlagevermögen oder auf starkes Wachstum hindeuten. Gleichzeitig kann sie aber auch Ausdruck einer hohen Verschuldung sein. Aussagekräftiger ist daher das Verhältnis der Bilanzsumme zu anderen Kennzahlen, etwa zur Eigenkapitalquote oder zur Umlaufintensität.

Branchenspezifische Unterschiede

Was als „gute“ Bilanzsumme gilt, ist je nach Branche unterschiedlich:

  • Industrieunternehmen weisen häufig durch kostenintensive Produktionsanlagen bedingte, hohe Bilanzsummen auf.
  • Dienstleistungsbetriebe oder IT-Unternehmen arbeiten oft mit vergleichsweise geringer Bilanzsumme, da sie weniger physisches Kapital benötigen.

Entscheidend ist also nicht die absolute Höhe, sondern die Struktur und Entwicklung im Zeitverlauf sowie der Vergleich mit ähnlich aufgestellten Unternehmen.

Welche Auswirkungen haben Geschäftsvorfälle auf die Bilanzsumme?

Die Bilanzsumme reagiert unterschiedlich auf Geschäftsvorfälle, je nachdem, welche Bilanzposten betroffen sind. Aber nicht jede Buchung führt automatisch zu einer Veränderung der Bilanzsumme. Hier sind einige Beispiele:

  • Kauf einer Maschine auf Ziel: Das Anlagevermögen steigt, gleichzeitig erhöhen sich die Verbindlichkeiten. Die Bilanzsumme steigt.
  • Tilgung eines Darlehens: Das Bankguthaben sinkt und die Verbindlichkeiten nehmen ab. Die Bilanzsumme verringert sich.
  • Abheben von Bargeld vom Bankkonto: Der Kassenbestand steigt, das Bankguthaben sinkt. Die Bilanzsumme bleibt unverändert.
  • Umwandlung von kurzfristiger Verbindlichkeit in langfristiges Darlehen: Es erfolgt eine Umstrukturierung innerhalb der Passivseite. Die Bilanzsumme bleibt gleich.

Diese Buchungssätze verdeutlichen, dass die Bilanzsumme stets im Zusammenhang mit dem jeweiligen Geschäftsvorfall interpretiert werden muss.

Bilanzsumme in der Bilanz richtig ausweisen

Die Bilanzsumme wird am Ende der Aktiv- und Passivseite ausgewiesen. Laut § 266 HGB ist sie kein eigener Posten, muss aber rechnerisch korrekt dargestellt sein. Folgende wichtige Punkte sollten beachtet werden:

  • Die Gliederung der Bilanz erfolgt nach gesetzlich vorgegebenen Schemata.
  • Auf der Aktivseite werden Vermögenswerte geordnet nach Liquidität dargestellt.
  • Die Passivseite zeigt Eigenkapital, Rückstellungen und Verbindlichkeiten.
  • Die Bilanzsumme steht jeweils unterhalb der beiden Seiten als Abschluss der Aufstellung.

Steuerliche und rechtliche Relevanz

Die Bilanzsumme dient als Grundlage für:

  • die Einordnung in Größenklassen nach HGB (§ 267),
  • die Offenlegungspflichten von Kapitalgesellschaften und
  • steuerliche Bewertungen, beispielsweise bei Betriebsprüfungen oder Investitionsabzugsbeträgen.

Eine formgerechte Darstellung ist daher nicht nur buchhalterisch, sondern auch rechtlich bedeutsam.

Mit Buchhaltungssoftware die Bilanzsumme optimal vorbereiten

Gerade kleine und mittlere Unternehmen profitieren davon, ihre Buchführung mit Softwarelösungen zu digitalisieren – insbesondere im Hinblick auf die Bilanzsumme. Aber es gibt noch weitere Vorteile:

  • automatische Erfassung und Kategorisierung von Geschäftsvorfällen
  • übersichtliche Darstellung von Aktiva und Passiva
  • Zeitersparnis bei Jahresabschluss und Steuererklärung
  • Exportfunktionen für Steuerberater:innen oder Finanzämter

Hilfreiche Tools für die Buchhaltung und Bilanzvorbereitung sind etwa DATEV, Mein ELSTER und GetMyInvoices. Auch Cloud-Dienste wie Dropbox oder Google Drive können zur sicheren Dokumentenablage beitragen.

FAQ

Warum ist die Bilanzsumme kein direktes Maß für den Unternehmenswert?

Sie bildet nur Buchwerte ab und berücksichtigt keine immateriellen Werte oder Zukunftspotenziale.

Warum kann die Bilanzsumme im Laufe des Jahres stark schwanken?

Schwankungen können durch Investitionen, Kredittilgungen, Verkäufe oder veränderte Rückstellungen hervorgerufen werden.

Welche Bilanzposten haben den größten Einfluss auf die Bilanzsumme?

Anlagevermögen, Umlaufvermögen, Eigenkapital und langfristige Verbindlichkeiten haben normalerweise den größten Einfluss.

Wie verändert sich die Bilanzsumme bei einer Umwandlung der Unternehmensform?

Die Bilanzsumme kann steigen, sinken oder gleich bleiben – je nachdem, ob Vermögenswerte eingebracht, stille Reserven aufgedeckt oder Verbindlichkeiten übernommen werden. Die konkrete Veränderung hängt von Art und Umfang der Umwandlung ab.

Welche steuerlichen Auswirkungen kann eine hohe Bilanzsumme haben?

Sie kann zu strengeren Offenlegungspflichten und Prüfungspflichten führen, etwa bei der Überschreitung von Größenklassen nach dem HGB.

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